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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Stevens erklärte daraufhin würdevoll, dies sei wohl der Grund, weshalb Jonas in einem Stück in den Magen des Wals gelangt sei, dank Gottes weisen Ratschlusses. Und überhaupt, wenn Gott entscheide, dass dieses oder jenes Ungeheuer diesen oder jenen Missionar verschlucke, so seien fehlende Kauwerkzeuge da wohl kein Hindernis.
    Als Nora Elias davon erzählte, erheiterte der damit gleich am Abend die Männerrunde am Tisch des Kapitäns und stieß vergnügt mit den Offizieren auf Jonas, den Wal und weltfremde Geistliche an.
    Als sich das Schiff ein paar Tage später den Kanarischen Inseln näherte und das mitteleuropäische Winterwetter langsam freundlicheren Temperaturen wich, führten Noras häufige Deckaufenthalte allerdings zur ersten Verstimmung in ihrer jungen Ehe. Nora hatte anfänglich stets einen spitzenbesetzten Sonnenschirm mitgeführt, wenn sie an Deck flanierte, aber mit fortschreitender Reise kam es ihr dumm und affektiert vor, sich hier zu gebärden wie eine Dame im St. James’ Park. Sie ließ zunächst den Reifrock weg, was niemand kommentierte. Mrs. Stevens pflegte auch keinen zu tragen und besaß überhaupt nur sehr schlichte Kleider. Nora wusste nicht, ob sie aus einfachen Verhältnissen stammte oder ob ihr Stand als Gattin eines Geistlichen den Verzicht auf Luxus forderte, aber ihre Ausstattung unterschied sich kaum von derjenigen der Arbeiterfrauen im Eastend. Allerdings besaß sie einen Sonnenschirm und trug ihn stets mit sich, sobald das Wetter besser wurde. Nora dagegen ließ den ihren in der Kabine. Das Ding störte sie nur, wenn sie sich über die Reling beugte, um Delfine und Wale zu entdecken, und es forderte Anstrengung, es festzuhalten, wenn es windete. Auf dem Atlantik wehte oft eine steife Brise, und Nora liebte es, ihr Haar zu lösen und den Wind ihr Gesicht umspielen zu lassen. Sehr schnell bräunte ihr heller Teint in Seeluft und Sonne.
    Elias schien das erst nicht zu bemerken, er sah Nora praktisch nur bei den Mahlzeiten, welche die Passagiere zusammen mit dem Kapitän und seinen Offizieren einnahmen. In der Offiziersmesse unter Deck herrschte stets Halbdunkel, und Elias schien seine junge Frau auch nicht so anziehend zu finden, dass er kaum den Blick von ihr wenden konnte. Dann traf er sie aber eines Tages an Deck, das Haar offen im Wind und das Gesicht schutzlos der Sonne ausgesetzt.
    »Nora, bist du noch bei Sinnen?«, rief er. Nora schreckte auf, als er sie so rüde anfuhr.
    »Wie läufst du hier herum? Hol dir sofort einen Sonnenschirm und einen Hut, und am allerbesten gehst du unter Deck, wie es sich schickt für eine Lady!«
    Nora runzelte die Stirn. »Ich habe nicht mit den Männern getändelt«, erklärte sie beleidigt.
    Tatsächlich arbeiteten nur drei Matrosen in ihrer Nähe, und die hatten mit der Takelage genug zu tun, sie schienen Nora kaum zu bemerken.
    Elias machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das will ich auch schwer hoffen«, bemerkte er. »Aber da mach ich mir keine Sorgen. Der Kapitän ist ein harter Hund, wenn der einen Matrosen mit einem von euch Weibern erwischt, lässt er ihn kielholen … Aber du … Herr im Himmel, ich habe mir doch keine Lady aus England geholt, damit sie sich hier braun brennen lässt wie eine Mulattin!« Nora hatte noch an dem abschätzigen Ausdruck »Weiber« zu knacken. Sie verstand nicht recht, was Elias wollte, aber jetzt nahm er sie hart am Arm und schob sie in Richtung Unterdeck. »Geh jetzt sofort hinunter und mach etwas mit deinem Gesicht. Bleichmittel vielleicht oder was ihr da sonst an Sachen kennt für die vornehme Blässe. Aber komm mir nicht wie eine Negerin in Kingston an!«
    Nora, der während der Überfahrt kein Spiegel zur Verfügung stand, begann erst jetzt zu begreifen, worum es ging. Sie hätte nie gedacht, dass die vornehme Blässe, um die man sich in England bemühte, dem jamaikanischen Pflanzer derart wichtig war, dennoch hielt sie sich von jetzt an zurück. Zwar fand sie Elias’ Reaktion übertrieben und beleidigend, aber sie hatte natürlich nicht vor, in der besseren Gesellschaft ihrer neuen Heimat gleich negativ aufzufallen. Wie sie leicht gebräunte Haut allerdings auf Dauer vermeiden sollte, wenn sie erst in der allgegenwärtigen Karibiksonne ausging und ritt, konnte sie sich nicht vorstellen. Das war schließlich schon bei ihren Ausritten und Spaziergängen im St. James’ Park nicht gelungen, aber Simon hatte es nichts ausgemacht.
    Deine Haut wird so golden wie dein Haar, hatte er bewundernd gesagt,

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