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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Job, Lady. Also lassen Sie mich jetzt bitte fortfahren.«
    »Den Teufel werde ich tun!«, sagte Nora couragiert. »Der Mann ist jetzt schon halb tot, und ich glaube nicht, dass dies im Sinne meines Gatten ist. Wie ich gehört habe, sind zwanzig Peitschenhiebe hier sonst die Höchststrafe!«
    Die Sklaven auf dem Platz vor ihr lauschten gespannt. Truman ließ seine Blicke über sie gleiten.
    »In Anbetracht der Schwere des Vergehens …«, führte er dann an.
    »Dann erklären Sie mir das mal genauer«, forderte Nora ihn auf. »Wen hat der Mann zu was angestachelt? Einzelheiten bitte, Mr. Truman, keine allgemeinen Anschuldigungen.«
    Truman gab einen theatralischen Seufzer von sich, der Nora eigentlich schon genügt hätte, ihn wegen unbotmäßigen Verhaltens zu feuern. Allerdings hatte sie dazu sicher nicht das Recht, wahrscheinlich hätte Elias ihr Verhalten nicht gefallen. Aber das war jetzt egal, ihrem Gatten würde sie später gegenübertreten.
    »Wird’s bald, Mr. Truman?«
    Der Aufseher zeigte auf einen anderen Sklaven, der mit gebundenen Händen in der ersten Reihe stand und offensichtlich seine eigene Strafe erwartete.
    »Den da!«, erklärte Truman. »Erschien heute Morgen nicht zur Arbeit, und als ich ihn in der Hütte aufstöberte, erklärte er doch tatsächlich, Akwasi habe ihm gesagt, er solle liegen bleiben. Und kaum hab ich den Kerl hochgescheucht, da kommt unser Freund Akwasi aus der nächsten Hütte und redet auf einen anderen Faulpelz ein. Der ließ sich allerdings nicht beeinflussen. War auf dem Weg zur Arbeit. Sein Glück.«
    Nora folgte seinem Blick mit den Augen und meinte, den »glücklichen« Sklaven zu erkennen. Ein älterer Mann, grau im Gesicht und mager. Anscheinend konnte er sich nur mühsam aufrecht halten.
    »Der Mann scheint mir krank zu sein«, meinte Nora und wandte sich dann an den Gefesselten. »Und du? Warum wolltest du nicht zur Arbeit?«
    Während der Sklave noch nach Worten suchte, erkannte Nora einen schmutzigen Verband um seinen Fuß und sah jetzt auch, dass er sich auf einen Stecken stützte. Der Verband war kaum mehr als ein Lappen und fast schwarz von Fliegen, er musste von Blut oder Eiter durchweicht sein.
    »Nimm das mal ab!«, sagte Nora. »Máanu, hilf ihm, wenn er es nicht allein schafft, und er soll sich um Himmels willen dazu hinsetzen, er kann doch nicht auf einem Bein balancieren.«
    »Die Männer haben der Bestrafung stehend beizuwohnen«, bemerkte Truman.
    Nora blitzte ihn an. »Die Bestrafung, Mr. Truman, ist zu Ende. Zumindest vorerst, ich … O Gott!«
    Der Mann hatte sich inzwischen auf den Boden gesetzt, und Nora blickte auf die Wunde an seinem Fuß, die Máanu freilegte. Irgendetwas Scharfes, wahrscheinlich eine Machete, war in seine Fußsohle eingedrungen. Die Wunde war lang, aber nicht sehr tief, wahrscheinlich waren keine Knochen und Sehnen verletzt. Aber sie war klaffend offen, und offensichtlich hatte niemand sie richtig gereinigt. Jetzt sah Nora Eiter und Blut und auch schon die ersten Fliegenmaden im Fleisch.
    »Und damit sollte der Mann arbeiten?«, fragte Nora wütend. »Damit haben Sie ihn aufs Feld geschickt, tagelang?« Der Mann musste Toby sein, von dem Máanu und Akwasi gesprochen hatten.
    »Diese Kerle fügen sich solche Wunden selbst zu!«, behauptete Truman. »Um sich zu drücken. Wenn wir sie dann pausieren lassen, machen’s andere sofort nach … Glauben Sie mir, Missis, die sind mit allen Wassern gewaschen, die …«
    »Nich selbst gemacht …«, wimmerte Toby. »Missis nicht glauben. Toby nicht schlechter Nigger …«
    »Kein Mensch fügt sich so eine Wunde selbst zu!«, sagte Nora. »Dabei könnte er sich ja den Fuß abhacken. Und wie auch immer die Verletzung zustande gekommen ist: Meinem Mann ist kein guter Dienst damit erwiesen, wenn ihm ein …«, sie meinte, an dem Wort ersticken zu müssen, aber dann sprach sie es doch aus, »… wenn ihm ein wertvoller Sklave stirbt oder sein Bein verliert, weil man eine Wunde nicht behandelt hat.«
    Truman biss sich auf die Lippen. Dieses Argument hatte deutlich Gewicht. Nora sah, dass der Mann bereit schien einzulenken.
    »Ich … äh … wusste nicht …«
    Nora atmete im Stillen auf. »Wahrscheinlich wurden Sie einfach nicht über das wahre Ausmaß der Verletzung informiert«, erklärte sie, obwohl sie sich selbst dafür hasste. »Was sicher auch auf ein Fehlverhalten der beteiligten Leute zurückzuführen ist. Du hast es zweifellos versäumt, Toby, deinen Aufseher rechtzeitig von der

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