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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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gleich zu Beginn einen Mißerfolg. Aus Zweigen und Palmblättern fertigte ich einen großartigen Schirm an; als ich ihn jedoch benutzen
    wollte, erwies er sich als unbrauchbar. Mit einem solchen Ungetüm konnte ich mich unmöglich durch das Dickicht hindurchwinden. Außerdem verscheuchte mir der Schirm das Wild. Schließlich warf ich das unsinnige Ding in den Winkel, ohne es weiter zu benutzen.
    Auch mit der Kleidung vertrödelte ich viel Zeit. Der Anzug, in dem ich mich gerettet hatte, sowie die in der Kiste vorgefundenen Kleidungsstücke waren in dem stachligen Dickicht bald zerfetzt. Ich sah den Tag kommen, an dem ich nichts mehr anzuziehen haben würde.
    Von den verspeisten Hasen hatten sich bisher etwa ein Dutzend Felle angesammelt, und bei einigermaßen gutem Willen ließ sich daraus eine Art Gewand herrichten. Aber der bloße Gedanke, in der herrschenden Hitze einen solchen Pelz zu tragen, machte mich schwach. Unter dem Leinenhemd lief der Schweiß in Strömen herab, was würde aber erst unter dem Pelz geschehen? Nein, ich könnte nicht glauben, daß Robinson in Fellen einhergegangen sei und sich dabei in diesem Klima wohl gefühlt habe.
    Ich überwand die falsche Scham und lief, um die Kleidung zu schonen, bis auf einen Lendenschurz nackt umher. Meine Haut, die mit der Zeit mehr der eines Indianers als eines weißen Mannes glich, wurde immer widerstandsfähiger gegen die Sonnenstrahlen. Auf meinem Kopfe wuchs ein üppiger Schopf, die langen Haare fielen mir in den Nakken, und dieser natürliche Schutz genügte vollauf. So war ich tagsüber unbekleidet, nachts dagegen zog ich das Hemd über, da es in der Höhle mitunter empfindlich kalt zu sein pflegte.
    Meine Lederschuhe waren zerrissen und begannen auseinanderzufallen. Ich band mir Holzsandalen unter die Füße; da sie mich jedoch behinderten, warf ich sie bald beiseite. Mehr und mehr gewöhnte ich mich daran, barfuß zu gehen. Bald wurden die Fußsohlen auch genügend hart, und ich brauchte keine Schuhe mehr. „Ein Wilder!" würde wohl manch überkluger Windbeutel ausrufen. „Vielleicht tatsächlich ein Wilder!" würde ich erwidern. Lebte ich denn nicht auf einer Insel unter den Bedingungen eines Wilden, der nicht einmal Feuer besaß? Mußte ich denn nicht, wenn ich die schwere Zeit überdauern wollte, wie die Menschen leben, die als Wilde bezeichnet werden?
    Feuer! — Diesen Mangel empfand ich immer schmerzlicher! Die rohe Kost hatte ich schon gründlich über, und obwohl die Krankheiten während der ersten Tage meines hiesigen Aufenthalts überwunden waren, so merkte ich doch, daß der dauernde Genuß rohen Fleisches neue Gebrechen nach sich ziehen würde. Wieder suchte ich einen Feuerstein und schlug ihn gegen andere Steine. Doch auch diesmal vergebens. Ich schlug keinen rettenden Funken.
    Da schoß mir eines Morgens ein glücklicher Gedanke durch den Kopf, daß ich mir an die Stirn schlug und einen Freudenschrei ausstieß. Wie hatte ich das bei all den Plackereien bloß so ganz vergessen können! Von Anbeginn besaß ich doch einen vorzüglichen Feuerstahl, ich brauchte ihn nur zu nehmen, und was für einen Feuerstahl, haha! Die Feuerschloßpistole von der Leiche des Kapitäns! Wohl hatte ich kein Pulver und konnte nicht schießen. Wenn ich jedoch den Hahn spannte und abdrückte, wäre es mir da nicht möglich, einen Funken zu erzeugen?
    Geschwind lief ich in die Höhle. In einem staubigen Winkel fand ich die Pistole. Ich wischte sie ab, probierte — die Feder am Abzugshaken war heil und nur verrostet. Ich spannte einige Male und drückte ab; schließlich ging es leichter. Als ich das Zündplättchen vom Rost gesäubert hatte, zog ich den Hahn nochmals ab. Ein Funke sprang. Ein heller, feuriger Funke! Ich geriet vor Freude ganz außer mir.
    Nun brauchte ich noch Zunder, um das Feuer zu entfachen. Trockenes Gras zündete nicht, fein geschnittene Holzspäne auch nicht. Ich suchte daher im Walde einen alten, vermoderten Baum, entnahm ihm ein wenig Moder, zerrieb diesen zu Mehl und trocknete ihn an der Sonne. Dann schüttete ich ihn auf die Zündpfanne der Pistole und drückte ab: Ein Knall und ein Funke. Der Moder hatte gezündet! Ich pustete: ein schwaches, bläuliches Flämmchen. Ich schüttete Späne hinzu: eine Flamme!
    „Feuer, Feuer!" rief ich wie ein Kind.
    Ich legte trockene Zweige nach, das Feuer breitete sich aus, loderte, knisterte. Mehr Zweige! Die Flamme stieg manns-
    hoch, brauste siegreich und sprühte Funken. Ein neuer, lebenspendender

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