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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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vorwärts. Die Schlange schien es gehört zu haben, denn sie riß plötzlich mit einer heftigen Bewegung den Kopf aus der Grube und hob ihn hoch über der Erde. Sie hielt einen Hasen im
    Maul. Das noch lebende Tierchen zappelte mit den Beinen. Sobald mich das Reptil erblickte, bog es sich energisch nach hinten. Ich weiß nicht, ob das zur Abwehr oder zum Angriff geschah. Schon war ich auf fünf Schritt herangekommen; schon spannte ich blitzschnell den Bogen. Der Pfeil durchbohrte der Schlange den Hals und blieb darin stecken. Sie zuckte leicht, wie verwundert, zusammen, ließ den Hasen aus dem Maul fahren und warf sich mir entgegen. Kaum hatte ich Zeit, Bogen und Pfeile wegzuwerfen und den Spieß zu erheben. Als sie mich anfiel, schlug ich im letzten Augenblick mit ganzer Kraft zu. Ich traf die Schlange am Hals. Sie zischte entsetzlich und rollte sich unter dem Schlag zusammen, wobei sie den Hals merkwürdig krümmte. Sollte er gebrochen sein? Ich versetzte ihr einen zweiten Hieb, diesmal mit noch größerer Gewalt als zuvor.
    Das war ihr zuviel. Sie nahm Reißaus. Der Pfeil, der ihr im Halse stak, ging dabei in Stücke. Das Ungeheuer besaß eine unwahrscheinliche Lebenskraft. Sich windend, hastete es in so gewaltigen Sprüngen voran, daß ich ihm nur mit Mühe zu folgen vermochte. Bogen und Pfeile hielt ich wieder in der Hand.
    Hätte sich die Schlange dem Gebüsch im Tal zugewandt, so würde sie ihr Ziel sicherlich erreicht haben und entronnen sein. Sie kehrte jedoch, wie sie es gewohnt war, nach der Anhöhe zurück. Das bedeutete ihren Untergang, denn bergauf konnte sie sich nicht so schnell winden. Ich holte sie ein, näherte mich ihr jedoch nicht allzusehr und schoß einen Pfeil nach dem anderen auf sie ab. Meistenteils fehlte ich, doch traf ich sie auch einige Male. Sie wollte sich von neuem auf mich werfen, war aber nicht mehr rasch genug. Mühelos sprang ich zur Seite. Dann ergriff ich den Spieß am spitzen Ende und schlug ihr mit dem anderen, dicken, ein-, zwei-und dreimal über den Kopf. Jetzt erst wand sie sich kraftlos wie ein zerschnittener Regenwurm. Ich hieb ohne Unterlaß, bis mir die Hände vor Ermüdung erschlafften, auf die Schlange ein, die welk und zerschmettert am Boden lag und nur noch zuckte. Nun hielt ich es für ratsam, sie nicht so liegenzulassen, da sie vielleicht doch noch aufleben konnte. Deshalb nahm ich das Messer und schnitt ihr den Kopf ab.
    Ich maß die Schlange und stellte fest, daß sie fünfzehn Fuß lang war. Eine schöne Zeichnung aus Zickzacklinien und Flecken schmückte ihren Körper. Sie hatte mehrere Farben: hell-und dunkelbraun, schwarz und gelb.
    Vom Kampf völlig erschöpft, mußte ich mich nach dem Sieg hinlegen und einige Stunden ruhen.
    Der Hase, den die Schlange gepackt hatte, war verendet. In der Grube blieben nur noch vier zurück.

Feuer
    D iesen aufregenden Ereignissen folgten ruhigere Tage. Jeden Morgen ging ich bei günstigem Wetter in den Wald und brachte immer etwas mit, sei es einen Vogel, einen Hasen, eine Schildkröte oder Früchte. Ich hatte also zu essen, und das war vorerst das wichtigste.
    Bald lichtete sich der Tierbestand im Hasenrevier auf dem Wege zum See des Überflusses; die Hasen fingen sich immer seltener in den Schlingen. Ich entdeckte jedoch in einem andern Teil der Insel eine günstige Stelle für die Jagd auf diese Tiere, und meine Grube füllte sich wieder mit einem Häuflein vierbeiniger Gefangener.
    Am See des Überflusses traf ich wiederholt jene Sumpfschweine, von denen ich einmal einen Frischling erlegt hatte. Leider war es mir seit jener Zeit nicht gelungen, auf Schußweite an sie heranzukommen. Schlingen legte ich auch nicht aus, weil es keinen Zweck gehabt hätte; die Tiere waren zu stark. Dagegen dachte ich an Fallgruben. Sie erforderten jedoch eine mühselige Arbeit, die ich auf einen geeigneteren Zeitpunkt verschob. Andere Vorhaben erschienen mir zunächst wichtiger.
    Die Hitze nahm immer mehr zu. Ende April brannte die Sonne unbarmherzig. Ich überlegte, wie ich mich kleiden solle. Mein geliebter Meister und Vorgänger auf diesen Inseln, Robinson Crusoe, schützte sich vor der Sonne mit einem Schirm, und nachdem er seine europäische Kleidung abgetragen hatte, schneiderte er sich einen richtigen Anzug aus Ziegenfellen und bedeckte den Kopf mit einer Ledermütze. Auf meiner Insel gab es keine Ziegen. Das lobenswerte Vorbild des Meisters vor Augen, trachtete ich danach, ein treuer und gelehriger Schüler zu sein. Ich erlebte aber

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