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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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förderte die Einsamkeit zutage.
    Einmal stand ich, wie schon so oft, auf dem Gipfel der Anhöhe und genoß das Wetter und die reine Luft. Sobald jetzt, in der Regenzeit, die Sonne schien, waren entfernte Gegenstände ganz deutlich sichtbar. Das Land am südlichen Horizont trat klarer als sonst hervor und schien merkwürdig nahe zu sein.
    „Jan!" ließ sich das unternehmungslustige Ich vernehmen. „Du hast die Insel hier und da erkundet, doch am Südende bist du noch nicht gewesen."
    „Na wennschon!" gab das andere, widerspenstige Ich knurrend zurück. „Ich hatte genug anderes zu tun ...!"
    „Es wird Zeit, darüber nachzudenken, wie man diesem Gefängnis entfliehen kann. Drei Monate sitze ich bereits hier. Ich warte nicht mehr länger. Morgen will ich ans Südufer! Ich bin neugierig. . .!"
    „Wir gehen nicht, hier wartet noch dringende Arbeit .. „Ich bin neugierig, das gegenüberliegende Land aus der Nähe zu betrachten."
    „ Und die Feuerstelle?"
    „ Was ist damit?"
    „Du mußt ein Schutzdach errichten, das sie vor Regen schützt."
    „Gut, ich werde ein Schutzdach bauen. Aber gleich danach gehe ich nach Süden!”
    „Wie du willst . . ."
    Mitunter hatte ich den Eindruck, daß mich diese naiven Unterhaltungen mit mir selbst bei gesundem Sinn erhielten und den Verstand vor Entgleisungen bewahrten.
    Da das Feuer vor der Höhle brannte, löschten es die Regenfälle oft aus. Auf einigen hohen Pfählen, die ich rund um die Feuerstelle in den Erdboden schlug, errichtete ich aus großen Palmzweigen ein Dach. Es war so hoch, daß ich bequem darunter umhergehen konnte, und groß genug, um zu verhindern, daß seitlich einströmender Platzregen das Feuer löschte. An den Seiten ließ ich den Schuppen offen. Der Bau nahm drei Tage in Anspruch.
    Am vierten warf ich den Papageien und den Hasen Futter für zwei Tage hin und machte mich auf den Weg nach Süden. Wie gewöhnlich trug ich meinen Proviantkorb auf dem Rücken und Bogen, Pfeile und Spieß in der Hand; das Messer stak im Gürtel. Ich nahm auch die Pistole und eine Handvoll getrockneten Moders zum Feueranmachen mit.
    Soweit ich von meinem Berge aus feststellen konnte, hatte die Insel eine mehr oder weniger eiförmige Gestalt mit unregelmäßigen, von zahlreichen Buchten zerklüfteten Ufern. Von meiner Höhle am Ostufer gelangte man auf kürzestem Wege quer durch die Insel nach Süden, doch war dieser Weg beschwerlich, da er durch stachliges Gebüsch führte. Ich zog es daher vor, einen Umweg zu machen und am Strand entlangzuwandern, wo ich mich nicht verirren konnte.
    Bald kam ich an der Stelle vorbei, an der ich die Leiche des Kapitäns vergraben hatte. Der verzweifelte Kampf ums Dasein und meine Abenteuer waren die Ursache dafür, daß ich an den geheimnisvollen Tod des Kapitäns nicht mehr gedacht hatte. Als ich jetzt an dem Grab vorbeiging, erinnerte ich mich wieder daran und machte mir aufs neue Gedanken über die rätselhafte Wunde.
    Im Weitergehen erreichte ich eine neue, mir unbekannte Gegend. Hier standen, vor allem am Ufer, Kokospalmen in großer Zahl, so daß ich bequem und angenehm unter dem grünen Gewölbe ihrer Blätter einherschritt. In den Wipfeln
    hingen reife Früchte. In ihrer Jugend vom Sturm zerzaust, waren viele Palmen schief gewachsen, und ich überlegte mir, daß ich es einmal versuchen müßte, mich mit den Händen und den bloßen Füßen am Stamm festhaltend, wie ein Affe an ihnen hinaufzuklettern.
    In der kühlen Morgenluft wanderte ich munter dahin und ließ Meile um Meile hinter mir. Einige Stunden später, als die Sonne zu brennen begann, gelangte ich an den Südstrand. Das Landschaftsbild war überall das gleiche: am Ufer Sand und Kokospalmen, stellenweise kleinere Felsen, dann strauchartiges Buschwerk und weiterhin vereinzelte Bäume.
    Das südlich von meiner Insel gelegene Land bot sich dem Auge nun ein wenig deutlicher dar als vom Bergesgipfel aus, war aber immer noch recht weit entfernt. Ob es mir wohl gelänge, die trennende Meerenge mit Hilfe eines Floßes oder dergleichen zu überqueren? Hier würde sicherlich ein starkes Boot erforderlich sein. Diese Erkenntnis zerstörte meine stille Hoffnung, das Festland ohne Schwierigkeiten zu erreichen; doch wußte ich jetzt wenigstens, woran ich mich zu halten hatte. Ich schritt immer weiter am Strand entlang. Mit einemmal blieb ich bestürzt stehen: Im Sande erblickte ich deutlich frische Fußspuren von Menschen. Das geschah so unverhofft, daß mir fast die Knie einsanken. Ich sah

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