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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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Vielleicht aber, wenn sie sich vom Schreck erholt haben. Jedenfalls müssen wir aus ihrem Blickfeld verschwinden!"

Mateo
    A uf dem Rückweg zur Höhle wanderten wir kreuz und quer und verwischten so gut wie möglich die Spuren hinter uns. Die Sonne stand auf halbem Wege zwischen Mittag und Abend. An diesem Tage erwarteten wir keinen unangenehmen Besuch.
    Nachdem wir eine kräftige Nachmittagsmahlzeit eingenommen hatten, schärfte ich mein Jagdmesser an einem Stein. Diese Tätigkeit und vor allem der Eifer, mit dem ich sie ausübte, verwunderte die Jungen so sehr, daß sie anfangs ungläubig zusahen, dann einander fragend anschauten, bis es Wagura schließlich nicht länger aushielt und mit spöttischem Ton fragte:
    „Wen willst du mit diesem scharfen Messer abschlachten?" „Mich selbst."
    Er verstummte. Nach einer Weile machte er eine Handbewegung, als wolle er sich die Kehle durchschneiden, und prustete:
    „Hier?"
    „Erraten, Schlaukopf! Hier!"
    „Willst du dir das Leben nehmen?"
    „Nein, nur den Bart."
    „Aha. . ."
    Die Indianer brachen in fröhliches Lachen aus. Ich hatte sie noch nie in so ausgezeichneter Stimmung gesehen.
    Auch der sonst so düstere Arnak machte ein vergnügtes Gesicht. Sie wußten, daß sie, unabhängig vom guten oder bösen Willen des großen Negers, in wenigen Stunden ihrem Landsmann Manauri begegnen würden, und das erfüllte sie mit großer Freude.
    Als ich das Messer geschärft hatte, suchte ich zwei geeignete Bretter, dann gingen wir alle drei an den Bach. Um die Haare weich zu machen, schmierte ich sie mit Hasenfett ein, spannte sie zwischen die beiden Bretter und wies die Jungen an, nahe der Haut zu schneiden.
    „Wirst an Schönheit einbüßen!" warnte Wagura mit gutgespielter Besorgtheit. „Wirst weniger einem Tiger ähneln."
    „Dafür wird er ihnen besser gefallen", urteilte Arnak. „Wem?" „Nun, jenen Frauen. Hast du sie nicht gesehen?"
    Die Schelme machten sich lustig über mich und meine Schmerzen. Das Messer war, obwohl scharf, doch immerhin kein Rasiermesser, es riß die Haare mehr heraus, als daß es schnitt. Nachdem von dem bisher üppigen Bart nur ein kümmerlicher Rest zurückgeblieben war, kamen die Kopfhaare an die Reihe. Auch davon blieb noch etwas übrig, doch lag der Nacken jetzt frei. Als ich mich nach beendeter Operation im Wasser betrachtete, sah ich schon etwas menschlicher aus.
    Natürlich waren wir nicht nur wegen der Nachmittagsmahlzeit und des Haarschnitts in unsere Behausung zurückgekehrt. Es galt auch, alle wichtigen Gegenstände zu verbergen, für den Fall, daß die anderen während unserer Abwesenheit hier eindringen sollten. So zogen wir die beiden Flöße an eine Stelle, wo dichte Sträucher wie ein Baldachin über den Bach herabhingen. Die Reservewaffen vergruben wir unter einem Heuhaufen in einem Winkel der Höhle, alles übrige verbargen wir, sofern das möglich war, im nahen Gebüsch. In diesem Versteck banden wir auch einige größere lebende Schildkröten fest, die wir in unserem Haushalt besaßen.
    Nun, da wir unseren Besitz hinreichend gesichert hatten, machten wir uns beruhigt noch einmal auf den Weg zum Lager der Ankömmlinge. Die Sonne ging gerade unter, als wir dort ankamen. Solange es noch hell war, durchstöberten wir das Dickicht in der Nähe unserer Siedlung, um uns gegen einen Hinterhalt zu sichern. Wir fanden jedoch alles in Ordnung, im Gebüsch trafen wir niemand. Die Ankömmlinge lagerten an ihrer alten Stelle, jenseits der Bachmündung.
    Diesmal hielt ich mich mit. zwei griffbereiten Flinten verborgen, während die Kameraden zum Lager gingen. Sie nahmen Schußwaffen mit, um jenen zu zeigen, wir seien bewaffnet; doch waren die beiden Flinten von uns als unbrauchbar verworfen und außerdem nicht geladen. Sollte man den Jungen Gewalt antun und ihnen die Waffen abnehmen, so würden sie den Verrätern nichts nützen.
    Ehe meine jungen Freunde fortgingen, gab ich ihnen zum Abschied wie ein Vater noch letzte Hinweise:
    „Geht nun und redet mit Manauri! Verratet um nichts in der Welt, wie viele wir hier sind. Selbst Manauri darf zunächst nichts davon wissen."
    „Und wenn sie danach fragen sollten?"
    „Dann erklärt, ich habe euch streng verboten, darüber zu sprechen — und Schluß! Sagt auch nicht, wieviel Waffen wir besitzen! Versichert Manauri und jenem Riesen, daß ich nicht nur ein ehrlicher Mensch, sondern auch ein Freund der Indianer und Neger bin und ihnen gern helfen werde, sollten sie meiner Hilfe

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