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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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verdächtig, daher dürfen wir niemals schon zu Beginn alle Karten aufdecken."
    „Was heißt das, Jan, die Karten aufdecken?"
    „Man darf nicht alle seine Kräfte offenbaren. Ich gehe daher allein hinaus, und dann werden wir sehen, wie sie sich verhalten. Ihr, meine Streitmacht, bleibt weiterhin versteckt, bis ich euch ein deutliches Zeichen gebe. Es ist besser, sie wissen nichts von euch, wenn auch Stunden darüber vergehen sollten. Habt ihr verstanden? Ihr bleibt einfach meine verborgene Reserve. Ich gehe!" Um Arnaks und Waguras Versteck nicht zu verraten, zog ich mich eine gute Viertelmeile durch die Sträucher zurück und trat dann erst ans Meeresufer. Schritt für Schritt, als ginge ich spazieren, bewegte ich mich in Richtung der Lagerstätte. Zunächst hatte ich Kokospalmen vor mir, deren Stämme mich verdeckten. Dann kam ich ins offene Gelände hinaus. Offenbar erwarteten sie niemand von dieser Seite; denn ich war ein Stück des Weges gegangen und bereits am Bach angelangt, als sie mich schließlich erblickten.
    Eine unbeschreibliche Panik entstand! Die Frauen flüchteten schreiend ins Gebüsch und nahmen auf dem Wege die Kinder mit. Die Männer, die mich allein sahen, liefen nicht fort, sondern griffen zu den Waffen. Die einen nahmen Messer, die anderen Stöcke, und so blieb ein jeder, wo er sich gerade befand, wie angewurzelt stehen und durchbohrte mich mit glühendem Blick. Nach dem Lärm des ersten Moments trat unheilverkündende Stille ein.
    Gemächlich wie bisher ging ich weiter und kam an die Mündung des Baches. Von den nächsten Männern trennten mich nicht mehr als dreißig, vierzig Schritt.
    Es war ein äußerst stiller, windloser Tag. Der Bach wies selbst in der Nähe der Mündung eine glatte Oberfläche auf. Als ich an sein Ufer herantrat und auf der Suche nach einem Übergang ins Wasser schaute, erblickte ich mein Spiegelbild. Der seit mehr als einem Jahr unrasierte Bart umrahmte meinen Unterkiefer wie ein dichter Urwald, und die langen Haare hingen mir wie eine Löwenmähne in den Nacken. Fast erschrak ich vor mir selbst, der ich eher einem Menschenfresser als einem zivilisierten Menschen glich.
    Ich machte eine freundschaftliche Geste mit den Händen und begrüßte die Männer laut:
    „Welcome! — Willkommen!"
    Ich sprach natürlich nur englisch, da ich bekanntlich nur diese Sprache beherrschte.
    Sie rührten sich nicht einmal.
    „Good day! — Guten Tag!" rief ich und lächelte freundlich über das ganze Gesicht; doch weiß der Teufel, ob irgend etwas davon durch das gräßliche Dickicht meines Bartwuchses zu sehen war.
    Auf meinen „guten Tag" wieder dumpfes Schweigen.
    „Versteht niemand von euch englisch?" fragte ich.
    Eine unnütze Frage, denn wenn jemand verstanden hätte, würde er sicherlich vorhin schon geantwortet haben.
    Der Matrose William hatte mir einst einige spanische Worte beigebracht. Ich sammelte sie jetzt in meinem Gehirnkasten und schrie:
    ', Buenos dias! Guten Tag!"
    Auf der anderen Seite Stille, kein Mucks. Nur ein etwas weiter Entfernter bewegte die Hand, während ein anderer leise aufstöhnte. An den Gesichtern der näher Stehenden merkte ich, daß sie Spanisch verstanden.
    Nach einer Weile begann ich aufs neue:
    „Amigo! — Freund! Bueno amigo! — Guter Freund!"
    Dabei deutete ich auf mich und schlug mir an die Brust, zum Zeichen dafür, daß ich dieser gute Freund sei.
    Jene aber waren wie in Eiszapfen verwandelt. Einen so unfreundlichen Empfang hatte ich nicht erwartet. Sollte ihnen mein bärtiger Anblick so in die Glieder gefahren sein, daß sie völlig erstarrten und ihnen die Zunge in den Mäulern erstarb?
    Ich gab's noch nicht verloren.
    „Amigos! — Freunde!" verkündete ich und umschrieb mit der Hand einen weiten Kreis zu ihnen hin: Eine leichtverständliche, unzweideutige Bewegung, daß ich sie alle als Freunde betrachte.
    Aus ihrer Mitte ließ sich hier und da gedämpftes Flüstern vernehmen, das aber bald verstummte, und wieder wartete ich vergeblich auf Antwort.
    Mein Vorrat an Witz und Worten war erschöpft. Was konnte ich noch tun, um sie aufzurütteln und zu überzeugen? Ich ahnte, daß sie an meinem Bartwuchs den Europäer erkannten. Das mochte ihnen Mißtrauen gegen mich eingeflößt haben.
    Mir blieb noch eine Möglichkeit, allerdings eine sehr ungewisse.
    3 3 Manauri!" rief ich.
     
    Von der Seite her erreichte mich ein Laut der Verwunderung. Ich klammerte mich an ihn wie an eine letzte Hoffnung.
    „ Manauri!” wiederholte ich, wobei

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