Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
Vom Netzwerk:
vollstrecken. Auf Margarita gibt es große, besonders dressierte Hunde. Am Tage der Urteilsvollstreckung hatte der Herr mehrere spanische Freunde eingeladen, auch wurden alle Sklaven zusammengetrieben, selbst die kleinen Kinder mußten dabeisein, und er veranstaltete ein blutiges Schauspiel. In der Arena ließ er einen gefährlichen Hund auf den Verurteilten hetzen. Obgleich Mateos Bruder, genau wie alle anderen, wußte, daß seine Minuten gezählt waren, wehrte er sich vor der Bestie, so gut er konnte, und hielt sich auf den Beinen, ohne den rasenden Hund an seine Kehle zu lassen. Als sich die Spanier an dem Entsetzen und der verzweifelten Abwehr des Negers genügend geweidet hatten, ließ Rodriguez einen zweiten Hund auf ihn los. Zwei Hunden mußte der Arme erliegen. Während er den einen abwehrte, fiel ihn der andere an, warf ihn zu Boden und zerbiß ihm die Kehle. Die Hunde standen ihren Herren an Grausamkeit nicht nach."
    Diesem Bericht folgte tiefes Schweigen.
    „Geht nun zur Ruhe", bat ich schließlich die Indianer, „morgen erwartet uns schwere Arbeit. Denkt daran, daß ihr hier völlig sicher seid. Schlaft gut."
    Wohl hatte ich ihnen eine ruhige Nacht gewünscht, ich aber wand mich lange auf meinem Lager, bevor ich einschlief. Die bittere Pille, die ich zu schlucken bekommen hatte, verfehlte ihre Wirkung nicht.

Das Zeichen des raubgierigen Geiers
    A m anderen Morgen waren alle bei beginnender Dämmerung auf den Beinen, und jeder ging nach einer kurzen Stärkung seiner Arbeit nach. Ich wandte mich dem Felde zu, um zu sehen, ob die Schädlinge nachts im Mais gehaust hatten. Plötzlich kam der Indianer, der auf dem Berggipfel Wache hielt, atemlos zu mir gelaufen und berichtete hastig etwas, wobei er nach Norden wies.
    „Hispanos! Hispanos!"
    „Spanier", verstand ich nur, doch das genügte mir.
    Im Nu kehrte ich in das bereits alarmierte Lager zurück und kletterte gemeinsam mit dem Indianer auf den Bergabhang. Wir brauchten nicht hoch zu steigen, nur etwa fünfzig Schritt über den Meeresspiegel.
    „Dort!" zeigte der Kamerad mit der Hand.
    Im Norden sahen wir ein Schiff. Es lag noch zehn bis zwölf Meilen entfernt, hielt aber geraden Kurs auf unseren Strand. In etwa zwei, drei Stunden konnte es unsere Insel erreicht haben. Es hatte zwei Segelmasten und war sicherlich ein Schoner, ein schnelles, bedeutend kleineres Schiff als die Brigantinen, die sonst diese Gewässer befuhren.
    „Alle Leute zusammenrufen! Die Jäger zurückholen!" rief ich dem Indianer zu und vergaß dabei ganz, daß ich weder Arnak noch Wagura vor mir hatte, die Englisch verstanden.
    Im Lager befanden sich nur vier Erwachsene: der Indianer, der das Schiff gesichtet hatte, zwei Frauen und ich. Die Jäger waren in vier Gruppen ausgezogen, und jede von ihnen mußte gewarnt werden: Arnak führte seine Leute zum See des Überflusses, Wagura war nach Norden zum Papageienwäldchen unterwegs, Manauri fuhr auf einem Floß nach Süden, um Schildkröten zu fangen, während sich die Fischer mit dem zweiten Floß wieder nach den fünf Felsen aufgemacht hatten. Durch Gesten, Handbewegungen und Namensnen-
    nung erklärte ich, wer zu wem laufen und ihn zurückholen sollte; ich selbst übernahm die schwierigste Aufgabe, Arnak aus dem Dickicht inmitten der Insel herbeizurufen. Die Jäger hatten das Lager vor ungefähr einer Viertelstunde verlassen; wir hofften daher, sie bald zu erreichen. Die Fischer waren leider lange vor Morgengrauen aufgebrochen und fischten an den fünf Felsen.
    Jeder eilte seinem Ziele zu. Die beiden noch recht jungen Frauen schafften ihre Aufgabe schnell. Die erste brachte eine Stunde danach Waguras Gruppe, die zweite diejenige Manauris zurück. Manauri war, da er am Ufer entlangfuhr, rechtzeitig auf die Frau aufmerksam geworden, die sich durch Zeichen bemerkbar machte. Sie versteckten gerade das Floß sorgfältig im Gebüsch am Bach, als auch ich mit Arnaks Leuten eintraf.
    „ Die Fischer sind noch nicht da!" bemerkte ich voller Unruhe.
    Sie sollten von dem wachhabenden Indianer geholt werden, der mir durch Gesten zu verstehen gegeben hatte, daß er ein guter Schwimmer sei.
    Das fremde Schiff besaß sicherlich ein Fernrohr, daher verbot ich allen, sich am Strande und überhaupt an offenen Stellen zu zeigen; das galt besonders für die Wache auf dem Berg. Die Feuer wurden gelöscht.
    Ich sah unsere Waffen durch. Wie war ich froh darüber, daß ich sie den Indianern am Vortage gezeigt und diesen einigermaßen das Schießen

Weitere Kostenlose Bücher