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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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folgenden Plan: Manauri soll mit seiner Gruppe und drei Gewehren im Lager bleiben; Arnak und Wagura begeben sich samt ihren Leuten und mir nach Westen. Ich hoffte, Mateo in der Nacht im Eilmarsch früher zu erreichen als die Spanier, die bei Einbruch der Dunkelheit vermutlich vor Anker gehen und nicht weiterfahren würden. Manauri widersprach diesem Plan. Er war, wie ich bereits erwähnte, ein Mann in den besten Jahren, einer der Häuptlinge seines Stammes, ein mutiger, ehrgeiziger und tatendurstiger Mensch. Er wollte nicht zurückbleiben, wo so wichtige Dinge zur Entscheidung standen.
    „Dort wird es gewiß zum Kampf kommen, du hast es selber behauptet!" sagte er gekränkt. „Wie kannst du annehmen, ich würde mit den Frauen und Kindern im Lager bleiben?"
    Ich sah ein, daß ich unbeabsichtigt eine Taktlosigkeit begangen und den Krieger verletzt hatte. Daher bat ich ihn herzlich um Verzeihung und erläuterte die Gründe, von denen ich mich bei meinem Plan leiten ließ:
    „Möglicherweise kann es dort zum Kampf kommen, aber sicher ist das nicht. Ich glaube, es wird uns gelingen, Mateo rechtzeitig zu warnen und seine Boote zu verstecken. Die Spanier haben jedoch ein sehr schnelles Boot und könnten vor uns hierher zurückkehren. Die Frauen und Kinder dürfen daher nicht ohne Schutz bleiben."
    „Weshalb sollten die Spanier gerade hierher, zu unserem Lager, zurückkommen?"
    „Manauri, hast du gut darüber nachgedacht, was die Fischer heute früh erzählt haben? Das Schiff war bis auf eine halbe Meile bei den fünf Felsen an sie herangekommen, ehe sie es bemerkten und untertauchten. Und wenn die Spanier sie gesehen haben? Vielleicht wollten sie sich vorerst überzeugen, ob sie die Flüchtlinge nicht anderswo auf der Insel finden, falls sie jedoch keinen Erfolg haben, könnten sie dann nicht hierher zurückkehren? ... Aber lassen wir solche Möglichkeiten beiseite ... Gut, Manauri, du gehst natürlich mit uns. Wir bilden zusammen drei Einheiten; doch müssen wir immerhin jemand zur Verteidigung hierlassen."
    Manauri nahm meine Worte mit Genugtuung zur Kenntnis und fragte die Leute, wer freiwillig dableiben wolle. Niemand hatte Lust dazu. So bestimmte denn Manauri selbst vier Männer, darunter zwei mit Gewehren. Er genoß Ansehen bei seinen Leuten, sie hörten auf ihn.
    Jedem Schützen gab ich zwanzig Ladungen. Lebensmittelvorräte nahmen wir für zwei Tage mit. Wir machten uns unverzüglich auf den Weg. Die Schußwaffen und die vergifteten Pfeile wurden gleichmäßig auf die drei Gruppen verteilt.
    Mit raschen Schritten eilten wir, nach Indianerart einer hinter dem anderen, am Meeresstrand entlang. Wir waren sechzehn Mann und bildeten eine lange Kette. Insgesamt hatten wir neun Gewehre; ich nahm außerdem meine alte, gebrauchsfähige Pistole mit.
    Bis zum Einbruch der Dunkelheit hatten wir ein gutes Stück Wegs zurückgelegt. Wir ruhten eine Weile an einer klaren Quelle und verzehrten einen Teil des mitgenommenen Proviants. Dabei stellte ich eine Frage, die ich für sehr wichtig hielt: „Wer leitet das Unternehmen?"
    „Daran habe ich auch gedacht!" platzte Arnak heraus. „Du!" „Nicht ich!" widersprach ich. „Dem Alter nach gebührt Manauri die Führung. Er ist unser Häuptling."
    Schweigend betrachtete mich Manauri eine Weile mit wohlwollendem Blick, dann blitzte es verräterisch in seinen Augen.
    „Oho, was bist du doch für ein Schlaukopf! Glaubst du, mich so bei meiner Eitelkeit zu packen?"
    „Was ich gesagt habe, war ganz ernst gemeint", widersprach ich.
    Der Indianer lächelte sanft.
    „Ach, Jan, du brauchst dich bei mir gar nicht einzuschmeicheln! Wir lieben dich auch ohnedies wie einen Bruder."
    Dann wandte er sich an die anderen Indianer, wobei er mit dem Daumen auf mich wies:
    „Wir weilen seit zwei Tagen auf dieser Insel, er seit mehr als einem Jahr. Er kennt hier jeden Winkel. In den Wäldern seiner Heimat ist er ein großer Jäger gewesen. Er hat uns mit Feuerwaffen versorgt. Wer wird uns am besten gegen die Spanier führen? Sagt es selbst!"
    „Er! Er! Er!" schrien die Indianer von allen Seiten.
    Manauri gab sich den Anschein, als sei er bekümmert darüber, daß er sich der Mehrheit beugen müsse.
    „Hörst du?" rief er mir zu. „Sie haben sich für dich erklärt. Dich wollen sie haben. Dagegen hast du doch wohl nichts einzuwenden?"
    „Nein", erwiderte ich belustigt.
    Bevor wir unseren Weg fortsetzten, hielt ich es für geboten, einige allgemeine Hinweise zu geben.
    Ich wiederholte nochmals:

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