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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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„Meiner Überzeugung nach wird es zu keinem Kampf kommen, da die Spanier nicht auf der Insel landen werden. Sollten sie aus irgendwelchen Gründen dennoch landen, so müssen wir uns vor allem möglichst lange verborgen halten und uns nicht zu erkennen geben. Als erfahrene Krieger wißt ihr selbst, was das heißt, einen Feind zu überraschen. Daher werden wir im Kampf so lange wie möglich Messer, Stöcke, Bogen und vergiftete Pfeile benutzen und nur im äußersten Falle Feuerwaffen."
    Die Nacht brach herein. Sie war wolkenlos, und die zahlreichen Sterne des Tropenhimmels durchdrangen die Finsternis. Wir schritten ohne Aufenthalt den Weg am Meer entlang, den sowohl ich als auch Arnak und Wagura wiederholt gegangen waren. Eine Stunde nach der anderen verrann; wir bestimmten die Zeit nach den Sternen. Gegen Mitternacht erschien der Mond am Himmel, und es wurde so hell, daß ich empfahl, das Meer zu beobachten, auf dem wir den Schoner vielleicht erblicken konnten.
    Aus dem Dickicht ertönte schrilles Grillengezirp und das Surren anderer von der schwülen Nacht trunkener Insekten. Vom Meer hörten wir das gedämpfte Rauschen der Wellen. In silbriges Mondlicht getaucht, ragten die Kokospalmen vor uns auf. Wunderlich schön bot sich unseren Blicken die Landschaft dar. Wir schwiegen, nur unsere Schritte hallten dumpf und gleichmäßig. — All das versetzte uns in eine Art Wachtraum, aus dem wir uns nur mit Gewalt aufzurütteln vermochten.
    Wir hatten längst die Bucht hinter uns gelassen, an der ich den beiden Jungen zum erstenmal begegnete. Nun näherten wir uns dem Ziel. Noch eine oder anderthalb Meilen trennten uns von der Schildkrötenlandzunge.
    Arnak, der an der Spitze des Zuges schritt, hielt im Marsch so plötzlich inne, daß ich an seinen Rücken stieß.
    „Still!" zischte er im Flüsterton den hinter uns schreitenden Kameraden zu. „Still! Stehenbleiben!"
    Alle blieben stehen und horchten.
    Nach einer Weile erscholl aus der Ferne ein verdächtiger, vom Echo wiederholter Laut. Ein Knall, ein zweiter — eine Weile Stille, dann erneutes Krachen. Es unterlag keinem Zweifel — in der Ferne fielen Schüsse. Sie ließen sich von der Schildkrötenlandzunge her vernehmen.
    „Sie sind gelandet!" flüsterte Arnak.
    „Zu spät!" stöhnte jemand.
    Wir waren erschüttert, als hätte uns selber ein Unglück betroffen. Und tatsächlich ging es um unser eigenes Schicksal. Über uns schwebte eine nahe, unmittelbare Gefahr. Früher als wir gedacht, war die schwere Stunde gekommen, in der sich unser Geschick entscheiden sollte.
    Immer wieder erscholl vor uns das Echo vereinzelter Schüsse.
    Es bedurfte keines Befehls. Wir rannten vorwärts.

Die Lichtung
    D ie Schießerei hörte merkwürdigerweise nicht auf, obwohl zwischen den Schüssen immer längere Pausen eintraten. Als wir näher kamen, konnten wir feststellen, daß das Krachen nicht von einer, sondern von mehreren Stellen zu uns drang, einmal aus weiterer, ein andermal aus kürzerer Entfernung, dann unmittelbar vor uns und bald wieder mehr von rechts her, aus dem Innern der Insel.
    Hals über Kopf weiterzulaufen hätte keinen Sinn gehabt, hätte verhängnisvoll enden können: Erschöpft und kampfunfähig wären wir in die Hände der Spanier gefallen. Ich ließ anhalten und verschnaufen.
    „Was ist dort vor uns los?" fragte Wagura.
    Seit einer Weile hatten die Schüsse aufgehört.
    „Hast du es nicht begriffen?" Arnak blickte ihn mit hochgezogenen Brauen an. „Sie werden im Walde gejagt." „Die Leute Mateos?"
    „Wer sonst?"
    Einer der Indianer ließ den Gedanken laut werden, daß es sich vielleicht nicht verlohne weiterzugehen, wenn die Gruppe Mateos vernichtet sei.
    „Und was sollen wir beginnen? Ins Lager zurückkehren?" gab ich zu bedenken.
    „Wir kehren zurück und verbergen uns inmitten der Insel"
    „Daß die ganze Gruppe Mateos vernichtet sein soll, ist fraglich. Der eine oder andere konnte vielleicht entfliehen und hält sich im Gebüsch verborgen. Wir müssen ihnen zu Hilfe eilen."
    Arnak unterstützte eifrig meinen Vorschlag und fuhr seinen kleinmütigen Landsmann an:
    „Was willst du? Glaubst du, du könntest dich vor ihnen verstecken? Auf dieser Insel? Sie würden dich finden!" „Sie werden nicht erfahren, daß wir hier sind."
    „Sie werden's nicht erfahren? Werden sie nicht mit Gewalt Aussagen von denen erpressen, die sie vor uns fangen?” Ich wollte keinerlei Schritte unternehmen, bevor ich nicht die Meinung aller gehört hatte und ihrer

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