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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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beigebracht hatte. Jetzt gab ich jedem ein Gewehr, wobei die kräftigsten schwere Musketen erhielten, und ließ die Waffen laden. Ich teilte allen Pulver und Kugeln für je zehn Schüsse zu und prägte ihnen ein, jeder habe die Waffe und die Munition, die ihm bis auf weiteres anvertraut seien, wie seinen Augapfel zu hüten.
    „Sind die Fischer noch nicht zurück?" fragte ich.
    „Nein."
    Manauri schickte zwei schnellfüßige junge Leute aus, die erkunden sollten, was mit ihnen und dem ihnen nachgesandten Indianer geschehen sei.
    Es stand außer Zweifel, daß das Schiff — es war wirklich ein Schoner — Kurs auf unsere Insel nahm. Es näherte sich auf
    etwa eine Viertelmeile dem Strande und segelte langsam in dieser geringen Entfernung von Norden nach Süden am Ostufer entlang. Hinter einem Felsen am Bergabhang verborgen, konnten wir den Schoner deutlich sehen.
    „Jetzt steuert er die fünf Felsen an", bemerkte Arnak.
    „Seht!" rief ich. „Sie lassen das Großsegel herunter."
    „Ob sie anhalten wollen?" brummte Wagura.
    „So sieht es aus", erwiderte ich.
    Nein, sie hielten nicht an, sondern verlangsamten nur die Fahrt. Anscheinend ging es ihnen darum, die Insel in Ruhe zu betrachten. Als ich sie durch das Fernrohr ins Auge faßte, erkannte ich die dichtgedrängt an der Bordwand stehenden Menschen, die unsere Insel aufmerksam beobachteten. Einer von ihnen hielt ebenfalls ein Fernrohr. Ja, das waren die spanischen Verfolger aus Margarita! Als ich versuchte, sie zu zählen, kam ich auf ungefähr fünfzehn Mann.
    Ich ließ mir nach außen nichts anmerken, doch erstarrte ich vor Schreck. Fünfzehn bis an die Zähne bewaffnete Spanier, die zudem vielleicht noch über eine Meute toller Hunde verfügten, würden unseren zwar zahlreicheren, dafür aber weit schlechter bewaffneten Haufen leicht überwältigen. Jetzt hielt ich nicht mehr soviel von der Brauchbarkeit der neugebackenen Schützen — wer weiß, ob nicht in dieser Lage der Bogen die geeignetere Waffe in ihren Händen wäre! Mit dieser Sorge vertraute ich mich Manauri, Arnak und Wagura an.
    „Ich denke", entgegnete Arnak, „daß jene drei, die bereits früher geschossen haben, nicht versagen werden."
    „Und die anderen?"
    „Das weiß ich nicht."
    „Was meinst du, Manauri?"
    „Jene drei sind in Ordnung. Über die anderen kann ich nichts sagen."
    „In diesem Fall empfiehlt es sich, sie neben Gewehren auch mit Bogen auszurüsten."
    „Mit dem Bogen kann jeder gut schießen", bestätigte Manauri.
    „Vielleicht wäre es jedoch besser, in folgender Weise vorzugehen: Nur wir sechs schießen, das heißt jene drei sowie Arnak, Wagura und ich, indes die anderen nur laden und zureichen?"
    „So ist es wirklich noch besser!" gaben sie zu.
    Das Schiff hatte inzwischen die fünf Felsen hinter sich gelassen und kam langsam näher. Immer deutlicher zeichnete sich das zweite, nicht herabgelassene weiße Segel auf dem azurblauen Hintergrund des Ozeans ab. Es erinnerte an eine Taube; doch erschauerte ich bei diesem unpassenden Vergleich und lächelte bitter. Keine Taube, sondern ein raubgieriger Geier nahte uns, die Verkörperung des lauernden Todes, das Gespenst der blutgierigen Unterdrücker!
    Das Schiff fuhr ganz langsam. In diesem Heranschleichen lag so viel heimliche Drohung, daß es sogar mir, der von weitem zuschaute, den Atem verschlug.
    „Vielleicht führen sie Hunde mit", sagte ich. „Wieviel vergiftete Pfeile habt ihr?"
    „Es werden an die dreißig sein."
    „Ist das Gift daran noch wirksam?"
    „Ich weiß es nicht, wir müßten es ausprobieren."
    Nach einer Weile fügte Arnak mit Nachdruck hinzu:
    „Vielleicht führen sie Hunde mit, aber die Menschen sind schlimmer!"
    „Wie meinst du das?"
    „Vor allem müssen wir die Menschen totschlagen, sonst werden sie uns umbringen. Und töten kann man auch sie mit Gift."
    „Das ist richtig."
    Der Schoner befand sich jetzt dem Berg gegenüber, eine Viertelmeile vom Ufer und nicht ganz eine halbe Meile von uns entfernt. Durch das Fernrohr konnte nichts an Deck meiner Aufmerksamkeit entgehen. Bei einer nochmaligen Überprüfung zählte ich fünfzehn Spanier. Hunde sah ich nicht; hatten sie welche, so hielten sie sie verborgen. Die Männer standen alle an Deck und ließen die Insel nicht aus den Augen. An ihren trägen Bewegungen merkte ich, daß ihnen nichts Verdächtiges auffiel und sie aus anderen Gründen nicht zu landen beabsichtigten. Ihre Blicke hafteten aber an unserem Strand, daß einem angst und bange

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