Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der verlorenen Kinder

Die Insel der verlorenen Kinder

Titel: Die Insel der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
Vom Netzwerk:
diese Zeile in einem anderen Universum sprach, in dem sie eine Erwachsene war, die den Rückweg suchte.
    Als Rhonda diese letzten Worte sprach, erhielt sie tosenden Applaus. Die Bravorufe, das Klatschen und Pfeifen wolltenkein Ende nehmen. Rhonda sah auf die Stuhlreihen vor sich auf der Lichtung. Jeder Stuhl, den sie aufgestellt hatten, war besetzt. Dort, in der vordersten Reihe, saßen ihre Eltern, Daniel und Aggie. Daneben Laura Lee Clark in ihrem paillettenbesetzten Kleid. Arbeitskollegen ihres Vaters waren da und die Eltern der verlorenen Jungs, der Piraten und der Indianer. Es waren auch Kinder im Publikum, die zu klein oder zu schüchtern zum Mitspielen gewesen waren. Die Eltern der kleinen Fee Glöckchen zeichneten das ganze Stück mit einer Videokamera auf.
    Die anderen Schauspieler traten zu Rhonda auf die Bühne, und Arm in Arm machten sie ihre letzte Verbeugung.
     
    Der Rückweg durch den Wald zu Rhonda nach Hause war laut und chaotisch. Die Piraten und die verlorenen Jungs kämpften mit ihren Schwertern. Tack schnappte mit imaginären Krokodilkiefern nach jedermann. Laura Lee erzählte eine Geschichte über Sandy Duncan.
    Auf den beiden Klapptischen in Rhondas Garten türmten sich Teller und Schüsseln mit Speisen; jeder hatte etwas zum Essen beigesteuert. Es gab vier verschiedene Nudelsalate, einen grellbunten gestürzten Wackelpudding, einen Kuchen in Piratenschiffform mit Mast und Segeln, Kebabspieße, Frikadellen und Würstchen, Chips mit Dips, einen Teller voll schwedischer Fleischbällchen, die mit Brennpaste warm gehalten wurden, Würstchen im Schlafrock, Kühltaschen mit Bier und Erfrischungsgetränken und zwei Schüsseln voll Punsch, in denen Früchte schwammen.
    Daniel lieferte sich einen Schwertkampf mit Peter und Lizzy. Peter, der noch verkleidet war, wirkte sehr ernst und kämpfte heftig gegen seinen Vater, als wäre er mit seinem Holzschwert auf Blut aus.
    Natalie ritt in ihrem Glöckchen-Kostüm auf den Schultern ihres Vaters. «Ich gebe euch eine Kopie des Videobandes», versprach dieser Justine, die lächelnd erwiderte: «Das wäre nett», und sich noch ein paar schwedische Fleischbällchen auf den Teller tat.
    Der Punsch floss in Strömen, und der Abend schritt voran. Daniel und Clem schleppten die Stereoanlage aus dem Wohnzimmer und legten Van Morrison auf. Die Leute begannen zu tanzen. Clem tanzte mit Rhonda, und Daniel und Laura Lee schwenkten einander betrunken durch die Menge. Justine stand beim Tisch mit dem Buffet und tappte im Takt zur Musik mit dem Fuß. Aggie tanzte allein und umkreiste mit geschlossenen Augen einen Lampion, die Arme zum Himmel gereckt. Irgendwann kam Rhonda auf dem Weg zum Kuchentisch an ihr vorbei, und Aggie sagte: «Rhonda, du warst phantastisch! Aber das Ende ist furchtbar traurig, findest du nicht?»
    Rhonda zuckte die Schultern.
    «Ich meine, Peter und Wendy bleiben nicht zusammen. Wendy wird alt. Er nicht. Er lebt bis in alle Ewigkeit mit dieser kleinen Elfe in Nimmerland. Und Wendy bekommt gar nichts.»
    «Aber sie hat es selbst so gewollt», entgegnete Rhonda mit einer dünnen, abwehrenden Stimme. «Heimkehren, meine ich.»
    Aggie blickte auf, über Rhondas Schulter hinweg.
    Peter rief Rhonda von der anderen Seite des Tisches, und Rhonda entschuldigte sich bei Aggie und vergaß ganz, dass sie sich eigentlich ein Stück Kuchen hatte holen wollen.
    Peter reichte Rhonda, Tack und Lizzy Becher mit Rumpunsch und nötigte sie zum Austrinken. Clem redete inzwischen mit Aggie, die lachte, die Augen schloss und weitertanzte, wobei sie Punsch verschüttete, was sie aber nicht zu stören schien. Als Clem zum Tisch mit dem Essen zurückkehrte, fuhr Justine ihn an, was Rhonda nur sah, ohne die Worte zu verstehen. Clem ließ anschließend den Kopf hängen wie ein geprügelter Hund. Justine drehte sich um, marschierte ins Haus und schlug krachend die Tür hinter sich zu. Clem, der selten trank, schenkte sich einen Becher Punsch ein und kippte ihn in zwei Zügen hinunter. Aggie schlug die Augen wieder auf und lockte ihn mit verführerischem Winken zu sich. Clem hielt aber die Stellung und schenkte sich noch einen Punsch ein.
    «Tanz mit mir», rief Aggie.
    Er schüttelte den Kopf.
    «Wie du willst», sagte sie und tanzte allein, wobei ihre Arme erst langsam und dann windmühlenartig schnell kreisten. Dabei bewegte sie sich vorwärts, stieß gegen einen der Klapptische und verlor das Gleichgewicht. Als sie sich mit der Hand abstützen wollte, landete die genau auf dem

Weitere Kostenlose Bücher