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Die Insel der verlorenen Kinder

Die Insel der verlorenen Kinder

Titel: Die Insel der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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Teller mit den schwedischen Fleischbällchen.
    «Scheiße», schrie sie und wedelte mit der verbrannten Hand wild durch die Luft. Die Fleischbällchen waren vom Rost gefallen und hatten dabei die Dose mit Brennpaste umgestoßen. Das Papiertischtuch fing Feuer. Ebenso ein Stoß Pappteller und Papierservietten.
    Aggie lachte. «Jemand soll die Feuerwehr rufen», gackerte sie.
    Um sie herum schlugen die Leute mit Papptellern auf die Flammen ein und kippten Becher voll Punsch darüber aus. Unter viel Gelächter – und begleitet von taumelnden Bewegungen – flogen Ananasstücke und Maraschino-Kirschen durch die Luft und fielen wie kleine Meteoriten auf den brennenden Tisch. Clem rannte zum Gartenschlauch neben dem Haus, doch der hatte sich verheddert und reichte nicht bis zum Tisch. Fluchend entwirrte er mühsam die Schlaufen und rief dabei die ganze Zeit: «Haltet Abstand!»
    In all diesem Chaos beobachtete Rhonda, wie Peter mit Tack im Wald verschwand. Sie hielt nach Lizzy Ausschau, doch Captain Hook war nirgends zu sehen.

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    17.   Juni 2006
    Patches hieß der Border Collie, der sie fand. Der Farmer ging mit Patches spazieren, als der Hund plötzlich zu jaulen, zu schnüffeln und in der Erde zu graben begann. Unter der Erde entdeckte der Farmer ein Sperrholzbrett. Er zog es weg. Als Ella Starkee zu ihm aufblickte, wurde sie von der Sonne geblendet und sah seine Gestalt nur als langen Schatten. Sie hielt ihn für Gott und wartete auf einen Elefantenwitz. Als er ihr keinen erzählte, dachte sie, dass jetzt vielleicht sie selbst an der Reihe sei.
    «Was ist groß und grau und geht immer im Kreis herum?», fragte Ella.
    «Ich sehe hier eine Leiter», sagte der Farmer. Patches winselte.
    «Ein Elefant in der Drehtür», antwortete Ella selbst.
    «Jetzt ist alles in Ordnung», beruhigte der Farmer das Mädchen, als er die Leiter zu ihm hinunterließ. «Ich hole dich hier raus.»
     
    Warrens Wagen stand nicht in der Zufahrt von Pats und Jims winzigem Fertighaus. Rhonda sprang trotzdem aus ihrem Honda und hämmerte gegen die Tür. Beim Warten griff sie in ihre Jeanstasche, fand Lizzys verlorenen Knopf und rieb ihn zwischen den Fingern. Jim machte auf, noch zerknautschter und zerzauster als üblich, so als hätte sie ihn gerade bei einem Nickerchen auf der Couch gestört.
    «Warren ist nicht da?», fragte Rhonda.
    Jim schüttelte den Kopf. «Versuch’s im Mini Mart. Vor ein paar Stunden ist er dorthin aufgebrochen.»
    «Nein. Er ist nicht da und nimmt auch sein Handy nicht ab. Ich muss ihn unbedingt finden.»
    «Gibt es etwas Neues?», fragte Jim.
    Rhonda erzählte ihm von ihrer Entdeckung und ihrem Anruf bei der Polizei. «Crowley und seine Leute sollten inzwischen dort sein. Sie könnten Ernie schon gefunden haben. Mein Gott, wäre das nicht schön?»
    Jim nickte. «Es wäre wirklich gut, wenn das alles hier bald vorbei wäre. Die arme Pat ist völlig fertig. Sie isst nicht. Sie schläft nicht. Sie wird einfach davon   … aufgezehrt.»
    «Weißt du, ich hab vor kurzem das von ihrer Schwester gehört – dass sie als kleines Kind ums Leben gekommen ist.»
    Jim bewegte sich unruhig in der Tür. Er rieb sich die Augen. «Sie redet nicht viel darüber. Aber so was wäre für jeden grässlich – zuzusehen, wie die eigene kleine Schwester überfahren wird. Und die beiden standen sich nahe. Sie mochten sich sehr. Pat und Vögelchen waren unzertrennlich.»
    Es war, als schlüge der Name Rhonda gegen die Brust und presste ihr die Luft aus den Lungen, sodass sie eine Weile weder atmen noch sprechen konnte.
    «Vögelchen?», fragte sie schließlich flüsternd.
    War das nicht der Name gewesen, den der Hase Ernie gegeben hatte, der Name auf dem geheimen Zettel, von dem Katy ihnen erzählt hatte?
    Das war einer der vielen Hinweise, die nie irgendeinen Sinn ergeben hatten.
    «Ihre Schwester Rebecca», erklärte Jim. «So hat Pat sie immer genannt. Weil sie als Neugeborene mit dem Köpfchen ruckte wie ein Vögelchen.»

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    10.   August 1993
    Rhonda ließ das Chaos aus brennendem Buffet-Tisch, aus lachenden, kreischenden und Punsch verschüttenden Erwachsenen und ihrem Vater, der die Flammen mit dem Gartenschlauch löschte, den er mit Rhondas Hilfe endlich entwirrt hatte, hinter sich zurück.
    Lautlos eilte sie über den Pfad zur Bühne. Es war dunkel, doch der Mond schien. Aber das spielte ohnehin keine Rolle, denn sie kannte den Weg auswendig. Sie hätte die fünf Minuten auch mit verbundenen Augen gehen können, ohne gegen einen

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