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Die Insel der Verlorenen - Roman

Die Insel der Verlorenen - Roman

Titel: Die Insel der Verlorenen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Amerikaaufenthalt den Wunsch und das Bedürfnis, sich mit jemandem auszutauschen.
    »Und wie kommt es, dass du vorher verrückt warst und jetzt nicht mehr?«
    »Ich war vorher genauso wenig verrückt wie ich es jetzt bin.«
    Seine Aggressivität hatte sich völlig gelegt. Trotzdem lag immer noch die Kette um seinen Hals, und wenn sich jemand anderes als Altagracia näherte, dann brüllte er los und zerschlug einen Teller auf dem Boden.
    »Ich werde ihnen sagen, dass sie dir die Kette abnehmen, du bist doch kein wildes Tier«, sagte sie zu ihm.
    »Sag lieber nichts. Wenn sie mir die Kette abnehmen und mich für vernünftig erklären, dann lassen sie dich nicht mehr zu mir.«
    »Ich werde ihnen erzählen, dass du Spanisch reden kannst.«
    »Erzähl ihnen gar nichts. Ich will nicht mit ihnen reden.«
    Die Leidenschaft stellte sich leise ein, ohne großes Aufhebens. Sie fühlten sie nahen als sich einmal das Tuch löste, das Altagracia stets um den Kopf trug, und ihr offenes Haar bis zu den Fersen flutete. Eineinhalb Meter Naturseide, ein Wasserfall, nachtschwarz, ein lebendiges, schillerndes Tier. Schultz traute seinen Augen nicht. Dann fasste er sich ein Herz und berührte es, schob eine Strähne beiseite, wie man die Hand in eine Truhe mit Edelsteinen steckt.
    »Das ist der Piratenschatz vom alten Clipperton«, sagte er. »Sie haben ihn so eifrig gesucht, aber gefunden habe ich ihn.«
    »Das sind doch bloß schwarze Strähnen wie andere auch. Deine Haare sind viel schöner, weil sie blond sind.«
    »Du weißt wohl nicht, was du auf dem Kopf hast, Mädchen.«
    »Wetten, du kannst keine Zöpfe flechten?«
    »Wetten doch.«
    Sie war noch unberührt, und er entjungferte sie behutsam und ohne Hast, um sie von da an mit gleicher Geduld und Weisheit sowohl das Schachspielen wie das Liebemachen zu lehren.
    Inzwischen waren seit dem Orkan drei Monate vergangen, und das Schiff der mexikanischen Kriegsflotte hatte bereits eine Verspätung von zwei Monaten. Kapitän Jens Jensen, der sich an Arnauds Zusicherung geklammert hatte, die mexikanische Armee käme ihnen zu Hilfe, gelangte zu der Überzeugung, dass es wahnwitzig und selbstmörderisch war, noch länger zu warten. Er holte sich Arnauds Genehmigung, ein Ruderboot flottzumachen.
    Es war ein drei Meter langer Kahn, in dem vier Mann Platz hatten. Jensen setzte einen improvisierten Mast hinein und ein Segel und versah das Gefährt mit vier Rudern. Als es fertig war, teilte er Arnaud seinen Entschluss mit, vier seiner Seeleute – die besten – darin zur mexikanischen Küste zu schicken, damit sie Hilfe holten.
    »Sie schicken Ihre Leute in den sicheren Tod«, warnte ihn Arnaud.
    »Das ist nicht gesagt«, erwiderte Jensen.
    »Sie werden am Riff zerschellen. Sie werden den Kurs verlieren und ohne Orientierung umherirren. Die nächtliche Finsternis wird sie in den Wahnsinn treiben. Sie werden verhungern und verdursten. Sie werden von Haien belagert werden … «
    »Kapitän Arnaud, Sie sind Soldat und haben kein Vertrauen zum Meer. Aber ich bin Seemann und kann nicht an Land sitzen, die Hände in den Schoß legen, Ihre Gastfreundschaft ausnutzen und das Leben Ihrer und meiner Leute aufs Spiel setzen.«
    »Gedulden Sie sich doch noch ein Weilchen. Das Schiff müsste spätestens in den nächsten vierzehn Tagen kommen, so Gott will.«
    »Sie sagen es: so Gott will. Bei allem Respekt vor Ihrem Glauben, offen gestanden verlasse ich mich lieber auf meine Männer.«
    »Nun gut, möge Gott ihre Fahrt behüten, bei allem Respekt für Ihre Männer.«
    Tags darauf, am 4. Juni, brachen der Oberleutnant zur See Hansen und die Matrosen Oliver, Henrikson und Miller mit ein paar Navigationsinstrumenten, die ihnen Arnaud zur Verfügung gestellt hatte, sowie Wasser- und Lebensmittelvorräten für zwölf Tage in dem kleinen Segelboot Richtung Mexiko auf.
    Die gesamte Bevölkerung von Clipperton – bis auf Gustavo Schultz und Altagracia Quiroz, die sich in anderen Universen tummelten – stand am Kai, um zuzusehen wie sie auf die hohe See hinausfuhren.

USS Clevel a nd. Auf hoher See Richtung Acapulco
    – 1914 –
    1.Am21. JunigegendreiUhrnachmittagsnähertesicheinkleinesBootunterdemKommandovonL.Hansen,OberleutnantzurSeedesnordamerikanischenSchoners Nokomis, sowieseinerBesatzungauszweiweiterenMännerndemHafenvonAcapulco,wodie Cleveland

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