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Die Insel des Magiers

Die Insel des Magiers

Titel: Die Insel des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Ausreißen.
    Was ist es denn, was ich mir ansehen soll?
    Doch ich konnte nichts mehr sagen, weil ich fürchtete, mein klopfendes Herz werde mir sonst aus dem Busen springen. Ich packte deine Finger, wie ein verfolgter Krebs sich im Wasser an die Wände seiner Höhle klammert, und zerrte dich zurück bergauf.
     
     
    Zuletzt hielt ich vor der Dornenhecke an. Nach Atem ringend entzogst du mir deine Hand: Ich hatte dich unbarmherzig zur Eile angetrieben, und du warst einigermaßen verstimmt.
    Was soll das, Kalihan? Hast du mich über die halbe Insel geschleift, um mir ein paar Sträucher zu zeigen? Sie sind nicht mal besonders schön.
    Mit diesen Worten strecktest du die Hand aus, und bevor ich dich abhalten konnte, faßtest du einen der Zweige an. Mit einem Aufschrei zucktest du zurück.
    Barmherziger Gott! Ich bin gestochen!
    Du hieltest den Finger hoch, damit ich die glänzende Blutperle sehen konnte. Ich schämte mich, und gleichzeitig war ich furchtbar erregt.
    Sie haben Dornen, sagte ich mit belegter Stimme. Rühre sie bitte nicht an, meine Miranda!
    Du zogst eine Braue hoch. Einen weiten Weg hast du mir zugemutet, nur damit ich mich fast erstechen kann.
    Ich deutete auf die Hecke und setzte schon an, dir gerade genug zu erzählen, um dir den Anblick, der deiner harrte, ein wenig schmackhaft zu machen, da verschlug es mir vor Bestürzung die Sprache. Wie wollte ich dir denn das Tal zeigen? Konnte ich von dir verlangen, daß du in deinem feinen schwarzgolden-himmelblauen Kleid auf dem Rücken durch den Staub krochst, mühselig unter unendlich vielen Dornen hindurch?
    Doch was blieb mir anders übrig? Ich hatte dich hierhergebracht, um dir mein Geschenk zu machen. Die Situation stand auf Messers Schneide: Wenn ich dich unbeschenkt wieder gehenließ, sank ich gewiß in deiner Achtung.
    Bleib hier stehen, Miranda. Ich eilte ein kleines Stück hangabwärts und schaute mich verzweifelt um. Ein Art Wahnsinn hatte mich erfaßt.
    Das ist ein alberner Streich, Kaliban. Wir sollten Vater nicht zu lange allein lassen. Vielleicht wacht er auf und ist böse, daß ich nicht da bin.
    Ich hatte bereits gefunden, was ich suchte, kauerte auf dem Boden und rieb und rieb und rieb. Mein Herz raste, doch ich war entschlossen, diese Gelegenheit nicht zu verspielen. Gerade als meine Arme so müde wurden, daß ich meinte, nicht mehr weitermachen zu können, sprang ein Fünkchen von den Stöcken auf den Haufen zerkrümelter Rinde und trockener Gräser über.
    Schau, Miranda, schau! sagte ich, als winzige Flammen aufzüngelten. Ich nahm das Häuflein brennenden Zunders und trug es zur Hecke hinüber, wobei ich in meinem hektischen Bemühen, das Feuer nicht ausgehen zu lassen, deine Fragen gar nicht beachtete.
    Es dauerte eine ganze Weile, ehe die harten Dornensträucher in Brand gerieten, doch inzwischen hatte ich deine Aufmerksamkeit gewonnen. Du sahst beinahe so hingerissen wie ich zu, wie erst der trockene Mulch am Boden, dann die Blätter, dann die zähen Zweige selbst zu brennen anfingen. Während die Flammen sich durch das Gesträuch fraßen, achtete ich darauf, daß das Feuer sich nicht ausbreitete, und warf Erde auf sämtliche Seitenherde neben der länger werdenden rötlichen Bahn durch den Dornenwall. Als der Bereich am äußersten Rand glühend in sich zusammenstürzte, weil die Flammen keine Nahrung mehr fanden, zerstampfte ich die schwelenden Reste mit einem großen Stein.
    Es war harte Arbeit. Mehrmals drohte das Feuer außer Kontrolle zu geraten und in einen Großbrand auszuarten, doch ich war überall. Als du endlich begriffst, was ich tat, halfst du mit und warfst deinerseits händeweise Erde auf sich entzündende Stellen, die ich dir wies. Binnen kurzem war deine schöne Garderobe mit Erde und Asche besudelt, du aber lachtest. Es war ein kindliches Spiel, wenigstens für dich, Miranda, und das Kind in dir war noch nicht vollständig ausgetrieben.
    Schließlich hatte ich einen Pfad durch die Hecke gebrannt, ohne zu bedenken, daß ich mein hastig getanes Werk vielleicht bald schon bereuen würde. Ich vergewisserte mich, daß auch die letzten Brände gelöscht waren, dann führte ich dich hindurch. Die Nachmittagssonne war immer noch hoch und stark, und der Bach glitzerte von ihren Strahlen wie ein mit Edelsteinen gepflasterter Weg.
    Was ist das für ein Ort? Deine Stimme war leise, als dämmerte dir, daß wir jetzt ein gemeinsames Geheimnis hatten.
    Er gehört dir, Miranda. Ich schenke ihn dir.
    Ich war bereits vollkommen

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