Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel des Magiers

Die Insel des Magiers

Titel: Die Insel des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
verseucht vom Haben und Halten und Schenken deines Vaters. Etwas benennen heißt letztlich, es in Besitz nehmen. Was für ein Übermaß an Gier verbirgt sich in eurer zivilisierten Sprache!
    Wir gingen am Bachufer entlang zu der feuchten Wiese und der einsamen Fichte. Ich sah etwas Rotbraunes im Wipfel huschen und wußte, daß »Schädling« da war. Ich rief ihm fröhlich zu, wie einem Freund. Bei dem kleinen Kreis meiner Bekannten war er das vermutlich auch.
    Während du dich mit staunenden Augen und glühendem Gesicht umsahst, war mir zumute, als hätte ich den Gipfel der Freude erklommen.
    Das ist ein schöner Ort, flüstertest du.
    Für dich, für dich, für dich, sagte ich und führte einen kleinen Tanz auf.
    Da leuchtete in den Zweigen der alten Fichte ein weiterer Farbtupfer auf, ein strahlend blauer Wischer. Es war der Vogel, der mich damals am ersten Tag so gespannt beäugt hatte. Er war danach noch ein- oder zweimal aufgetaucht, schien aber schon seit langem dem roten Eichhörnchen den Vorrang zu lassen. Wenn der Baum ein Prospero war, hatte ich mir vorgestellt, dann war der himmelblaue Vogel ein Kaliban, ein Diener, der etwas von seiner Neuheit eingebüßt hatte, aber sich weiter im Hintergrund herumdrücken durfte.
    Beim Gang über die Wiese stelltest du mir Fragen über das Tal. Ich erzählte dir, wie ich es entdeckt hatte und, in meiner stockenden Art, warum ich es liebte. Du knietest am Bach nieder, um dir die Hände zu waschen, dann bandest du dein Mieder auf und spritztest dir kaltes Wasser auf den Hals und den Brustansatz. Ich war außer mir vor Freude und doch voll Frieden. Wir setzten uns schließlich im Schutz der uralten Fichte nieder und lehnten uns an ihren Stamm. Du ließt deine Augen über meinen geheimen Ort schweifen, über die steilen Hänge, die ihn einfaßten wie ein Juwel.
    Es ist sehr schön hier. Wieder nahmst du meine Hand. Danke, daß du mich hergebracht hast.
    Das Summen des Wespenschwarms hoch oben war süßer Gesang in meinen Ohren. Das Zirpen anderer Insekten im hohen Gras, das Rieseln des Baches, sogar die trippelnden Klauen des »Schädlings« über uns erfüllten mich mit großem Glück. Ich war an dem einzigen Ort, der noch mir gehörte, und du warst bei mir. Ich beugte mich näher an dich heran, legte den Mund an dein Ohr und war so überwältigt vom Duft deines Haares, daß ich einen Augenblick lang nichts sagen konnte.
    Es ist alles für dich, Miranda. Ich… ich liebe dich.
    Ein langes Schweigen schloß sich an, währenddessen ich nur das Blut in meinen Schläfen hörte. Schließlich sagtest du: Und du bist mein lieber, guter Freund, Kaliban.
    Das war nicht eben das, was ich hatte hören wollen, aber es war etwas. Die Ereignisse dieses heißen Nachmittags hatten ohnehin schon meine kühnsten Erwartungen übertroffen. Vorsichtig ließ ich meine Finger – rauh geworden durch Knechtsarbeit – an deinem Hals hinuntergleiten.
    Ich muß zittern, wenn du das machst.
    Es ist die Berührung eines liebenden Freundes, Miranda. Ich preßte mein Gesicht wieder an deine Wange, sog deinen Geruch ein. Ich bin dein Diener. Ich will dich nur glücklich machen. Ich… ich will…
    Aber ich wußte nicht, was ich wollte.
    Dein Atem geht so laut, Kaliban…!
    Meine andere Hand schlang sich um deine Taille und zog dich nahe heran, während meine Finger vom Hals nach unten wanderten und die Wassertropfen verrieben, die über deinen zart sommersprossigen Brüsten perlten. Dein Mieder war immer noch offen, und ich löste es weiter.
    Was machst du? Du klangst ein wenig überrascht, doch ich hörte keine Furcht.
    Ich… will…
    Meine Hand fand die harten Spitzen deiner Brüste, und ein Schauder durchlief dich. Ich schmiegte mein Gesicht an deinen Hals und fühlte, wie dein warmes, schnell fließendes Blut an meinem Mund pochte. Ich wollte dich zwar nicht verschlingen, aber dich mir einverleiben, mit dir eine Einheit werden, nackt und unteilbar. Du wichst zurück, doch als ich den Griff um deine Taille nicht lockerte, lehntest du dich an mich zurück und zogst unter deinem schweren Rock ein Bein an, damit du dich an mich drücken konntest. Du drehtest den Kopf, und dein Mund, feucht an meinem Ohr, bewegte sich.
    Du atmest genauso laut… flüsterte ich. Ich konnte kaum sprechen.
    Tatsächlich schien dein Keuchen nachgerade durch die Borke des Baumes in unserem Rücken zu tönen. Ich fühlte es in den Knochen, ein kribbelndes Summen, das auf einmal sogar zu jucken anfing. Du hobst verwundert den

Weitere Kostenlose Bücher