Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel des Mondes

Die Insel des Mondes

Titel: Die Insel des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
Vom Netzwerk:
Lázló betrachtete Paula mit einem Kopfschütteln. »Niemand wird verletzt, niemand kommt zu Schaden, im Gegenteil, es wird der Königin schmeicheln. Ist das Ihre Art zu leben?« Sein Ton wurde beleidigend sarkastisch. »Eine Idee zu haben, die die Probleme von vier Menschen löst, nur um sie dann beim kleinsten Widerstand zurückzunehmen? Sind Sie wirklich so schwach?«
    Wie kann er es wagen, so mit mir zu reden, dachte Paula und spürte, wie seine Worte ihre Galle zum Überlaufen brach ten. Was weiß dieser Schönling schon darüber, welche Widerstände ich nur gerade eben so überlebt habe. Sie stürzte auf ihn zu, um ihn zu ohrfeigen.
    Villeneuve stellte sich zwischen sie, sodass Paula gegen ihn prallte, was sie nur noch wütender machte.
    »Es ist zu spät«, erklärte Villeneuve und versuchte sie mit einem Blick aus seinen braungrünen Augen zu beruhigen. »Madame Kellermann, Lázló hat vollkommen recht, wir ma chen uns lächerlich, es gibt kein Zurück mehr. Also bringen wir das Siegel an und behaupten, unsere Geschenke wurden vor Nosy Be bei einem Überfall durch Piraten gestohlen, weshalb wir nur das kaiserliche Schreiben und wenig mehr als unsere nackte Haut retten konnten.«
    Paula drehte sich zu Morten um und starrte ihn auffordernd an, aber dieser Feigling zuckte nur mit den Schultern. Allein hatte sie keine Chance gegen Villeneuve und Lázló, und wenn die Männer den Plan durchzogen, dann konnte sie sie schwerlich denunzieren. Sie verachtete sich dafür, dass sie keine besseren Argumente parat gehabt hatte und zum Nachgeben gezwungen war. Widerwillig holte sie den Siegellack, um ihnen dabei zu helfen, die Täuschung perfekt zu machen.
    Das Ziehen in ihrem Bauch verwandelte sich beim Fertigstellen der Urkunde in ein mulmiges Rumoren, und als Paula später unter ihre Schlafdecke kroch, erwartete sie, die ganze Nacht wach zu liegen, doch zu ihrem größten Erstaunen schlief sie die ganze Nacht tief und fest.

7
    Mathildes Brief
    Ambalava, am Morgen des 9. August 1 85 6
    Florence, meine geliebte Tochter,
    an der Tür war nur der Jesuit, Pater Antonius, der in Antalaha ein Waisenhaus betreut und der mich überreden wollte, mit ihm zu kommen, denn sie fahren mit den Kindern hinüber auf die schöne Insel St. Marie, weil sie Angst vor dem haben, was hier schwelt. Ein Unwetter zwang ihn dann bei mir zu nächtigen, was seine Unruhe nur verstärkt hat.
    Um ihn loszuwerden, habe ich ihm versprochen, dass ich bald nachkommen werde, obwohl ich nicht im Traum daran denke, hier zu verschwinden, denn ich warte auf Edmond, und ohne ihn werde ich nirgendwo mehr hingehen. Nur für ihn habe ich Laborde dieses Land mit Schmuck abgekauft, und als ihm das immer noch nicht genug war, habe ich sogar noch einen blauen Flakon mit dem Parfüm der Kaiserin Eugenie dazugegeben, damit er einwilligt. Und dann konnte ich endlich damit beginnen, diese wundervolle, diese verfluchte Vanille zu pflanzen.
    Aber ich greife vor. Ich wünsche mir so sehr, dass Du, Florence, diesen langen Brief eines Tages wirklich lesen wirst, aber das liegt nicht in meiner Macht. Und wenn ich an die Macht der Opfer glauben würde, hätte ich dafür schon ein ganzes Zebu geopfert.
Alles, woran ich noch glauben will, ist Gerechtigkeit, und wenn ich es nicht schaffen sollte, das zu tun, was ich vorhabe, so flehe ich Dich an, es für mich zu vollenden. Ich werde Dich mit allem ausstatten, was Du dazu benötigst, und Du wirst überdies reich belohnt werden, das zumindest kann ich Dir versprechen.
    Um Dich und unser Geheimnis zu schützen, werde ich diesen Brief so verstecken, dass niemand ihn finden wird, außer Dir. Ich weiß, wie leicht die Dinge außer Kontrolle geraten, Piraten lauern allenthalben. Und für den Fall, dass Dein Mann besonders hochwohlanständig wäre, und ich fürchte, Du hast dir genau so einen ausgesucht, muss ich auch dafür Sorge tragen, dass es allein in Deinem Ermessen liegt, was Du ihm preisgeben möchtest. In den Augen der meisten Menschen habe ich einfach nur Schande über mich und meine Familie gebracht, mich wie eine elende alte, ja sogar kriminelle Närrin verhalten. Aber Du sollst wissen, wie sich das alles wirklich abgespielt hat. Ich spüre den kindischen Wunsch, der sowohl meiner Liebe zu dir geschuldet ist, als auch der Einsicht, dass ich nicht ewig leben werde, nach Deiner Vergebung oder doch wenigstens nach Deinem Verständnis.
    Du erinnerst Dich gewiss, dass wir nach der Flucht vor den Piraten auf der Insel Réunion

Weitere Kostenlose Bücher