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Die Insel des Mondes

Die Insel des Mondes

Titel: Die Insel des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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zu, »… macht Noria sich so große Sorgen, als wäre sie sein Weib, das sollten wir respektieren!«
    Zähneknirschend ergab sich Paula und blieb beim Feuer sitzen.
    Die anderen schwärmten in drei Richtungen aus, jeder hatte ein Gewehr mitgenommen, und für den Fall, dass sie Hilfe bräuchten, vereinbarten sie, zweimal in die Luft zu schießen.
    Zum ersten Mal war Paula ganz allein am Feuer. Nur noch zehn Tage, hatte Noria angekündigt, nur noch zehn Tage, dann hatten sie es geschafft.
    Ach ja, und was genau hast du dann geschafft, Paula?, mel dete sich ihre bösartige innere Stimme. Dann sitzt du im besten Fall allein auf einem Stückchen Land, das dir nicht gehört, und alles andere wird die Zukunft erst noch zeigen.
    Sie griff nach der Phiole an ihrem Hals, schraubte den winzigen Deckel ab und roch daran, um sich Mut zu machen. Sie würde das schaffen. Das war sie sich schuldig.
    Der Suppentopf schwankte, weil sich die Scheite unter ihm langsam in Asche verwandelten. Paula stand auf, legte einen Scheit nach und stellte den Suppentopf wieder gerade. Dann drehte sie sich um, weil sie ein Geräusch hinter ihrem Rücken wahrgenommen hatte. Aber da war niemand. Paula lief ein paar Schritte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, konnte aber nichts entdecken, auch kein Tier. Sie wollte sich nicht mehr hinsetzen, in ihren Beinen kribbelte es, obwohl ihr Körper müde von dem anstrengenden Marsch war, den sie heute schon hinter sich gebracht hatte.
    Immer noch hatte niemand in die Luft geschossen, und es war auch niemand zurückgekommen. Sie ging zum Feuer zurück und rührte lustlos in der vor sich hin köchelnden Suppe. Hinter ihr knackste es, aber als sie nachsah, bewegte sich nichts.
    Sie drehte eine Runde um die Zelte, dann noch eine, und plötzlich kam es ihr in den Sinn, was für eine gute Gelegenheit es wäre, sich in den Zelten ihrer Reisegefährten umzusehen. Jedenfalls für eine sehr neugierige und unverschämte Person. Und zum Glück war sie weder so neugierig, noch … Wem willst du eigentlich etwas vormachen, höhnte ihre innere Stimme, du stirbst doch vor Neugier! Sie blieb vor Villeneuves Zelt stehen und spähte hinein. Es sah genauso aus, wie sie es in Erinnerung hatte, nur schmutziger. Nein, was auch immer sein Geheimnis war, Paula hatte Angst, dass sie damit nicht fertigwerden würde – sein Zelt zuletzt.
    Sie rannte zu Lázlós Zelt, betrat es dann aber nur zögernd, während ihr Herz schneller klopfte. Das gehört sich nicht, hämmerte es in immer schnellerem Rhythmus. Doch sobald sie im Zelt war, schlug ihre nervöse Stimmung um, ihr Herz beruhigte sich. Sie gähnte unwillkürlich und verspürte große Lust, sich auf der bunten Matte am Boden auszustrecken. Und als sie in die Hocke ging, wurde ihr auch klar, warum. Ihre Nase erkannte jetzt den Geruch nach süß lich-bittersinnlichem Tabakholzrauch, den Duft von schwar zer Ambra, sehr deutlich. Unfassbar, wie stark sie darauf reagiert hatte. Und obwohl ein Teil von ihr sich immer noch am liebsten auf der bunten Matte am Boden gerekelt hätte, verbot sie es sich, weil sie sich jetzt wie ein gemeiner Eindringling fühlte, wie ein Voyeur, der andere heimlich bei ihrer Toilette beobachtet. Lázlós Habseligkeiten passten in einen kleinen Sack, und es gab keine Möbel. Sie verließ das Zelt wieder, ohne in den Sack geschaut zu haben, und überprüfte das Feuer, das träge vor sich hin zitterte. Dann sah sie sich nach den Trägern um, aber noch war keine Spur von ihnen zu entdecken. Sie nahm sich das Zelt von dem Mann vor, der sie in dem belauschten Gespräch am meisten enttäuscht hatte.
    Hier roch es nach Morten, Kümmel, Holunder, aber auch nach Rum und Lederfett. Es gab ein Klappfeldbett mit einer schmuddeligen Decke, einen Klappstuhl, über den Kleider gebreitet waren, und zwei Truhen. Auf der einen lag neben einem silbernen Kruzifix eine Bibel. Neugierig las Paula die aufgeschlagene Stelle, und sie war überrascht, dass es keine norwegische Bibel, sondern eine deutschsprachige war. Aber dann erinnerte sie sich an seine Großmutter aus Lüneburg, die ihm Grimms Märchen erzählt hatte.
    Das Ende der falschen Propheten Hesekiel 13 / 18
    Weiter sagte der HERR: Du Mensch, wende dich gegen die Frauen deines Volkes, die nach ihrem eigenen Gutdünken prophezeien, und kündige ihnen mein Strafgericht an!
    18 Sag zu ihnen: Das sagt der HERR, der mächtige Gott, zu euch: Weh euch Seelenfängerinnen, die ihr für jedes Handgelenk die passenden

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