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Die Insel des Mondes

Die Insel des Mondes

Titel: Die Insel des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Zauberbänder näht und magische Schleier für jede Kopf- und Körpergröße! Ihr spielt mit dem Leben der Menschen in meinem Volk. Und da meint ihr, ihr könntet euer eigenes Leben retten?
    Paula fand das eine eigenartige Stelle und überlegte, warum Morten sich damit beschäftigte.
    Lauter, monotoner Singsang drang an ihre Ohren. Schleu nigst verließ sie Mortens Zelt und entdeckte, dass die Träger zwei neue Männer im Schlepptau hatten. Alle sangen die immer gleichen Reime und schwangen dazu die neuen, in der Sonne funkelnden, an der Spitze gekrümmten Coup-Coups in ihren Händen. Unwillkürlich schoss Paula der Gedanke durch den Kopf, dass die Träger ihnen damit sehr leicht die Kehle durchschneiden könnten. Unsinn, beruhigte sie sich, wenn sie das gewollt hätten, dann wäre das längst passiert. Und warum sollten sie das auch tun? Sie wurden gut bezahlt.
    Das laute Singen brachte auch Villeneuve, Morten und Noria wieder zurück zum Lager.
    »Nichts, er ist spurlos verschwunden.« Villeneuve erreichte sie als Erster, trocknete sich Stirn und Hals mit einem Taschentuch ab und nahm dann einen Schluck aus seiner Wasserflasche.
    »Aber das ist unmöglich.« Norias dunkle Haut wirkte fahler als sonst. »So schnell kann nicht einmal unser tropischer Regenwald die Spuren eines Menschen verwischen.«
    Morten goss Tee in einen Becher. »Als ob er sich in Luft aufgelöst hätte.«
    »Und wenn er verschwinden wollte?«, fragte Paula, der es widerstrebte, sich Lázló irgendwo hilflos oder auch nur verwundet vorzustellen.
    »Unsinn. Wahrscheinlich hat er sich nach Pflanzen umgesehen, dazu sind wir ja schließlich hier.« Villeneuve wies mit den Händen auf den Dschungel, der sie umgab.
    »Vielleicht hat es ihm eine Dorfschöne angetan?« Paula vermied es, Noria anzusehen.
    »Unsinn!« Noria funkelte Paula wütend an. »Was sollte er denn mit diesen Landpomeranzen, mit denen kann er nicht mal reden.«
    »Vielleicht ist es gerade das …« Villeneuve probierte ein halbherziges Grinsen und zuckte dann mit den Schultern. »Aber ich glaube es auch nicht wirklich.«
    »Dann dürfen wir nicht aufgeben und sollten noch einmal nach ihm suchen, vielleicht können uns ein paar der Träger unterstützen«, schlug Paula alarmiert vor. »Diesmal komme ich mit. Ich brauche nur ein paar Minuten, dann bin ich bereit.« Sie stockte, sagte dann aber entschlossen: »Ich konnte ja vorhin nicht weg vom Feuer.« Es war ihr auch nach drei Wochen Reise, und sogar jetzt angesichts ihrer Sorge um Lázló, immer noch peinlich, ihre Körperfunktionen zu erwähnen, und sie verabscheute die derben Witze ihrer Gefährten zu diesen Themen. Sie fand sich selbst zimperlich und verwünschte die damenhafte Erziehung ihrer Mutter, die wirklich ganze Arbeit geleistet hatte. Wenigstens wurde sie nicht mehr rot, wenn das Thema darauf kam.
    Sie schlug sich in den Dschungel und suchte einen geeigneten Platz, was angesichts der vielen Insekten jedes Mal wieder eine Herausforderung war. Als sie zurückgehen wollte, stolperte sie über einen ihrer Schnürsenkel und bückte sich, um ihn zuzubinden. Ein vertrauter Geruch stieg ihr in die Nase. Schwarze Ambra. Sie hielt inne, richtete ihre Kleider wieder und beugte sich dann vor. Tatsächlich, Lázló war hier gewesen. Sie schnupperte und hatte das Gefühl, der Duft würde Richtung Osten stärker, und sie folgte ihrer Nase. Es sah nicht so aus, als ob hier jemand entlanggegangen wäre, und ohne den Geruch wäre sie nie auf die Idee gekommen, dass ein Mensch sich den Weg durch das Dickicht gesucht hatte.
    Unvermittelt senkte sich der Boden überraschend steil nach unten ab. »Lázló?«, rief sie nach unten, und lauter: »Lázló!« Niemand antwortete. Aber Paula war überzeugt, dass sie auf dem richtigen Weg war, und begann hinunterzuklettern. Es war ein mühsames Unterfangen, denn sie musste sich an Lianen festhalten, deren Oberfläche so glitschig von feuchten Flechten war, dass sie ständig mit den Händen abrutschte und das Gleichgewicht verlor. Der Abhang bestand aus Steinen, die nur mit wenig roter Erde zusammengehalten wurden. Bei jedem Schritt lösten sich Steine und kollerten nach unten. In kürzester Zeit waren ihre Hände wund und aufgeschürft, und vom ständigen Straucheln und Schlittern sogen sich ihre Kleider voll mit feuchter Erde. Dann, kurz bevor sie es geschafft hatte, musste sie noch zwei Baum stümpfe überklettern. Sie hielt sich an einem Baumstamm fest, und sofort jagte ein stechender Schmerz vom

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