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Die Insel des Mondes

Die Insel des Mondes

Titel: Die Insel des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Paula, sich mit dem Zusammenpacken zu beeilen, dann grub er mit den Händen und dem Coup-Coup weiter an dem Loch, und Morten half ihm dabei. Doch das war nicht einfach, denn die obere Schicht bestand nur aus verrotteten Blättern und Rindenstücken, die jedes Mal an allen Seiten wieder in das Loch stürzten.
    Paula kehrte zu ihrem Zelt zurück und baute es ab, was mit dem Kind auf dem Arm und ohne Träger viel länger dauerte als sonst. Wegen der Insekten wollte sie das Kind nicht auf den Boden legen, schließlich band sie es sich wieder um den Bauch. Als das erledigt war, betrachtete sie ihre beiden Truhen. Sie konnte keine davon tragen, so viel war ihr klar. Die Ausrüstung musste hierbleiben, zur Not konnte sie auch ohne ihre Gefäße improvisieren. Nur auf die Öle und das Buch ihrer Großmutter konnte sie nicht verzichten. Von ihren Kleidern brauchte sie nur eine Garnitur zum Wechseln, Rock, Bluse, Unterwäsche, Socken und Pyjama, alles andere musste zurückbleiben, weil es viel zu schwer war. Aber sie würden Kleidung für das Kind brauchen. Sie suchte nach einem Leinenunterrock und zerteilte ihn mit dem Messer, das Lázló ihr gegeben hatte, in Quadrate und Dreiecke.
    Ihre Lampe musste mit, ihr Bettzeug, die Seife und das Verbandszeug, das Schreibzeug. Sie räumte alles auf einen großen Haufen, und weil sie keine Tasche hatte, musste sie ihre Habseligkeiten in ihre Decke packen und mit einem der Lederriemen, die an den Truhen befestigt waren, zuschnüren. Sie band das Kind kurz los und legte es doch auf den Boden, um auszuprobieren, ob ihr Gepäck zu schwer war, hängte sich die Wasserflasche und die Tasche mit dem Buch wieder um, dann schwang sie den Beutel über die Schulter und taumelte prompt ein paar Schritte. O Gott, war das schwer.
    Das Kind begann zu wimmern. Paula nickte ihm zu und flüsterte: »Genauso fühle ich mich.« Sie nahm es hoch und band es sich wieder um den Bauch. In diesem Moment rannte Villeneuve auf sie zu. »Noria sagt, der Ombiasy des Dorfes hat alle aufgehetzt, offensichtlich benutzt er diesen Vorfall, um seine Machtposition im Dorf zu stärken. Sie wollen uns bestrafen, und Noria ist sicher, dass sie vorhaben, ein Gottesurteil mit uns durchzuführen, wir müssen sofort los. Was soll ich alles in dem Grab verscharren?«
    »Was ist ein Gottesurteil?«, fragte Paula, aber niemand antwortete ihr. »Wir haben keine Zeit, wir sollten hier lieber verschwinden!«, sagte Villeneuve.
    Paula half mit, die Kisten zu dem Loch zu tragen, das er gegraben hatte, es war nicht sehr tief und würde die Truhen nur knapp bedecken. Morten und Villeneuve hatten auch je eine Truhe, die sie dort lassen wollten. Noria reiste mit nur einer geflochtenen Tasche, in der alles verstaut war, was sie für die Reise brauchte, und Lázló hatte auch nur einen kleinen Sack.
    Noria und Paula machten sich daran, Steine für die Abdeckung zu suchen, doch vergeblich. Dann erinnerte sich Paula an den Abhang, wo sie durch ihr Herunterklettern die Steine aus der Erde gelöst hatte, und machte sich zusammen mit Noria auf, einige davon zu holen. Es beunruhigte Paula, dass Villeneuve und Noria sie dermaßen zur Eile antrieben, weil es sonst wenig gab, was die beiden aus der Ruhe brachte.
    Nachdem das ganze Loch mit Steinen bedeckt war, richtete Noria alles her, damit es wirklich wie ein Grab aussah. Sie legte einen Rest Fett auf die Nordost-Ecke, vergoss dort Rum und klebte einen Kerzenstummel davor, damit der Eindruck entstünde, sie hätten hier ein Opfer für die Ahnen gebracht. Dann brachen sie auf. Jeder von ihnen war schwer bepackt, und weil Noria nur ihre Basttasche hatte, nahm sie schließlich den Säugling und band ihn sich vor die Brust.
    Noria führte sie an und schlug mit dem Coup-Coup Schneisen in den Wald, doch schon nach kurzer Zeit bat sie Paula, das Kind zu nehmen, weil sie all ihre Kraft dazu brauchte, den Weg für sie frei zu hacken, und selbst als Lázló ihren Anweisungen folgend mithalf, ächzte und stöhnte sie, während sie das Buschmesser schwang und der Schweiß in Strömen über ihr Gesicht rann.
    Sie beeilten sich vorwärtszukommen, denn hinter ihnen konnte man deutlich Gesänge vernehmen. Und wenn Noria ihnen nicht übersetzt hätte, dass es darin um ihre Verfehlungen gegen die Ahnen ging, hätte Paula das für einen fröhlichen Umzug gehalten. Aber nachdem sie jetzt wusste, dass die fröhliche Musik einen so bösartigen Inhalt hatte, klang die Musik in ihren Ohren wie ein höhnischer Kommentar zu

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