Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel des Mondes

Die Insel des Mondes

Titel: Die Insel des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
Vom Netzwerk:
Habseligkeiten noch die gesamte Kochausrüstung sowie die Zelte, die Nahrungsmittel und die Gewehre schleppte, dann Morten mit seiner schweren Truhe und Noria, die mit dem Buschmesser vorangehen und ihnen den Weg weisen musste, weil sie die Einzige war, die ihn kannte. »Nein, ich denke, wenn ich nicht mehr kann, wird mir Lázló helfen.«
    »Warum kann er denn nicht allein gehen? Das ist unverantwortlich! Sehen Sie denn alle nicht, dass Madame Kellermann jetzt schon am Ende ihrer Kräfte ist?«, protestierte Morten, der immer noch rot im Gesicht war wie zerquetschte Hibiskusblüten.
    »Lázló kann nicht allein gehen, weil unsere Verfolger das bemerken würden. Einer allein ist zu wenig, wenn aber zwei gehen, ist es sehr viel schwieriger zu erkennen, wie viele diesen Weg genommen haben«, erklärte Noria Morten.
    »Dann also los, wir sollten keine Zeit mehr verlieren. Ich habe kein gutes Gefühl, Sie beide allein gehen zu lassen, aber ich weiß auch nichts Besseres.« Villeneuve nickte Paula zu und machte sich dann bereit zum Aufbruch. Als er sich von ihr wegdrehte, beschlich Paula ein merkwürdiges Gefühl, ein Ziehen in der Magengrube, von dem sie nicht wusste, war es Angst oder Erleichterung, Besorgnis oder Panik, und sie war froh, dass sie keine Zeit hatte, darüber nachzudenken. Sie mussten endlich weiter.
    Lázló und Paula warteten einen Moment, dann liefen sie ein paar Schritte auf der Spur der anderen und schlugen sich nach links in den Urwald. Lázló hieb mit zwei Messern, Paula mit einem, und sie bemühten sich, eine deutliche Spur zu hinterlassen. Schweigend und schnaufend arbeiteten sie sich voran.
    »Und wie wollen wir den Weg zurück an die Stelle finden, an der wir uns getrennt haben?«, fragte Lázló, als sie kurz pausierten, um Wasser aus ihren Flaschen zu trinken.
    Paula überlegte, ob sie ihm verraten sollte, dass sie riechen konnte, wo er entlanggegangen war, aber dann würde er mehr wissen wollen, und sie konnte ihm doch nicht sagen, dass er wie schwarze Ambra roch, oder?
    »Ich kann das«, versicherte sie ihm, marschierte weiter und schlug eine morsche, fingerdicke, mit grünem Moos bewachsene Liane ab, während sie sich bemühte, möglichst viele Blätter niederzutreten. Sie hoffte nur, dass der Säugling nicht aufwachen und sie mit seinem Geschrei verraten würde.
    »Es war ein guter Gedanke, die Gruppe zu trennen, genauso wie der Einfall mit der Abordnung des Kaisers in Ambohimanga. Manchmal braucht es eine kleine Lüge, um große Hindernisse zu überwinden. Ich bewundere Menschen wie Sie, die nicht sofort aufgeben, sondern Alternativen entwickeln. Darauf sollten Sie ruhig stolz sein, und manchmal könnten Sie auch lächeln. Das Leben ist nicht nur Kummer und Schmerz. Aber es scheint mir so, als gäbe es nichts, was Ihnen ein Lächeln entlocken oder Sie gar glücklich machen würde.« Lázló arbeitete sich so präzise vorwärts wie eine Maschine und fand dabei auch noch Zeit, Paula ein Lächeln zuzuwerfen.
    Doch Paula erwiderte es nicht. Er sollte sie in Ruhe lassen, sie hatte ihn auch noch nie gefragt, wer ihn so zuge richtet hatte, damals, als sie ihn auf Nosy Be im Lazarett zum ersten Mal gesehen hatte, mit seinen gebrochenen Rippen, Quetschungen, Platzwunden und Prellungen.
    »Madame Kellermann, Sie sind mir ein Rätsel. Sie behaupten, Sie suchen das Grundstück Ihrer Großmutter, aber ich glaube, das ist falsch. Sie suchen gar nichts, in Wahrheit laufen Sie vor etwas davon.« Er blieb keuchend stehen, wischte mit dem Unterarm über seine Stirn und sah ihr in die Augen. Er lächelte nicht mehr, vielmehr grinste er jetzt breit. »Und im Weglaufen sind Sie wirklich gut.«
    Umgeknickte scharfkantige Palmblätter verlangten Paulas ganze Aufmerksamkeit, es war ihr ein Rätsel, wie er da noch reden konnte. Die Gesänge der Verfolger rückten ihnen ständig dichter auf die Fersen, und sie wollte nur noch vorwärtskommen. Auch wenn sie jeden Knochen im Leib spürte, die Bisse der Ameisen angeschwollen waren und wieder juckten und das Kind mit jedem Schritt schwerer wurde. Sie stöhnte leise.
    Lázló nahm daraufhin das hin und her wackelnde Bündel von ihrer Schulter und packte es zu seinem. Paula war zu abgekämpft, um zu protestieren. Sie genoss die Erleichterung, kreiste die befreiten Schultern, um sie zu lockern, und versuchte schneller zu laufen.
    »Wie wollen Sie das Kind nennen?«, fragte er als Nächstes.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass Sie so eine Plaudertasche sind, hätte ich

Weitere Kostenlose Bücher