Die Insel Des Vorigen Tages
einwirke. Aber ob Waffe, welche die Wunde geschlagen, oder Tuch, das die Wunde verbunden hat, spielt keine Rolle, denn das Präparat muß dort appliziert werden, wo Blutspuren aus der Wunde sind. Viele haben, wenn sie sahen, wie die Waffe behandelt wurde, um die Auswirkungen des Hiebes zu kurieren, an Zauberei gedacht, aber mein magnetisches oder sympathetisches Pulver beruht auf nichts anderem als auf den Wirkungsweisen der Natur!«
»Wieso nennt Ihr es sympathetisch?«
»Auch hier kann der Name leicht irreführen. Viele haben von einer Konformität oder Sympathie gesprochen, die zwischen den Dingen bestehe und sie miteinander verbinde. Agrippa sagt, um die Macht eines Sterns hervorzulocken, müsse man sich an die Dinge halten, die ihm ähnlich sind und daher seinen Einfluß empfangen. Und er nennt diese wechselseitige Anziehung zwischen den Dingen eben Sympathie.
Wie man Holz mit Pech und Schwefel und Öl darauf vorbereitet, die Flamme zu empfangen, so werde auch, wenn man Dinge benutze, die der geplanten Operation und dem Stern konform sind, vermittels der Weltseele ein besonderer Segen über die richtig zubereitete Materie kommen. Um also die Sonne zu beeinflussen, müsse man auf Gold einwirken, das seiner Natur nach sonnenähnlich sei, oder auch auf jene Pflanzen, die sich zur Sonne drehen oder sich bei Sonnenuntergang zusammenfallen und die Blüten schließen, um sie erst bei ihrem Aufgang wieder zu öffnen, wie der Lotus, die Pfingstrose oder das Schellkraut. Aber das sind Märchen, solche Analogien genügen nicht, um die Wirkungsweisen der Natur zu erklären.« Dies vorausgeschickt, begann d’Igby, Roberto in sein Geheimnis einzuweihen. Der ganze Orbis oder die Lufthülle um die Erde, sagte er, sei voller Licht, und das Licht sei eine materielle und körperliche Substanz - eine Vorstellung, die Roberto gern annahm, denn im Kabinett Dupuy hatte er gehört, daß auch das Licht nichts anderes sei als allerfeinster Staub von Atomen.
»Es liegt auf der Hand, daß dieses Licht«, sagte d’Igby, »das unaufhörlich aus der Sonne hervorbricht, um mit großer Geschwindigkeit nach allen Seiten geradlinig ins All hinauszuströmen, wenn es auf Hindernisse trifft durch das Dazwischentreten von festen und undurchsichtigen Körpern, sich ad angulos aequales , in gleicheckigen Winkeln bricht, um einen anderen Weg zu nehmen, bis es durch Begegnung mit einem anderen Festkörper erneut in eine andere Richtung gelenkt wird, und so immer weiter, bis es erlischt. Ganz ähnlich also wie bei )jenem Spiel mit dem Ball an einer Schnur, bei welchem der an eine Wand geschleuderte Ball von dieser an die gegenüberliegende Wand abprallt und oft einen ganzen Kreis beschreibt, bis er wieder an seinen Ausgangspunkt zurückkehrt. Was aber geschieht nun, wenn das Licht auf einen Körper fällt? Die Strahlen prallen von ihm ab, wobei sie winzige Teile oder Atome von ihm mitnehmen, so wie der Ball beim Abprallen von der Wand kleine Teile von ihrem feuchten Verputz mitnehmen könnte. Und da diese Atome aus den vier Elementen gebildet sind, nimmt das Licht mit seiner Wärme die feuchten Teile auf und trägt sie mit sich fort. Als Beweis dafür mag dienen: wenn Ihr ein feuchtes Tuch ans Feuer hängt, um es zu trocknen, werdet Ihr sehen, daß die Strahlen, die das Tuch zurückstrahlt, eine Art Wasserdunst mit sich führen, der aus etlichen Wasserpartikeln besteht. Diese schweifenden Partikel oder Atome sind wie Reiter auf geflügelten Rössern, die sich durch den Raum bewegen, bis ihnen die Sonne, wenn sie untergeht, ihre Pegasusse entzieht und sie ohne Reittiere läßt.
Dann stürzen sie haufenweise zur Erde zurück, von der sie kommen. Aber dergleichen Phänomene ereignen sich nicht nur beim Licht, sondern auch zum Beispiel beim Wind, der nichts andres ist als ein großer Strom von solchen Atomen, die von irdischen Festkörpern angezogen werden...«
»Auch beim Rauch?« fragte Roberto.
»Gewiß. In London macht man das Feuer aus schottischer Steinkohle, die eine Menge sehr saures Flugsalz enthält; dieses Salz, das im Rauch transportiert wird, verteilt sich in der Luft und verdirbt die Wände, die Betten und die hellen Möbel. Wenn man ein Zimmer einige Monate lang verschlossen hält und es anschließend wieder betritt, wird man einen schwarzen Staub finden, der alles überzieht, so wie man einen weißen Überzug in Mühlen und Backstuben findet. Und im Frühling, wenn die Bäume blühen, sind alle Blüten mit einem schwarzen Ruß
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