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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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oder?«
    »Nein.«
    »Dann solltest du lieber keinen Blödsinn machen.«
    Ich kniete mich vor Thelma. Sie schaute mich finster an und streckte mir die Hände hin. Ich fesselte sie, indem ich das Seil in Form einer Acht zwischen den Händen hindurch und um die Handgelenke herumführte. Fest genug, dass sie nicht herausschlüpfen konnte, aber nicht so fest, dass es ihr die Durchblutung abschnürte.
    Als ich fertig war, war noch eine Menge Seil übrig.
    Ich nahm das herunterhängende Ende hoch. »Was machen wir damit? Sollen wir es abschneiden? Ich könnte ihr auch die Füße damit fesseln, oder …«
    »Lassen wir es vielleicht einfach herunterhängen«, schlug Billie vor. »Dann können wir uns das Ende schnappen, falls sie abzuhauen versucht.«

    »Wie ein Hündchen an der Leine«, bemerkte Connie spöttisch.
    »Ihr seid einfach widerlich, alle miteinander«, maulte Thelma. »Wie könnt ihr mir das antun? Nur weil ich einmal einen Fehler gemacht habe … Seht mich doch an, ich bin ganz zerschlagen. Das ist nicht fair. Ihr habt gesehen, was er mir angetan hat. Wie könnt ihr mich da fesseln? Schließlich habe ich euch gerettet. Ich habe euch alle vor Wesley gerettet, und jetzt … jetzt behandelt ihr mich so. Ihr seid fürchterlich.«
    »Wollen wir ihr einen Knebel verpassen?«, schlug Connie vor.
    »Nein!«, schrie Thelma.
    »Dann tu dir selbst einen Gefallen und hör auf mit dem Gejammer«, sagte Kimberly.
    Thelma verstummte und ließ die Mundwinkel hängen.
    Kurze Zeit später löste sich die Gruppe auf. Weil Thelma sich hinlegen wollte, führten Kimberly, Billie und ich sie zu ihrem Schlafplatz. Dort halfen wir ihr, sich auf ihrer Lagerstatt auszustrecken. Sie drehte sich auf die Seite und rollte sich zusammen. Mit den gefesselten Händen vor dem Gesicht sah sie aus, als würde sie beten. Nach einer Weile nahm sie das Ende eines Badetuchs - eines von mehreren, die wir zu unserem Picknick mitgenommen hatten - und zog es sich übers Gesicht.
    »Steh nicht auf, ohne vorher zu fragen«, befahl ihr Kimberly.
    »Geht weg und lasst mich in Ruhe«, erwiderte Thelma durch das Badetuch.
    Kimberly ging neben ihr in die Hocke. »Du brauchst gar nicht so beleidigt tun«, sagte sie und zog ihr das Tuch vom
Gesicht. »Wir sind verdammt nett zu dir, wenn man bedenkt, was du uns alles angetan hast.«
    »Soll ich euch vielleicht auch noch dankbar sein?«
    Kimberly gab ihr mit der flachen Hand eine schallende Ohrfeige.
    Thelma schrie erschrocken auf.
    Langsam und eindringlich, wie ich sie noch nie hatte reden hören, sagte Kimberly dann: »Jetzt hör mir mal genau zu, Schwesterherz. Wir haben dich vor Wesley gewarnt, aber du musstest ihn ja unbedingt in unser Leben bringen. Jetzt hat der Mistkerl, den du sooo toll fandest, meinen Mann getötet. Und unseren Dad. Verstehst du nun endlich, was du uns angetan hast?«
    Sie gab Thelma eine weitere Ohrfeige.
    Billie legte Kimberly eine Hand auf die Schulter.
    Kimberly hob den Kopf und sah sie an. Dicke Tränen liefen ihr über die Wangen.
    Es war sehr eigenartig, Kimberly weinen zu sehen. Die meiste Zeit wirkt sie knallhart, aber wenn sie weint, kommt sie einem vor wie ein todunglückliches kleines Mädchen, das verzweifelt versucht, tapfer zu sein.
    Fast hätte ich selber losgeheult.
    Ich musste an Keiths Begräbnis denken, wie ich »Danny Boy« gesungen hatte - na ja, das war ein bisschen doof - und wie sie mich danach umarmt hatte.
    Es war eine freundschaftlich sentimentale Umarmung, und trotzdem die beste meines Lebens. Nicht nur, dass sie von der schönsten Frau kam, die ich je getroffen habe, sondern weil ich auch noch Kimberlys nackte Haut und ihre Brüste spürte, die sich durch den Stoff des Bikinioberteils weich gegen mich drückten.
    Ob sie mich jemals wieder so umarmen wird?

    Wer weiß? Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es doch.
    Eigentlich möchte ich von ihr viel mehr als eine Umarmung. Ich möchte, dass sie sich unsterblich in mich verliebt und mich verführt.
    Na klar, ich habe die allerbesten Chancen, dass das passiert. So ein toller Hecht, wie ich bin. Träum weiter, Rupert! In Wahrheit verschwenden Frauen wie Kimberly keinen zweiten Blick an Typen wie mich.
    Aber wer weiß? Schließlich sitzt sie auf einer Insel fest, auf der ich der einzige lebende Mann bin (wenn man Wesley nicht mitzählt). Vielleicht sind ja am Ende noch alle drei Frauen scharf auf mich.
    Das war bloß ein Scherz.
    Aber es sich auszumalen ist schließlich nicht verboten. Auch wenn es ein bisschen

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