Die Insel - Roman
sie, zog daran, zwickte hinein. Währenddessen biss sie sich auf die Unterlippe und schnaufte so heftig, dass die Luft zischend durch ihre Nasenlöcher fuhr.
Ich sah ihr zu.
»So, und jetzt bist du dran«, keuchte sie. »Ich weiß, dass du es willst. Du bist ganz geil darauf.«
Ich muss zugeben, dass ich kurz in Versuchung kam. Auf so eine Gelegenheit hatte ich immer gehofft. Aber nicht bei ihr. Thelma war die einzige Frau auf der Insel, die in meinen Fantasien nie eine Rolle gespielt hatte.
Allerdings konnte ich nicht verhindern, dass ich eine Erektion bekam. Thelma hatte geile Sachen gesagt und mich mit ihrem Gerede über Kimberly ziemlich heiß gemacht, und jetzt zeigte sie mir auch noch ihre großen, von Kratzern, Striemen und blauen Flecken übersäten Brüste, deren Anblick mich trotz ihres Zustands ziemlich anheizte.
Ehrlich gesagt, ich verabscheute mich für meine Reaktion. Und ich verabscheute Thelma.
Hätte ich ihr Angebot angenommen, hätte ich mich hinterher sehr schuldig und sehr schmutzig gefühlt. So schmutzig, dass ich mir die Hände hätte waschen wollen.
»Nun mach schon«, keuchte sie. »Nimm sie dir!«
»Nein, danke.«
»Mach die Augen zu und stell dir vor, ich wäre Kimberly. Stell dir vor, es sind ihre Titten. Und dann hol deinen Schwanz raus und …«
»Vergiss es«, sagte ich. »Und jetzt knöpfst du die Bluse wieder zu und dann streckst du die Hände aus.«
»Okay, okay. Nur eine Sekunde.«
Sie machte Anstalten aufzustehen.
»Hey, was machst du da?«
»Ich will mich nur hinknien, weiter nichts. Sonst komme ich hinterher, wenn meine Hände gefesselt sind, so schwer hoch.«
Das klang plausibel. Ich wartete, bis sie vor mir kniete, und sagte dann: »Und jetzt streck die Hände aus.«
Anstatt mir zu gehorchen lächelte sie mich lasziv an. Sie rieb sich mit den Händen über ihren dicken Bauch und fing an, ihren Gürtel aufzuschnallen.
»Hör auf damit!«
Thelma reagierte nicht. »Ich zeige dir, was Wesley mir sonst noch angetan hat.«
»Das will ich gar nicht sehen.«
»Klar willst du.«
Natürlich hatte sie Recht.
Mir war klar, dass ich ihr Einhalt gebieten musste, aber irgendwas hielt mich zurück. Ich wusste nicht, was sie tun würde, wenn ich sie anfasste. Ich kannte sie ja kaum. Vielleicht würde sie schreien und die anderen aufwecken, und ich wollte auf gar keinen Fall, dass sie uns in dieser Situation vorfanden.
So blieb ich also vor Thelma knien und sah zu, wie sie den Gürtel und den Reißverschluss ihrer Shorts öffnete und sie nach unten streifte.
Ich erwartete, eine schlabberige Unterhose zu sehen, aber sie trug keine.
Thelma hatte so gut wie keine Schamhaare, nur ein paar Stoppeln, wie sie ein Mann hat, der sich einen Drei-Tage-Bart stehen lässt.
War es das , was sie mir hatte zeigen wollen? Dass Wesley sie dort unten rasiert hatte?
Vielleicht hatte sie ja auch ein paar Verletzungen, aber ich wollte nicht so genau hinsehen. Rasch wandte ich den Blick ab. Drüben bei den Schlafenden hatte sich nichts verändert. Gott sei Dank , dachte ich.
Irgendwie musste ich dafür sorgen, dass Thelma mit diesen Sachen aufhörte.
Und ich musste es alleine tun.
Das alles war schon viel zu weit gegangen. Ich hätte ihr niemals die Fesseln lösen dürfen. Danach hatte eines das andere ergeben, und jetzt wusste ich nicht mehr, wie ich sie stoppen sollte. Natürlich hätte ich die anderen zur Hilfe rufen können, aber was würden sie sagen, wenn sie uns so sahen?
Jetzt weiß ich, was ich hätte tun sollen. Ich hätte aufstehen, einen Schritt zurücktreten, mir die Axt schnappen und ihr damit drohen sollen. Entweder, du ziehst die Hose sofort wieder hoch, oder …
Und dann passierte es.
Ich schaute immer noch hinüber zu den anderen und hatte auch keine große Lust, Thelma wieder anzusehen. Ich weiß nicht, was mich gewarnt hat. Vielleicht sah ich eine Bewegung im Augenwinkel, vielleicht hörte ich ein ungewöhnliches Geräusch. Spürte einen Luftzug. Vielleicht war es auch nur Intuition.
Jedenfalls drehte ich den Kopf.
Und sah Thelmas Arm auf meinen Unterleib zuschie ßen. Mit einem Rasiermesser in der Hand.
Kein Scherz. Mit einem echten Rasiermesser. Einem, bei dem man die Klinge in den Griff klappen kann und das niemand, der noch halbwegs bei Verstand und nicht gerade Friseur ist, überhaupt besitzen möchte. Diese Dinger sind extrem gefährlich. Erstens kann man sich damit beim Rasieren höllisch wehtun, und zweitens wird man das ungute Gefühl nicht los, dass
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