Die Insel - Roman
Connie und ihrer selbst geschneiderten Weste. Weil ihre linke Schulter verletzt war, hatte sie das Seil mit dem Tomahawk über die rechte geschlungen. Es verlief quer über ihre Brust, und die Waffe hing neben ihrer
linken Hüfte, und in der linken Hand trug sie ihren Spezialspeer, den sie sich zum Fischen geschnitzt hatte.
Was mich anbetraf, so fand ich es zu heiß, um Billies rosa Bluse anzuziehen, weshalb ich mit nacktem Oberkörper loszog. Ich trug Andrews khakifarbene Shorts und keine Badehose darunter. Die Shorts habe ich seit dem Tag, an dem ich sie das erste Mal angezogen habe, nicht mehr abgelegt. Ich finde es praktisch, Taschen zu haben, und au ßerdem sind die Shorts so weit, dass sie mir große Bewegungsfreiheit gewähren. Übrigens hatte ich auch Schuhe und Socken an.
Mir fällt auf, dass ich noch nicht über Schuhe geschrieben habe. Das kommt daher, dass sie bisher nicht wichtig waren. Wir alle hatten Schuhe, und manchmal zogen wir sie an, und manchmal liefen wir barfuß. Viel mehr gibt es darüber nicht zu sagen.
Als Waffen hatte ich die Axt dabei, und außerdem steckte ein Tomahawk in meinem Gürtel, den Connie mir zurückgegeben hatte. Ansonsten hatte ich noch Thelmas Rasiermesser, das die anderen mir überlassen haben - erstens, weil sie mich damit fast umgebracht hätte, zweitens, weil ich derjenige war, der es Thelma aus der Hand geschlagen hat.
Außerdem hatte Kimberly bereits das Schweizer Messer, Connie wollte das Rasiermesser nicht einmal anfassen , und Billie meinte, ich solle es haben, weil ich schließlich der am meisten gefährdete von uns allen sei.
Falsch.
Wie wir uns in dieser Hinsicht doch geirrt haben!
Wie dem auch sei, jedenfalls trug ich das zusammengeklappte Rasiermesser zusammen mit Andrews Feuerzeug und der Tube mit Billies Sonnencreme in einer der
vorderen Taschen meiner Shorts mit mir herum. (In der anderen hatte ich Fisch, den wir in der Nacht geräuchert und in ein Stück übrig gebliebene Zellophanfolie eingewickelt hatten.)
So waren wir also gekleidet und ausgerüstet, als wir am Vormittag des achten Tages zur Jagd nach Wesley und Thelma aufbrachen.
Eigentlich waren wir übereingekommen, es erst einmal an der Lagune zu versuchen, wo sich die beiden höchstwahrscheinlich aufhielten, aber Kimberly sagte: »Folgt mir« und ging los in Richtung Meer.
Wir folgten ihr.
»Wo willst du hin?«, fragte ich.
»Es soll nicht so aussehen, als gingen wir zur Lagune«, sagte sie.
»Und wieso das?«, fragte Connie. »Wer soll uns denn beobachten?«
»Wahrscheinlich niemand. Vielleicht aber Wesley und Thelma.«
»Jetzt hör aber auf!«
»Wir gehen einfach ein Stück weit am Strand entlang, damit sie glauben, wir wollen die Insel erkunden.«
»Und dann?«, fragte Connie. »Schleichen wir uns dann von hinten an die Lagune heran?«
»Genau.«
»Blödsinn.«
»Wieso? Ist doch eine gute Idee«, sagte ich.
Connie lachte höhnisch auf.
»Denk doch dran, was letztes Mal passiert ist«, sagte Billie. »Wir wollen nicht noch einmal denselben Fehler machen. Wenn wir jetzt von hinten kommen, können wir sie vielleicht überraschen.«
»Ich finde das nicht so gut«, sagte Connie. »Der Weg ist viel weiter, und wahrscheinlich verlaufen wir uns auch noch.«
Aber wir überstimmten sie.
Kimberly führte uns zu den Felsen, und nachdem wir hinüber geklettert waren, gingen wir weiter am Wasser entlang.
Hin und wieder drehte Connie sich um und schaute nach hinten. »Wie weit willst du denn noch gehen?«, fragte sie Kimberly.
»Bis zu der Landspitze da vorn.«
Es war noch ziemlich weit bis dorthin.
Connie rümpfte die Nase.
»Wenn sie uns wirklich beobachten, werden sie denken, wir wollten am Strand entlang um die Insel gehen«, erklärte Kimberly.
»Vielleicht sollten wir das wirklich tun«, sagte ich.
»Ein andermal. Erst müssen wir Wesley und Thelma unschädlich machen. Sie stellen eine viel zu große Gefahr für uns dar. Wenn sie tot sind, können wir die Insel nach Herzenslust erkunden. Sobald wir die Landspitze umrundet haben, gehen wir in den Dschungel und arbeiten uns wieder zurück, bis wir wissen, wo wir sind.«
»Muss ich da wirklich mit?«, fragte Connie.
»Du bist heute echt keine große Hilfe«, sagte Kimberly. »Ich weiß ja, dass du verletzt bist, aber …«
»Aber das hindert dich nicht daran, mich für nichts und wieder nichts um die halbe Insel zu hetzen.«
»Lass uns doch tatsächlich um die Insel laufen«, sagte Billie. »Das finde ich eine gute
Weitere Kostenlose Bücher