Die Insel - Roman
hinterher, wie sie weiter den Strand entlang lief. Sie hatte den Speer hoch über ihren Kopf gehoben und bewegte ihn wie ein angreifender Zulukrieger triumphierend auf und ab.
Vermisste
Ich blickte Kimberly nach, bis sie hinter der Felsspitze verschwunden war. Dann stand ich auf, wischte mir den Sand vom Körper und ging langsam zurück zu Billie und Connie. Billie war gut hundert Meter hinter mir, und zwischen ihr und Connie mochten noch einmal weitere hundert Meter liegen.
Wir waren so weit auseinander gezogen, dass es ein Leichtes gewesen wäre, einen von uns auszuschalten, ohne dass die anderen ihm rechtzeitig hätten zur Hilfe kommen können. Also beschleunigte ich meine Schritte und ließ den Rand des Dschungels nicht aus den Augen.
Connie machte keinerlei Anstalten, zu ihrer Mutter aufzuschließen. Sie blieb wie angewurzelt stehen und schaute uns zu.
»Fast hättest du sie erwischt«, sagte Billie, als ich mich ihr auf Hörweite genähert hatte.
»Es hat nur so ausgesehen«, erwiderte ich kopfschüttelnd. »Sie hat mich absichtlich an sich herankommen lassen.«
»Unglaublich, dass sie uns einfach im Stich lässt.«
»Sie möchte die beiden alleine jagen.«
Billie gab mir die Axt. »Das dürfen wir nicht zulassen.«
»Wir haben keine andere Wahl.«
»Doch. Wir können uns ihr anschließen.«
»Das schon. Aber dazu müssen wir sie erst finden.«
»Sie ist auf dem Weg zur Lagune«, sagte Billie. »Lass uns ebenfalls dorthin gehen.«
»Auf welchem Weg?«, fragte ich.
»Was meinst du?«
»Ich würde den direkten Weg zur Lagune nehmen.«
»Geradeaus den Bach entlang?«
»Ja. So kommen wir am schnellsten hin. Vielleicht kommen wir sogar vor ihr dort an.«
Billie schenkte mir ein klägliches Lächeln. »Wollen wir das denn?«
»Warum nicht? Wenn wir vorsichtig sind …«
»Ich möchte lieber nicht angegriffen werden, wenn Kimberly uns nicht helfen kann.«
»Ich denke, wir könnten uns schon verteidigen. Schließlich sind wir zu dritt und sie nur zu zweit. Und wenn die uns nicht überraschen, dann …«
Inzwischen waren wir bei Connie angelangt.
»Was ist denn los?«, fragte sie.
»Kimberly will die beiden alleine jagen«, erklärte ich.
»Oben an der Lagune?«
»Ich denke schon.«
»Okay. Dann gehen wir jetzt zurück zum Lager, oder?«
»Ja und nein«, erwiderte ich.
»Was soll das heißen?«
»Das soll heißen, dass wir von dort aus am Bach entlang weiter zur Lagune gehen«, erklärte Billie.
»Wieso denn das?«
»Weil Rupert und ich es so beschlossen haben.«
»Aber Kimberly will uns doch sowieso nicht dabeihaben. Warum tun wir ihr dann nicht den Gefallen und halten uns aus der Sache raus?«
»Weil sie dann alleine gegen zwei kämpfen müsste«, sagte ich.
»Nur wenn Wesley inzwischen nicht ins Gras gebissen hat.«
»Selbst wenn er tot ist, bleibt immer noch Thelma. Und die kann auch ganz schön gefährlich sein.«
Connie grinste mich unverschämt an. »Thelma hat keine Chance gegen Kimberly. Bei dir war das anders, da hat sie gewusst, wo deine Schwachpunkte sind.«
»Hört auf zu streiten«, mischte Billie sich ein. »Wir gehen zur Lagune und damit basta.«
»Ach ja?«
»Ja.«
»Sei dir da mal nicht so sicher.«
Billie warf ihr einen verärgerten Blick zu, sagte aber nichts. Eine Zeit lang schwiegen wir alle drei.
Erst als wir fast am Lager angelangt waren, wandte sich Connie an ihre Mutter. »Ist wirklich ein tolles Gefühl zu wissen, dass dir Kimberly wichtiger ist als ich.«
»Was soll jetzt das schon wieder?«
»Ich habe fürchterliches Kopfweh, und die Schulter tut mir auch weh. Ich bin völlig am Ende, aber du hetzt mich hinauf zur Lagune, bloß um der blöden Kimberly zu helfen, die das nicht einmal will. «
»Ob sie es will oder nicht, sie braucht unsere Hilfe.«
»Quatsch. Sie ist vor uns davongelaufen. Und jetzt sollen wir uns auch noch in Gefahr begeben wegen ihr? Wieso denn?«
»Du weißt, warum.«
»Ach ja? Das ist mir neu.«
»Kimberly ist deine Schwester.«
»Meine Halb schwester.«
»Wenn dich dein Vater hören könnte!«
»Kann er aber nicht mehr. Und ich mag es nicht, dass du mir das ständig um die Ohren haust.«
»Andrew war Kimberlys Vater ebenso wie deiner.«
»Na und?«
»Wenn du nicht mitkommst, muss ich auch hier bleiben. Ich lasse dich nicht allein zurück.«
»Wunderbar.«
»Du musst das für sie tun.«
»Ach ja? Muss ich das? Was hat Kimberly denn jemals für mich getan?«
Die beiden funkelten sich böse an.
»Zum Beispiel
Weitere Kostenlose Bücher