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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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ich mutig. Aus purer Verzweiflung.
    Und so ist dieses Kapitel noch nicht unserer Niederlage gewidmet.
    Mir soll das Recht sein. Ich freue mich sowieso nicht gerade darauf. Ich komme schon noch dazu, aber nicht gleich.
    Stattdessen wird dieses Kapitel von dem handeln, was vergangene Nacht geschehen ist.
    Nach Einbruch der Dunkelheit bin ich den Bach hinaufgegangen, um mir noch einmal den Ort unserer Niederlage anzusehen.
    Zuerst war es wohl der Versuch, mich nicht mehr wie ein wertloser Versager zu fühlen. Ich wollte etwas tun. Durch die Nacht schleichen und die Orte aufsuchen, an die ich so schreckliche Erinnerungen hatte. Ich wollte mich dem stellen, was uns zugestoßen ist und vielleicht ein paar Antworten darauf finden, wie es geschehen konnte.
    Vielleicht würde ich ja sogar meine Frauen finden.
    Vielleicht auch ihre Leichen.
    Vielleicht würde ich auf Wesley und Thelma stoßen und Gelegenheit haben, ihnen die Kehlen durchzuschneiden.
    Ich hatte immer noch mein Rasiermesser.
    Ich war Rambo.

    Ich war so lange Rambo, bis ich das mondbeschienene Lager hinter mir gelassen hatte. Sobald ich im nächtlichen Dschungel den Bach aufwärts watete, verwandelte ich mich wieder in einen kleinen Feigling. Bis auf ein paar schwach beleuchtete Stellen, an denen es das Mondlicht schaffte, das dichte Blätterdach zu durchdringen, war es hier vollkommen dunkel.
    Nach ein paar Metern überlegte ich mir, ob ich nicht lieber umkehren sollte. In der Dunkelheit war es leicht möglich, zu straucheln und sich an einem der Steine im Bach den Kopf aufzuschlagen.
    Trotzdem ging ich weiter. Ich ging geduckt, machte nur kleine Schritte und hielt beide Arme ausgestreckt nach vorne, um mich bei einem Sturz gleich abfangen zu können.
    Auf diese Weise kam ich nur sehr langsam voran.
    Ich fiel auch wirklich ein paarmal hin und schlug mir Hände und Knie auf, aber schlimmere Verletzungen blieben mir erspart.
    Oft blieb ich stehen, um zu rasten, mich gerade hinzustellen und meine Glieder zu strecken. Nach einer Weile beugte ich mich dann wieder nach vorn und ging weiter. Trotz meiner Pausen ermüdete mich das gebückte Gehen sehr. Als ich auch noch Rückenschmerzen bekam, beschloss ich, aller Gefahr zum Trotz aufrecht zu gehen.
    Es tat mir gut.
    Obwohl es mir nun mehr wehtat, wenn ich hinfiel, war ich stolz auf meinen Mut, und ich beschleunigte sogar meine Schritte.
    Manchmal hatte ich das Gefühl, als würden Billie, Kimberly und Connie mit mir durch diese Nacht gehen. Obwohl ich sie nicht sehen konnte, waren sie oft um mich herum. Vor mir, hinter mir und neben mir.

    Manchmal aber fühlte ich mich allein.
    Schlimmer als allein.
    Manchmal kann einem das Alleinsein ein Gefühl von Geborgenheit und Frieden vermitteln, aber wenn man das Gefühl hat, dass einem irgendwo in der Dunkelheit jemand auflauert oder sich leise anschleicht, wird das Alleinsein zur Qual. Man hat niemanden, der einem helfen könnte, keinen sicheren Ort, an den man fliehen könnte. Man kann nur in Bewegung bleiben und auf das Beste hoffen.
    Diese Art Alleinsein jagt einem eiskalte Schauder über den Rücken. Sie verursacht Gänsehaut, stellt einem die Haare auf und gibt einem manchmal das Gefühl, als greife einem eine eiskalte Hand von unten zwischen die Beine. So fühlte ich mich bisweilen, als ich letzte Nacht durch die pechschwarze Dunkelheit den Bach hinaufwatete.
    Manchmal mehr, manchmal weniger.
    Voll eiskalter Angst, wenn ich mich einsam fühlte, erfüllt von einem warmen Gefühl der Sicherheit, wenn ich mir einbildete, dass die Frauen bei mir waren.
    Ich wusste, dass mir nur mein Gehirn etwas vorspielte, aber ich konnte nichts dagegen tun.
    Manchmal schrie ich vor Angst und rannte wie ein Irrer, bis ich strauchelte und hinfiel, manchmal, inmitten meiner Phantomfrauen, genoss ich die Dunkelheit dieser warmen Tropennacht.
    In dieser Stimmung war ich gerade, als ich an der Lagune ankam und den vom Mond beschienenen Felsen sah, auf dem sich vor Tagen Kimberly flach hingelegt und die Lagune nach unseren Feinden abgesucht hatte. Ich kletterte ihn hinauf und legte mich genauso hin wie Kimberly damals. Durch Andrews Shorts und Billies rosa Bluse
konnte ich die Wärme spüren, die der Felsen tagsüber gespeichert hatte, ein Gefühl, als wäre es Kimberlys Wärme, die mich sanft durchdrang. Auf einmal war mir Kimberly ganz nah.
    Ich wusste natürlich, dass ich mir das alles nur einbildete. Aber diese Einbildung war angenehm und gab mir Kraft. Warum sollte ich darauf

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