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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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leer ist, nimmt er ihn zwischen die Zähne und klopft damit wütend auf den Küchenfußboden. Trägt man ein volles Tablett von der Küche ins Eßzimmer, oder muß man spät abends noch ans Telefon springen, dann kann man sicher sein, daß Tudor auf der Türschwelle liegt und einem den Weg versperrt. Er ist weder galant noch ritterlich, und obwohl er schon fünfzehn Jahre alt ist, was bei Menschen hundertfünf Jahre bedeutet, so ist er doch trotz hohen Alters nicht sanftmütiger geworden. Mutter sagte neulich mit zitternder Stimme: «Der arme Tudor, er ist stocktaub!» Dabei ist das Herzblatt nur taub, wenn er gehorchen soll, sonst hört er aber, wenn jemand in Alaska einen Futternapf hinstellt.
    Unsere erste Katze hieß, wie ich schon erzählte, Mrs. Miniver. Sie war scheu und zärtlich, halb Perser- und halb Angorakatze. Jeden Morgen begleitete sie mich auf dem Pfad, und abends erwartete sie mich am ‹großen Baum›. Sie war sehr fruchtbar: etwa zweiundvierzig Kätzchen hatte sie, meistens vier in einem Wurf, und Mutter gegenüber besonders liebenswürdig, indem sie jedesmal ein gelbes dabei hatte, eine Farbe, die Mutter besonders liebt.
    Mrs. Miniver war eine geschickte Rattenfängerin. Sie erwischte jeden Tag eine und legte uns immer mittags bei den Mahlzeiten ihre Beute vor. Sie starb an Rattenfisch, wie viele ihrer Jungen auch.
    Dann schenkte uns eine Nachbarin die Katze Murra, was schwedisch ist und Schornsteinfeger heißen soll. Sie lebte dauernd auf dem Kaminsims. Murra war auch halb Perser-, halb Angorakatze, aber von schönem Dunkelbraun mit traubengrünen Augen. Sie bekam in Mutters Wandschrank etwa sechs oder sieben Würfe niedlicher grauer Kätzchen, und dann lag sie eines Tages tot auf dem Fußweg. Wahrscheinlich hatte sie sich auch an Rattenfisch vergiftet. Wie ich hörte, werden Rattenfische oft tot an den Strand gespült und dann von den Katzen gefressen. Ich weiß nicht, ob es stimmt, weil ich nie einen Rattenfisch gesehen habe, doch sind mir mehrere geliebte Katzen nach kurzem, heftigem Kranksein an Vergiftung gestorben.
    Ich liebe Katzen. Sie sind zärtlich und treu, was man auch Gegenteiliges behaupten mag. Als ich das letztemal von einer Reise zurückkam, hat mir unsre jetzige Katze Marigold ihre Pfoten um den Hals gelegt und ihre Wange an meiner gerieben. Marigold ist eine wunderschöne orangerote Katze. Sie erwartete Junge und war, ehe sie zu uns kam, schlecht behandelt worden. Drei Tage lang hatte sie Wehen, und dann mußten wir sie schleunigst zum Tierarzt schaffen, der uns sagte, alle Jungen seien schon tot, weil eins in Querlage sei, und wenn wir sie retten wollten, müßte sie sofort operiert werden. Sie bekam einen Kaiserschnitt, und jetzt ist sie schon sieben Jahre alt und eine gute Mäusefängerin.
    Tudor hat es immer als sein Recht angesehen, unsre Katzen zu jagen. Marigold wollte sich das nicht gefallen lassen. Vom ersten Tage an widersetzte sie sich, so mager sie war, und hieb ihm fest über die Schnauze, als er sie nicht in Ruhe ließ. Marigold geht gern am Strand spazieren, und für Picknicks und Gesang am Lagerfeuer hat sie sehr viel übrig. Wenn wir singen, sitzt sie kerzengerade da und starrt melancholisch übers Wasser. Wenn wir den Enten Futter hinwerfen, springt sie plötzlich von der Ufermauer mitten zwischen sie, daß sie schnatternd auseinanderstieben. Bei diesem Spiel macht Tudor manchmal mit, doch meistens übertreibt er’s und frißt das ganze Entenfutter auf, einmal sogar noch die Papierteller obendrein.
    Graybar war eine räudige alte Strandkatze, schon halb verwildert, ehe sie zu uns kam. Sie war sehr krank; wahrscheinlich hatte sie Ruhr, und ich behandelte sie mit rohen Eiern und Whisky, Reis und Milch, aber es ging ihr immer schlechter. Sie tat mir so leid, daß ich es nicht mehr mitansehen konnte, und in meiner Verzweiflung mischte ich schließlich fünf Kapseln Nembutal mit einem Eigelb und reichte es ihr. Sie sah mich vertrauensvoll an und schleckte es auf. Dann schleppte sie sich nach draußen, auf die Kante am Felsgarten, und streckte sich im Sonnenschein neben dem Rosenbeet aus. Ich kehrte in die Küche zurück und weinte. Graybar lag den ganzen Tag neben dem Rosenbeet. Einmal ging ich hinaus und tastete nach dem Herzen. Es schien noch zu schlagen. Als die Sonne unterging, war Graybar fort. Anne und Joan und ich weinten, und Don sagte, es sei so am besten für Graybar. Wir gingen mit schwerem Herzen zu Bett, aber meins war am schwersten, denn ich hielt

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