Die Insel und ich
Vashon.
Der inspizierende Handwerker, der als Mrs. Moores Harry bekannt ist, brachte alles wieder in Ordnung – nur leider auf seine Art. Die Geschirrwaschmaschine beharrte darauf, schmutziges kaltes Wasser zu verwenden, das sie auf irgendeinem geheimnisvollen Wege aus der Kanalisation beziehen mußte – anstatt des schönen, reinen, kochend heißen Wassers, das ihr in den Bauch gepumpt wurde. «Und setzen Sie ja keine Seife zu – das bekommt ihr nicht! Und den großen Schraubenzieher behalten Sie lieber gleich in greifbarer Nähe – falls mal wieder was passiert!» Ja, das war Mrs. Moores Harry. Auf der Insel wollen die Handwerker auch immer gleich die Rechnung bezahlt haben. «Und schicken Sie bestimmt morgen das Geld vorbei! Ich hab’s dringend nötig!» sagte Motor-Marvin, nachdem er mein neues Dampfbügeleisen untersucht hatte, weil es kochte und kochte, ohne Dampf von sich zu geben, so daß ich es schließlich zum Explodieren auf die Veranda stellte, woraufhin Mutter meinte: «Laß doch Marvin kommen! Bei dem Eisen kann er wenigstens nicht sein ewiges Sprüchlein mit dem neuen Motor anbringen.» Aber er tat’s doch: nur nannte er es diesmal «einen neuen Temperaturregler, und der wird Sie wohl an die zwanzig, fünfundzwanzig Dollar kosten!»
Natürlich froren während des großen Schneefalles alle Rohre ein, und wir wollten, sobald es taute, neue Rohre legen lassen. Doch lag der Schnee noch auf dem Grundstück, als schon eine Abordnung der Brunnenkommission erschien. Es waren Nachbarn, aber wir kannten sie noch nicht, lauter Herren.
Sie stampften sich den Schnee von den Stiefeln und verkündeten mit feierlichem Ernst: «Die Quelle ist auf Ihrem Grundstück, aber sie gehört allen. Wir haben alle Wasserrecht. Deshalb arbeiten wir auch gemeinsam und werden gemeinsam die zersprungenen Rohre instandsetzen. Unternehmen Sie noch nichts!»
«Was für reizende Menschen», sagte ich zu Don, nachdem sie mit uns Kaffee getrunken und unsre Möbel bewundert hatten, während ich mich ärgerte, daß ich immer noch nicht die Fenster geputzt hatte. «Das gefällt mir, solche gemeinschaftliche Arbeit. Es ist doch zu schön, daß wir in einer kleinen Gemeinde und auf einer Insel wohnen.»
Don fragte: «Haben sie eigentlich gesagt, wann wir mit der gemeinsamen Arbeit beginnen wollen? Ich bin nicht als Wasserschlepper auf die Welt gekommen!»
«Nein, eine genaue Zeit gaben sie nicht an, aber ich glaube doch, sie meinten heute nachmittag», erwiderte ich. «Schließlich haben die andern ja auch kein Wasser.»
Doch wurde es weder an jenem noch am folgenden noch am übernächsten Nachmittag etwas. Schließlich ging Don mit Anne und Joan zur Quelle hinauf, wickelte Lumpen um die zerbrochenen Stellen, und dabei blieb’s… bis in diesem Frühjahr Don einen gewissen Zacharias Millard Potts (einen Farbigen) erwischte, der selbst bei Regenwetter Tropenhosen und einen Tropenhelm trug, westindische Lieder sang und sein Werk mit Zement handschriftlich signierte: «Ausgebessert von Zacharias M. Potts, 4.3.43.»
Zacharias hatte kein Werkzeug, aber er war sehr stark und konnte jedem Rohr die morschen Fetzen entreißen. Don kaufte die erforderliche Länge Rohr und die nötigen Schraubenschlüssel, und Zacharias zerrte, wie ich schon sagte, die morschen Teile ab und ersetzte sie durch neue, wobei er unzählige Tassen Kaffee trank (er hatte einen nervösen Magen, der keine Minute leerbleiben durfte) und meine Zigaretten rauchte. Zacharias hatte ein künstlerisches Gemüt, und anstatt das Rohr so langweilig gerade in den Boden zu versenken, wie es der frühere Spengler getan hatte, ließ er es in schönen, natürlichen Kurven verlaufen und stützte die niedrigsten Stellen mit kleinen gegabelten Weidenzweigen, die Wurzel schlugen und allmählich zu Weidenbäumchen heranwuchsen.
Wenn Zacharias mit mir Kaffee trank, erzählte er mir Geschichten aus seinem reich bewegten Leben. Die einzige, an die ich mich im Moment erinnern kann, ist die von einer seiner Freundinnen, die über eine unebene Stelle in einem Bürgersteig in Chikago stolperte und sich den Fuß brach. «Sie hat die Stadt verklagt», erzählte mir Zacharias, «aber sie hat keinen Penny bekommen. Sie begreift nicht wieso. Aber ich hab ihr gesagt, du hast eben einen Fehler gemacht, weil du dich von deiner Freundin hast ins Hospital fahren lassen. Hättest liegen bleiben müssen, wo du hingefallen bist, dann wär schon die Sanität gekommen.»
Als Zacharias fertig war und
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