Die Insel und ich
sagte mir haargenau, wieviel Bazillen in einem Glas Trinkwasser seien, und endlich machte er sich dann wohl auch an den Tank. Er zeigte mir auch, wie man Grammophonnadeln anspitzt, Zeitungspapier zu Papiermache verarbeitet und vor allem, wie man Spiegeleier braten muß. «Immer einen Teelöffel Wasser ins Speckfett tun – nicht mehr und nicht weniger – genau einen Teelöffel. Dann bleibt das Weiße schön weich, anstatt blasig und wie Leder zu werden.»
Ich hatte Gimpy sehr gern, aber wie alle Inselhandwerker war er immer in irgendeinen Streit mit der Konkurrenz verwickelt. «Ich hab gesehen, wie er Sand in meinen Motor getan hat, aber ich kann’s ihm nicht beweisen, noch dazu, wo sein Papa in der Handelskammer sitzt.» Schließlich verließ er Vashon und zog nach Alaska.
Längere Zeit hatte die Puget-Sund-Elektrizitäts-Gesellschaft einen Mechaniker, der wußte, was er zu tun hatte. Er verstand sich drauf. Als sich der Deckel der Bratröhre in einer kleinen Feder der Ofenbatterie festgeklemmt hatte, so daß die ganze Küche von Blitzen erfüllt war, als die Pumpe verschlammt war, als wir keinen Druck auf dem Wasser hatten und der Heißwassertank zu hämmern begann, als ich den Staubsauger ausschalten wollte und die Hälfte des Kontakts in der Steckdose hängen blieb – bei all solchen Haushalts-Notfällen rief ich die Puget-Sund-Elektrizitäts-Gesellschaft an, und immer schickten sie den netten Mann, der alles Mißgeschick entdeckte und obendrein interessante Geschichten von armen jungen Burschen kannte, die ohne Handschuhe Starkstromleitungen berührt hatten.
Dann stellte die Gesellschaft aus irgendeinem Grunde diesen praktischen Dienst am Kunden ein, und wir saßen da – mit keiner andern Hilfe als Orville Kronenberg, der alle Menschen haßte und dessen Frau in Filzpantoffeln nach Seattle fuhr. Orville verstand sich wohl auf Elektrizität, aber das ordentliche Aussehen war ihm einerlei, und wenn man ihn nicht daran hinderte, spannte er elektrische Drähte selbst quer über Türen und Bilder. Er maß auch die Löcher nicht vorher aus, die er für Steckkontakte in die Wände schlug, und als er unsere Steckdose im Schlafzimmer angelegt hatte, sagte Don ärgerlich: «Es sieht aus wie ein kleines Floß in einem großen Steinbruch.» Orville hatte übrigens eine ganz besondere Art von Steckdosen, die immer gefährlich wackelten, auch wenn sie ganz neu installiert waren, und daher gingen die Lampen immer wie Leuchtturmfeuer an und aus.
Als meine Bendix-Waschmaschine streikte und quietschte und zu tanzen begann, sobald ich mehr als einen Waschlappen hineintat, bestellte ich mir auch Orville, und er kam verdrießlich an und sagte mir, es sei Sand in unserm Heißwassertank. Ich sagte ihm, er solle den Sand entfernen, und er tat es, und so ging es hin und her, bis schließlich Orville nach South-Dakota zog und wir Motor-Marvin als Handwerker bekamen.
Wer Töchter hat, die über zehn Jahre alt sind, der weiß, wie notwendig es ist, zwei Badezimmer zu besitzen – oder sich damit abzufinden, daß man Kamm und Lippenstift vor dem Küchentablett benutzt. Don und ich entschlossen uns daher, das kleine Schlafzimmer dicht neben dem unsern zu einem Ankleide- und Badezimmer umzubauen und den Mädchen ihr eigenes Badezimmer zu lassen.
Es war noch während des Krieges, als es fast unmöglich war, Badewannen und Waschbecken zu bekommen, ganz zu schweigen von Tischlern und Klempnern. Wir hatten aber einen Freund, der hinter der Landzunge wohnte und ein tüchtiger Amateurtischler war. Er erbot sich, an seinen freien Abenden und während der Wochenenden einen Teil der Tischlerarbeiten für uns auszuführen. Dann hörten wir, daß am andern Ende der Insel ein Spengler wohnte, der sogar Spenglereiartikel verkaufte und uns alles besorgen und installieren würde. Dieses Naturwunder, einen Mr. Curtis, rief Don sofort an, woraufhin er eines Abends zu uns kam. Wir zeigten ihm das Haus und die beiden Badezimmer, und er trank Cognac, und dann wurde der Handel abgeschlossen, eine große Senkgrube mit inbegriffen. Damals ließen wir auch gerade eine Straße bauen, die sich zwar noch in jenem Urzustand befand, wo einem der Schlamm bis an die Knie geht, aber Mr. Curtis erklärte, mittels der Straße sei es ihm eine Kleinigkeit, alles ans Haus heranzuschaffen. Einfach eine Kleinigkeit!
Die Tischlerarbeiten in den Badezimmern gingen rasch vonstatten. Wir kauften handgeschmiedete Angeln und schönes Fichtenholz, und im Handumdrehen hatte
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