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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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hatte, es ginge ewig so weiter. Doch eines Tages läutete jemand namens Buzz aus Seattle an, und ‹Danke, gern!› ging ans Telefon und sagte «danke, gern!» und fuhr mit der nächsten Fähre nach Hause. «Buzz ist ihr ‹Fester›», erzählten mir Anne und Joan, nachdem sie ihr den Koffer gepackt und sie an die Fähre gebracht hatten.
    «Ihr ‹Fester›?» Ich lachte laut heraus. «Und wer waren all die Millionen Karlchen und Phils und Tommies und Donnies – wohl Freunde von ihrer Mama?»
    «Mußt du immer unsre Freundinnen kritisieren?» seufzte Anne müde und setzte sich mit einer Schachtel Kleenex, einer Flasche Nagellackentferner und dunkelviolettem Nagellack an den Küchentisch.
    Natürlich werde ich auch nie den Sommer vergessen, als ich die beiden kleinen drei- und vierjährigen Söhnchen meiner Schwester Alison, die ein drittes Kind erwartete, in Verwahrung genommen hatte, und als Joanie für den ganzen Sommer ihren «Festen» eingeladen hatte, mit dem sie solch Mitleid hatte, weil sie ihn nicht liebte. Und ich hatte eine liebe Freundin eingeladen, die trank, aber fand, daß sie für eine psychoanalytische Behandlung noch nicht reif sei, und außerdem ein Ehepaar, das ich irgendwo im Südwesten kennengelernt und gedankenlos gebeten hatte, uns gelegentlich mal zu besuchen, und sie nahmen mich beim Wort und blieben den ganzen Monat August. Und im gleichen Sommer hatte der Mann meiner norwegischen Putzfrau einen Herzanfall, und Anne lebte damals schon «ihr eigenes Leben» in der Stadt und brachte über Wochenende ein Mannequin mit, das wie eine Madonna aussah, von ihrem Gatten aber dauernd grün und blau geschlagen und gegen den neuen «27 inch. Fernsehapparat» gestoßen wurde, weil andere Männer sie so schön fanden.
    Das Wetter war ganz recht, und damit meine ich kühl und grau, aber ich zwang sie alle, jeden Abend unten am Strand zu essen, denn das bedeutete Papierteller und kein Geschirr. Es wäre noch alles gut gegangen, wenn meine liebe Freundin, die dem Trunk ergeben war, es nicht plötzlich vor der Frau aus Arizona mit der Angst bekommen hätte, und wenn die Frau aus Arizona nur ein einziges Mal vor drei Uhr nachmittags aufgestanden wäre. Ihr Mann dagegen war widerlich tüchtig, stand jeden Morgen um halb sechs auf und schnupperte um sechs schon in der Küche umher, in Erwartung eines besonders nahrhaften Frühstücks.
    Wenn die Frau aus Arizona dann endlich erschien, verlangte sie, daß ich mich zu ihr setzen sollte, während sie ihr Frühstück aß, was ich gerne tat, weil es «Sitzen» bedeutete. Jedoch meistens saßen wir kaum und sie hatte eben – mit ein paar Himbeerkernen zwischen den Zähnen – begonnen, mir in groben Umrissen die Lebensgeschichte Ivan Fegenscus zu schildern, die sie schreiben wollte, dann kam vielleicht meine Freundin (mittlerweile bei ihrem achtzehnten Cognac) vorbeigeschwankt und zischte mir armwedelnd ins Ohr: «Paß auf, kleine Frau, das ist die böse Hexe!»
    Oder Don telefonierte mir von der Fährstation in Seattle (manchmal kann er’s nicht abwarten und muß die schlechten Nachrichten schon eher loswerden), um mir mitzuteilen, daß wir ein Minus von 598 Dollar haben und daß er das Fleisch vergessen hat.
    Oder einer von Alisons kleinen Söhnen kam triefnaß vom Strand herauf und jammerte, daß er aus dem Ruderboot ins Wasser gefallen sei – und dabei hatte er seinen letzten saubern Anzug an!
    Oder Joan flehte mich mit leiser, bebender Stimme an, sofort etwas für ihren ‹Festen› zu tun, der draußen auf der Schaukelbank sitze und sich mit Selbstmordgedanken trage.
    Oder Mary rief an und teilte mir freudig mit, daß sie schon unterwegs sei, um mich zusammen mit «Mrs. Ellis und ihren drei Kindern und Arenthau Salavochic und seiner entzückenden Frau zu besuchen, letztere beiden eigentlich Graf und Gräfin Salavochic aber sie arbeiten jetzt bei Familie Ellis, um Amerika kennenzulernen, und sie können kein Wort Englisch, aber du wirst sie reizend, finden, und sie sind ganz versessen drauf, dich zu sehen, und ich bringe einen Lachs mit, und brauchst du sonst noch etwas?» – Und während ich dies niederschreibe, kommt mir auf einmal in den Sinn, wie merkwürdig es ist, daß die Fähre nie streikt, wenn Gäste zu uns kommen, sondern bloß immer, wenn sie heimfahren wollen.
    Ach, und dann der bewußte Samstagnachmittag, als Don und die Mädchen und ich unter unsrer Last eingekaufter Lebensmittel den Strand entlangschwankten, und vom Dach unsres Hauses grölte

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