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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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Hausfrauen-Ratgeber beantwortet das Problem mit dem Ein-Schüssel-Gericht und sprudelt Rezepte für irgendwelche scheußlichen Kasserollen hervor, etwa ein Haselnuß-Sardinen-Schokolade-Bohnen-Birnen-Gemisch.
    Ich finde, die Antwort auf dies Problem lautet: eine große Küche mit einem Kamin und bequemen Stühlen. In meinem nächsten Haus will ich weder Wohnzimmer noch Salon haben. Nur eine riesengroße Küche mit zwei Geschirrabwaschmaschinen, zwei Kaminplätzen (einen für mich und einen für die lieben Gäste), mehrere Couches, eine große Hausbar, vier Kochherde mit zwölf Brennern, vielleicht einen Fernsehapparat und einen Plattenspieler, und hier und da zwischen den Couches und Sesseln angeordnet kleine Automaten, die Erdnüsse, Mais und Kartoffelchips spenden.

Nimm’s leicht, Betty!
    Ich denke oft neidvoll an das Leben einer Nachbarin, die immer Zeit hat, ihre Nägel zu pflegen und die Häutchen zurückzuschieben, während es in meinem Haushalt so aussieht: Füllfederhalter in der Waschmaschine, Bonbons für Familie Raccy, die Feuerzange oben in der großen Zeder verrostend, das Treibhaus als Bootshaus für kleinere Segelboote, größere Gummi-Krokodile und Sonnenbrandöl benutzt, vierundzwanzig Bettücher wöchentlich in die Waschanstalt – und ein Ferngespräch für hundertdreiundachtzig Dollar fünfzig!
    Anne sagte: «Weißt du, weshalb es gut ist, daß wir das Haus hier haben? Weil ich jetzt wenigstens alle meine Freunde einladen kann.»
    «Und ich?» sagte Joan. «Wen soll ich einladen? Ich habe keine Freunde!»
    Don sagte: «Ich finde, ehe jemand jemanden einlädt, sollten wir mal mindestens darüber reden!»
    Anne sagte: «Allerdings weiß ich noch gar nicht, ob meine Freunde den weiten Weg nach hier draußen nicht scheuen werden.»
    Joan sagte: «Und ich? Wen soll ich einladen? Ich habe keine Freunde.»
    Ich sagte: «Anne und Joan, ihr könnt eure Freunde einladen, ich kann meine Freunde einladen, Don kann seine Freunde einladen, und wenn uns danach zumute ist, mitten in der Nacht die Nationalhymne zu singen, dann können wir uns das auch leisten!»
    Don sagte: «Ich finde, wir sollten vorher darüber reden. Ich finde, ich müßte vorher gefragt werden.»
    Anne sagte: «Allerdings weiß ich noch gar nicht, ob meine Freunde. ..»
    Doch wie es sich dann herausstellte, hatte jeder Freunde und Freundinnen und Verwandte, und alle waren froh, zu Besuch zu kommen, besonders bei gutem Wetter, und kein Mensch redete vorher darüber, höchstens hinterher, wenn die Gäste fort waren, und dann mit erhobener Stimme, und ich merkte von Anfang an, daß der große Unterschied einer Insel-Einladung und jeder andern der ist, daß auf der Insel die Gäste einfach die ganze Nacht bleiben oder zwei Wochen oder einige Jahre. Selbst die paar gutmütigen Seelen, die versuchen, am gleichen Abend wieder heimzugehen, verpassen meistens die letzte Fähre.
    Es muß eben so gemacht werden: (falls man nämlich gern Gäste hat und nicht eine Hausfrau von der Art «Messingputzen am Montag, Teppichklopfen am Dienstag, kleine Wäsche am Mittwoch etc.» ist) man stelle die vierundzwanzig Kilo noch nicht fertige Johannisbeermarmelade einfach unter den Küchentisch, packe den Stoß Zeitschriften, den Don durchaus auf den Fensterbrettern aufbewahren will, zur Bügelwäsche in der Kammer, werfe die Bademäntel, Hundenäpfe und meine Manuskripte zum Staubsauger unter der Treppe, zünde die Leuchter an, lege eine feine Platte aufs Grammophon, richte einen Krug sehr trockene Martinis – und man ist bereit für die Ankunft der Gäste.
    Natürlich ist da noch die Sache mit Gästen, die bis zwei oder drei Uhr morgens bleiben. Wenn man liebe Leutchen hat, und wenn sie sich gut amüsieren, dann ist es leicht, sich den größten Teil der Nacht um die Ohren zu schlagen, vor allem, wenn einige Hausgäste halb übergeschnappt vor Freude sind, weil sie mal zur Abwechslung dem häuslichen Herd und den klebrigen Kinderpfötchen entronnen sind. Ich bleibe selbst gerne lange auf, aber vier Uhr morgens noch Entscheidungen treffen müssen, das ist hart Soll ich aufräumen, ehe ich zu Bett gehe? Und vielleicht erst mit dem Morgengrauen ins Bett kommen? Oder soll ich alles stehen und liegen lassen und am Morgen genauso unausgeschlafen sein und in einem Haus aufwachen, das wie eine Bar aussieht?
    In der Zwischenzeit haben sich die Hausgäste in die Falle begeben, und Don ebenfalls, Don, der immerzu heiser ruft: «Betty, geh schlafen! Betty, weshalb gehst du

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