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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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Haus für sie, finden, weil keins zu vermieten war, doch fand ich am andern Ende der Insel ein schönes Strandhaus mit zweimal zwei Doppelbetten, noch einem Bett im Wohnzimmer, schönen Fichtenholzwänden, einem großen Kamin und einer Waschmaschine. Mittlerweile hatte ich auch Elizabeth persönlich kennengelernt. Sie hatte große, feuchte blaue Augen, Haare wie Moos und einen Busen ohne Büstenhalter.
    Ich war hochbeglückt wegen des Hauses – es war wirklich schön – und der Strand hatte weichen Sand, die Miete betrug bloß 75 Dollar monatlich – und dann die Waschmaschine!
    Ich rief Mary an, damit sie es Elizabeth mitteilen solle und ich nicht zu telefonieren brauchte, aber Mary war zum Fischen nach Kanada gefahren, und daher mußte ich Elizabeth doch selber anrufen. Elizabeths Telefonstimme klang so traurig und wehleidig wie die einer Empfangsdame in einem Beerdigungsinstitut, und als sie antwortete: «Hallo, ja?» hätte ich bald selbst zu weinen angefangen, so elend und jämmerlich tönte es.
    Ich erzählte ihr von dem wunderbaren Haus, das ich für sie gefunden hatte, aber sie erwiderte, sie würde es gern anschauen, hätte aber eigentlich eher an eine kleine Farm gedacht. Ich sagte ihr, daß ich keine Farmen kenne, die zu vermieten sind, ja, daß es meines Wissens überhaupt nichts anderes auf der Insel zu mieten gäbe. Sie erwiderte:
    «Es war furchtbar lieb von Ihnen, Kindchen, sich für uns zu bemühen, aber ich weiß nicht, ob Everett einverstanden ist. Er ist in der letzten Zeit so widerlich gewesen, hat sich dauernd betrunken und immer im Fremdenzimmer geschlafen, aber wir kommen morgen. Geht um zehn Uhr eine Fähre?» Elizabeth hatte an der Smith-Universität studiert und ihre Examen dort abgelegt, und ihr Vater war ein berühmter Anwalt in Texas, und sie war wirklich eine Schönheit, aber als sie und Klein Donny und Klein Gail und Klein P. J. und Baby aus ihrem Buick-Stationswagen krabbelten, da war mir zumute wie einem kalifornischen Obstzüchter in Steinbecks Roman «Früchte des Zorns». Keiner hatte gekämmtes Haar, alle Gesichter waren schmutzig (und so, daß man merkte, es war kein frischer Schmutz), und verschmiert mit Schokolade- und Kuchenkrümeln, und alle, ausgenommen Elizabeth senior, hatten nasse Hosen an.
    Elizabeth trug ein Paar verschossene, viel zu weite Baumwollhosen mit kaputtem Reißverschluß, ein schmutziges, ehemals weißes Sporthemd von Everett, keinen Büstenhalter und rote Seidenpantoffeln. Die Kinder trugen nasse, schmutzige Overalls, und jedes hatte mindestens eine große, rostige Sicherheitsnadel an mindestens einem abgerissenen Trägerband, und die Sporthemdchen waren schmutzig, ehemals weiß, und die abgelatschten braunen Schuhchen waren mit zerrissenen und verknoteten Schuhsenkeln verschnürt. Die Kinder hatten genau wie ihre Mutter schöne blaue Augen und gutgeschnittene Gesichter und hätten bildhübsch sein können, wenn sie trocken und sauber gewesen wären. Ihr feines, schlaffes, helles Haar fiel ihnen in Zotteln in die Augen, und die Kopfhaut war von Schmutz und Fett wie verkrustet.
    Wenn Elizabeth von ihren Kindern umgeben war, schien sie in einer Art von Betäubtheit zu sein, wie sie leicht durch die tausenderlei mit Kindern verbundenen Störungen und Wirren entstehen kann, vor allem bei so unerzogenen wie den ihren. Sie war auch so übermüdet, daß sie fast dem Zusammenbruch nahe und immer zum Weinen bereit war. Ich bot ihr eine Tasse Kaffee an, und sie nahm dankbar an und sank wie ein Sack Mehl auf einen Küchenstuhl. Während wir am Küchentisch Kaffee tranken, stürmten die Kinder wie eine Hundemeute, die hinter dem Fuchs her ist, durch die Küche und zum Hause ein und aus. Türen knallten zu, Fenster ratterten, Vasen erbebten. Tudor bellte. Baby, die erst zwei Jahre alt war, fiel und begann zu brüllen. Elizabeth warf ihnen nicht einmal einen Blick zu. Sie tat vier Stück Würfelzucker und reichlich Sahne in ihren Kaffee, rührte trübselig um und sagte: «Ich weiß, daß ich zu dick bin und daß ich abnehmen sollte, aber ich bin dauernd so entsetzlich müde, daß ich viel Zucker und Sahne nehmen muß, um bei Kräften zu bleiben.»
    «Vielleicht brauchen Sie Eisen», sagte ich und zuckte ein wenig zusammen, da die Kinder vorbeirasten und mich am Ellbogen stießen, so daß ich etwas Kaffee auf das saubere Tischtuch verschüttete.
    «O nein», sagte Elizabeth. «Ich wurde gerade von A bis Z untersucht, und der Arzt sagt, ich sei vollkommen gesund. Er

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