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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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zurechtgestaucht und mit Petersilie geflickt hatten, riefen wir Don, ihn auf den Tisch zu bringen. Er kam eifrig an, packte die Handgriffe und machte sich auf den Weg zum Eßzimmer. Sein Erscheinen wurde etwas durch die Tatsache verdorben, daß die Truthahn-Quetsche nicht durch die Tür ging und er sich daher seitlich mit ihr hindurchschieben mußte. Glücklicherweise hatten wir einen Seitentisch ans Fenster gestellt, auf dem der Truthahn zerlegt werden sollte. Als er ihn abgesetzt hatte, rief Don jedermann herbei, sie sollten sich doch ja alle den wunderbaren neuen Apparat ansehen. Als alle um ihn versammelt waren, drehte er an einem kleinen Griff, bis die Maschinerie und die Klammern ganz oben und direkt über dem Brustbein des Truthahns waren. Dann stellte er eine Flansche ein, kontrollierte, ob alle Schrauben geschmiert waren, drehte an einem Knopf und wartete. Nichts geschah.
    «Wo ist die Gebrauchsanweisung?» fragte er mich.
    «Welche Gebrauchsanweisung?» fragte ich. «Meinst du eine Anweisung, wie man Geflügel tranchiert?»
    «Ich meine die Gebrauchsanweisung, die diesem Tranchierbrett mitgegeben wurde.» Schmerzlich betrübt fuhr Don fort: «Wenn du dich dafür interessiert hättest, müßtest du es wissen.»
    «Ich interessiere mich dafür», erwiderte ich, «bin ja schon halb verhungert. Aber du hast den Kasten fortgeworfen, in dem das Brett herkam, und wahrscheinlich hast du die Anweisungen selbst verbrannt.»
    Cleve sagte: «Sieh mal, Don, die beiden Schraubenmuttern auf dieser Seite hast du noch nicht aufgedreht, und mir scheint auch, die Zündung ist verdreckt!»
    Und Dedes Mann neckte ihn: «Schalt mal ’n andern Gang ein, Junge, dann kann sie wieder!»
    Don fragte: «Anne und Joan, habt ihr die Gebrauchsanweisung gesehen?»
    Joan fragte: «Wie sah sie aus?»
    Anne aber sagte: «Ich würde einfach drehen, Don. Dann wird sie schon funktionieren.»
    Don lächelte ihr dankbar zu und drückte auf einen kleinen Hebel. Sofort sauste die ganze Maschinerie nieder und quetschte den Truthahn vollkommen platt. Sauce und Füllung wurden großzügig und gerecht auf die Zuschauer und das Fenster gespritzt. Ein dickes Stück dunkles Fleisch schlitterte vom Brett und direkt dem Hund Tudor in die Schnauze, der so verdutzt war, daß er kaum schlucken konnte. Anne und Joan fingen an zu lachen. Schließlich fielen die andern auch ein, sogar Don. Die Truthahnleiche landete im Suppentopf und erregte auch weiterhin großes Vergnügen. Die Truthahn-Quetsche wird im Haushalt benutzt, wenn auch ohne die Maschinerie.
    Als Joan und Anne noch sehr klein waren, gebrauchten sie oft folgende Redewendung: «Möchtest du wissen, wen ich hasse?» – Wer möchte nun wissen, wen ich hasse? Ich hasse Katherine Reynolds, die keine Hilfe im Haushalt hat und Gäste zum Essen einlädt, und wenn man hinkommt, sieht sie gepflegt und elegant aus, und ihr Haus sieht auch gepflegt aus, und ihr Mann sieht glücklich aus, und während man dasitzt und Cocktails trinkt, steht sie nicht ein einziges Mal auf, um in der Küche nach dem Rechten zu sehen, und doch bittet sie um acht Uhr, am Eßtisch Platz zu nehmen, und da steht alles, sogar holländische Sauce auf dem Spargel und Yorkshire-Pudding neben dem Roastbeef, aber was das schlimmste ist, wenn man sich ihr aufdrängt und die Teller hinaustragen hilft, dann muß man feststellen, daß das Abwaschbecken leer ist und die Küche aussieht, als sei sie gerade frisch gemalt worden. Dahinter muß doch ein Geheimnis stecken? Entweder versteckt sie die schmutzigen Töpfe und Pfannen im Keller, oder sie läßt das Essen vom Olympic-Hotel kommen, oder sie hypnotisiert einen.
    Meine Schwester Mary ist die tüchtigste Hausfrau, die ich kenne, und dauernd hat sie Gäste – trotz drei heranwachsender Kinder und eines Mannes, der Arzt ist, was ebensoviel heißen will, als wenn ich sagte, sie hat dauernd Gäste, obwohl sie vollkommen verkrüppelt und hilflos ist. Aber Mary hat immer eine Hilfe in der Küche. Hier auf der Insel gibt es solche Haustierchen nicht. Daher lastet auf mir immer noch das Problem, die Sauce fertigzumachen, ohne meine Rolle in der Unterhaltung über den wahren Sinn der Vereinigten Nationen aufzugeben.
    «Ich mache alles am Vormittag», sagt Mary ganz kühl. Gut und schön, soweit es das Schälen der Kartoffeln und das Salatwaschen betrifft. Auch für Sommergerichte ginge es noch an, wie etwa Huhn in Gelee oder kalter Lachs – vorausgesetzt, daß es überhaupt heiße Tage gibt.
    Der

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