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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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uns schon von weitem eine Männerstimme entgegen: «Juhuuu!» und es war Dons alter Freund – derselbe, der damals nicht glauben wollte, daß der liebe alte Don «es schließlich doch riskiert und geheiratet hatte», und der dann unsere Wochenend-Flitter-«wochen» in Dons Wohnung mit uns verlebte.
    Er kam nicht vom Dach herunter, wir aber kamen unserm Heim näher und konnten schließlich genau erkennen, daß Old-Buddys Gesicht verdächtig gerötet war.
    Ich schickte Don zu ihm, er solle ihm gut zureden; die Mädchen und ich räumten unterdessen die Vorräte ein. Mit dem nächsten Fährboot erwarteten wir meine Schwester Mary und ein paar Marineoffiziere, und ich hatte noch furchtbar viel mit Essen-Vorbereiten und Aufräumen und Blumeneinfüllen zu tun und wollte dabei nicht von Old-Buddy gestört werden.
    Ich bat Anne, mir das Muschelgericht zu machen, und Joan, kleine Schalen mit Nüssen und Sonnenblumenkernen und Oliven zu füllen. Als ich mit Aufräumen fertig war, öffnete ich die Hoftür und rief Don zu, das Kaminfeuer zu richten. Don antwortete nicht, aber Buddy spähte über die Dachrinne zu mir herunter und kicherte: «Hihihi» Ich schlug die Türe knallend zu, weil er mich mit Whisky-Soda getauft hatte, und prallte mit Don zusammen, der weitere Drinks mischte. «Du mußt ihn rauswerfen!» sagte ich und wischte mir die Spritzer aus den Augen.
    «Aber weshalb denn?» fragte Don milde. «Da oben auf dem Dach ist er doch nicht im Wege.»
    «Laß die unangebrachten Witze», rief ich. «Mary kommt auf dem nächsten Fährboot mit ihren Marineleuten an! Und an die Kinder solltest du auch denken.»
    «Ja, denkst du denn gar nicht an uns?» riefen die Mädchen vorwurfsvoll.
    «Aber nehmt’s doch leicht!» rief Don. «Es wird schon alles recht. Laßt uns doch alle lieb sein!»
    Damit ging er aus dem Haus, die beiden Drinks in der Hand. Ich überließ Anne und Joan das Zubereiten der Vorspeisen und stürzte nach oben, wusch mein Gesicht, zog meine engen schwarzen Hosen und einen weißen Pull an und sprühte mir Parfüm über, als ich auch schon Mary und die Marineoffiziere über den Strand knirschen hörte. Und dann hörte ich Buddy, der ihnen vom Dach «Juujuujuuhuuh!» entgegengrölte.
    Anne war gerade zu mir gekommen, um meine Aufmachung zu mustern und sich eine Handvoll Parfüm zu borgen. Sie rief: «Oh, Mommy, wirklich, ich finde ihn einfach widerlich! Kann Don ihn nicht loswerden?»
    Ich erwiderte: «Er ist Dons ältester Freund, da müssen wir etwas Einsicht haben.»
    Und es war auch nicht allzu schwierig, da Marys Freunde reizend waren und Old-Buddy den ganzen Abend auf dem Dach blieb und nur hin und wieder um kleine Dienstleistungen in Gestalt von Drinks oder dem Fernglas bat, damit er die Mondkrater untersuchen könne.
    Einer von den Marineoffizieren (es waren ihrer drei) hatte eine Gitarre mitgebracht, und nach dem Abendessen gingen wir auf die mondbeschienene Veranda hinaus, wo er traurige Lieder spielte und uns vorsang. Es muß nach drei Uhr morgens gewesen sein, als ich mich durch die Zimmer schleppte, Aschenbecher forträumte und Kartoffelchips vom Kaminsims putzte (während Don mir von oben dauernd laut zuflüsterte: «Weshalb gehst du nicht zu Bett?»), als mir plötzlich Buddy wieder einfiel und mir klar wurde, daß wir schon längere Zeit nichts von ihm vernommen hatten.
    «Was willst du mit Old-Buddy machen?» flüsterte ich heiser. «Er sitzt wohl noch auf dem Dach.»
    «Seine Sache», flüsterte Don. «Laß ihn nur. Komm lieber ins Bett.»
    «Gleich», sagte ich und fegte die Asche im Kamin zusammen. Als ich die Gläser in die Geschirrwaschmaschine stellte und den Alkohol und die tausenderlei Dinge wegräumte, die Don benötigt, wenn er seine Monte-Christo-Sandwiches brät, mußte ich wieder an Buddy denken, der draußen in der kalten Nachtluft auf dem Dache saß. Wenn er nun vom Dach kollerte und sich das Genick brach? Und wenn die Waschbären, die unser Dach als Sportplatz besonders schätzen, ihn annagen?
    Vergnüglich summend ging ich zu Bett.
    Und dann lag schon wieder goldner Sonnenschein auf dem Bettvorleger, und Don reichte mir einen Gin-Fizz, und vom Sitzplatz unten schwebten heitere Gitarrentöne herauf.
    «Was ist aus Old-Buddy geworden?» fragte ich Don und tupfte mir den Gin-Fizz mit dem Bettuch von den Lippen. «Hab mir gestern solche Sorgen um ihn gemacht, daß ich nicht einschlafen konnte.»
    Don schob die Vorhänge beiseite und sagte: «Da schau hin!» Ich trank mein Glas leer,

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