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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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entsprach genau dem, wie wir am ersten Tag beim Mittagessen gesessen hatten, und es war klar, dass einer von diesen Leuten der Dunkelmeister sein musste.
    Auf dem nächsten Blatt waren noch einmal die gleichen Namen aufgelistet, allerdings in keiner erkennbaren Reihenfolge. Jeder Einzelne von ihnen war durchgestrichen. Neben den meisten standen kurze Angaben, die sich überwiegend auf die Zeitspanne bezogen, die die entsprechende Person bereits auf Gorthen-Nehrung verbracht hatte. » Hatusch, der Koloss«, las ich zum Beispiel, » Sklavenschiffer, Breth, vor 18 Jahren nach Gorthan-N. gekommen; Tom Gessler, Fischhändler, lebt seit sechs Jahren in Gorthan-H.; Thor Reyder von den Versprengten, Beruf unbekannt, anwesend seit einer Woche, auf einem Handelsschiff von den Wahrer-Inseln herübergekommen.« Und so ging es weiter. Es gab nicht eine einzige Person, die zu den gesuchten Kriterien passte: jemand, der zur gleichen Zeit hier eingetroffen war, als die Probleme mit der Dunkelmagie angefangen hatten. Aber Niamor hatte sterbend und voller Schmerz auf den Tisch gedeutet. Er war davon ausgegangen, dass irgendetwas auf diesen Zetteln mir etwas erklären würde. Die Antwort lag irgendwo dort; ich musste sie nur erkennen.
    Eine halbe Stunde später sah ich sie. Und wünschte mir im gleichen Moment, ich hätte es nicht getan.
    So schnell wie möglich kehrte ich zur Schenke zurück. Ich machte mir nicht einmal mehr die Mühe, Niamors Zimmer nach irgendwelchen Wertgegenständen zu durchsuchen und mitzunehmen, was ich brauchen konnte. Vielleicht hätte ich das sowieso nicht getan; die Umstände seines Todes hatten mich tief getroffen, und ich wäre vielleicht ohnehin nie in der Lage gewesen, mich dort länger aufzuhalten als nötig. Später, als sich mein Entsetzen etwas gelegt hatte, bereute ich meinen hastigen Aufbruch etwas; ich hätte zusätzliches Geld immer gut gebrauchen können und glaubte nicht, dass es ihm etwas ausgemacht hätte. Abgesehen davon hatte ich auf diese Weise gar nichts, was mich an ihn erinnern konnte, nichts als meine Erinnerung an den Anblick kurz vor seinem Tode … Und das war eine Erinnerung, die ich nie gern zuließ.
    Ich überließ seine Sachen den Plünderern und marschierte zur Schenke. Mein Herz klopfte unangenehm schnell. Furcht hatte bereits angefangen, den Ekel zu verdrängen, während ich über alles nachdachte. Irgendwie glaubte ich nicht, dass Niamor getötet worden war, weil er herausgefunden hatte, wer der Dunkelmeister war, denn wie hätte dieser darauf kommen sollen, dass Niamor es wusste? Und wenn er es doch vermutet hatte, hätte er sicher die Zimmer des Quillaners durchsucht und seine Zettel vernichtet – aber genau das war nicht geschehen.
    Tatsächlich glaubte ich nicht einmal, dass der Dunkelmeister in seinen Räumen gewesen war. All die Farbspuren der Dunkelmagie stammten nicht von ihm, sondern waren vielmehr aus Niamors Körper geströmt. Der Mistkerl hatte seinen Fluch möglicherweise sogar auf ihn geschleudert, ohne dass Niamor etwas davon gemerkt hatte, zum Beispiel, während er in einer Bar war oder eine Straße entlangging. Niamor hatte sich wahrscheinlich zunächst nur ein bisschen kränklich gefühlt, war in seine Wohnung zurückgekehrt, und als er begriffen hatte, was geschehen war, war er bereits zu krank gewesen, um noch woandershin gehen zu können.
    Und warum? Ich glaubte es zu wissen. Niamor war gestorben, weil der Dunkelmeister mit uns spielte – mit mir, mit Lözgalt und mit Flamme, und vielleicht auch mit Thor (denn seit ich wusste, wer der Dunkelmeister war, gab es für mich keinen Grund mehr zu glauben, dass er nicht von Thors Beteiligung an dieser Sache wusste), und indirekt auch mit Dasrick. Wir verkörperten all das, was er am meisten hasste: die Menoden, die Silbbegabten, die Wissenden, ein Beauftragter der Wahrer, der Rat der Wahrer. Der Dunkelmeister genoss es zu sehen, wie wir an seinem Haken hingen und zappelten. Er genoss es zu wissen, dass jeder, der uns half, verflucht war. Was hatte Flamme noch über Morthred gesagt? Er zieht es vor, seine Opfer am Leben zu halten. Wir waren seine wirklichen Opfer. Niamor war nur ein Werkzeug gewesen, um uns Schmerz zuzufügen. Um mir Schmerz zuzufügen. Morthred. Mir war elend.
    Der Schenkenwirt bediente im Schankraum; er war in übler Stimmung, da er Tann seit drei Tagen nicht mehr gesehen hatte und jetzt auch noch Janko verschwunden war – schon wieder. Es schien, als wäre Janko nicht gerade für seine

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