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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Zuverlässigkeit bekannt. Dasricks Leibwächter waren noch immer da, warfen noch genauso kühle, nüchterne und argwöhnische Blicke in meine Richtung.
    Ich achtete nicht auf sie, aber ich bat den Schenkenwirt um etwas zu trinken, und während er den Becher füllte, fragte ich ihn, wie lange Janko bereits für ihn arbeitete. » Woher bei allen Inseln soll ich das wissen?«, kam die übellaunige Antwort. » Ein paar Monate, schätze ich. Viel zu lange. Dieser tatterige Krüppel ist nie hier, wenn man ihn braucht.«
    In diesem Moment begriff ich, was an Jankos Fuß anders gewesen war. Ich fühlte mich jetzt sogar noch elender. Ich trank das Gebräu, das ich dringend nötig hatte, und ging hinauf in das Zimmer von Flamme.
    Flamme, so schien es, hatte Gäste, obwohl es inzwischen sicherlich zwei Uhr morgens gewesen sein musste. Das Zimmer kam mir richtig voll vor. Dasrick war noch da, aber jetzt hatten sich auch Thor und Lözgalt zu ihm gesellt. Ein eher ungepflegter und schläfriger Dunstiger, vermutlich Ruarth Windreiter, hockte innen auf dem Fenstersims. Ich warf Flamme einen Blick zu, und sie lächelte schwach in meine Richtung. Zu meiner Erleichterung sah ich, dass es ihr schon viel besser ging. Sie mochte müde und schwach sein, aber sie hatte wieder eine normale Gesichtsfarbe. Ich warf Ruarth einen Blick zu, dann sah ich Dasrick an und wandte mich wieder ihr zu. Meine unausgesprochene Botschaft war kaum zu erkennen, aber sie erfasste sie trotzdem; auch ohne die vollständige Bedeutung meiner Besorgnis zu kennen, verstand sie meine Sorge, dass Dasrick von Ruarths Empfindungsfähigkeit wissen könnte. Sie schüttelte schwach den Kopf, und ich ließ sie die Erleichterung in meinen Augen sehen. Ich wollte, dass sie begriff, für wie wichtig ich es hielt, dass Dasrick nicht über Ruarth Bescheid wusste, und ich segnete die Mühelosigkeit, mit der wir in der Lage zu sein schienen, uns auch ohne Worte zu verständigen.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit jetzt wieder den anderen zu. Dasrick ärgerte sich über irgendetwas; er war so angespannt wie ein gestrandeter Kugelfisch, auch wenn niemand die Anzeichen so gut lesen konnte wie ich. Starr und aufrecht stand er da, die Augenbrauen so gewölbt, dass sie fast den Haaransatz berührten, während seine Augen die dumpfe Indigo-Farbe eines erzürnten Seesterns annahmen. Lözgalt errötete und ballte die Fäuste. Ruarth hatte den Kopf schief gelegt und starrte mit einem tiefblauen Auge auf den Syr-Silb. Thor lehnte am Fensterbrett in der Nähe des Vogels; er hatte die Arme verschränkt, und die Andeutung eines sarkastischen Lächelns spielte um seinen Mund. Zumindest er wirkte beherrscht – bis er den Ausdruck auf meinem Gesicht bemerkte.
    » Was ist los, Glut?«
    » Niamor ist tot. Der Dunkelmagier hat ihn erwischt.« Ich wandte mich an Dasrick. » Niamor war der Freund, von dem ich gesprochen habe. Ich glaube, er hat herausgefunden, hinter wem wir her sind. Es ist …«
    Dasrick hob eine Hand, um mich am Weitersprechen zu hindern. » Führen wir diese Unterhaltung unter vier Augen, Glut.«
    Ich sah die anderen an. » Nein. Wieso? Flamme und Noviss haben beide durch die Hand dieses Mannes gelitten, und Thor ist ein Freund von mir.« Zu meiner Überraschung war es Thor, den Dasrick ansah. Ich hatte gedacht, Lözgalt hätte den Wahrer so in Rage gebracht. Jetzt begriff ich meinen Irrtum. Es war Thor, gegen den Dasrick etwas hatte – den er sogar hasste. Etwas war zwischen den beiden vorgefallen, das Dasricks anfängliche Gleichgültigkeit, die er bei der ersten Begegnung auf dem Schiff zur Schau gestellt hatte, in eine deutliche Abneigung und jetzt auch Misstrauen verwandelt hatte. Ich zuckte mit den Schultern und sprach weiter. » Es ist Janko, der Kellner. Er ist der Dunkelmeister.«
    Lözgalt musste das einen Moment verdauen, und dann trat Entsetzen in seinen Blick. Einen Moment lang dachte ich, er würde ohnmächtig werden. Thor runzelte die Stirn, Flamme starrte mich an, Dasrick wirkte verwirrt. » Sprichst du von dem verkrüppelten Kerl da unten?«, fragte er.
    Ich nickte.
    » Wie kann das sein? Ich verfüge nicht über deine Fähigkeiten, Glut, aber ganz sicher ist seine Verkrüppelung das Resultat eines Dunkelmagie-Fluchs. Sie sieht nicht natürlich aus. Kein Dunkelmagier würde zulassen, dass er so verkrüppelt wird, schon gar nicht einer, der so mächtig ist wie dieser. Und ich kann nicht glauben, dass es nur eine seiner durch Dunkelmagie erzeugten Verkleidungen ist.

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