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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Die du doch ohnehin ebenfalls durchschauen würdest.«
    Ich schüttelte den Kopf. » Nein, es ist keine Verkleidung. Es ist sein wahres Selbst, zumindest im Augenblick. Ich glaube eher, dass er seiner eigenen Magie zum Opfer gefallen ist. Irgendwann in der Vergangenheit hat er einen Zauberspruch von solcher Macht gewirkt, dass er unfähig war, die Magie zu beherrschen – und ein Teil davon ist auf ihn zurückgefallen. Er wurde in einen Krüppel verwandelt, in etwas weit Schlimmeres als das, was er jetzt ist, und er war machtlos dagegen. Er konnte nichts anderes tun als warten. Im Laufe der Zeit stellt sich die Kraft von allein wieder her, wie Ihr wisst. Ich vermute, dass er jahrzehntelang gewartet hat. Jetzt aber holt er sich seine Macht sehr schnell zurück und richtet zudem einen Teil von ihr darauf, seinen Körper wiederherzustellen. In der kurzen Zeit, seit ich hier bin, hat sich sein linker Fuß wieder ausgerichtet, und seine Dunkelmagie ist merklich stärker geworden.« Ich seufzte. » Ich habe bei ihm immer Dunkelmagie gerochen; ich dachte nur, es wäre nicht seine gewesen. Mein Weißbewusstsein hat mich also nicht im Stich gelassen. Ich habe nur den falschen Schluss gezogen.«
    Während ich sprach, hatte Ruarth auf dem Fenstersims angefangen, sich wie eine höchst aufgeregte Henne zu benehmen; er hüpfte von einem Fuß auf den anderen und schlug wild mit den Flügeln, während er die ganze Zeit über schnatterte. Dasrick beachtete ihn nicht weiter; ich bezweifelte, dass er den Vogel überhaupt bemerkt hatte. Dennoch stellte ich mich so, dass ich seinen Blick auf Ruarth behinderte, und machte Flamme hinter dem Rücken ein Zeichen, dass sie den unglücklichen Vogel zum Schweigen bringen sollte.
    Flamme fasste eilig den Kern dessen in Worte, was Ruarth meiner Vermutung nach so aufregte. » Morthred der Wahnsinnige. Vielleicht …«
    » Oh, bei den Sandkörnern!«, unterbrach Dasrick sie spöttisch. » Morthred ist seit hundert Jahren tot.«
    » Ich habe gehört, dass erfahrene Dunkelmeister sehr lange leben können«, sagte ich sanft. Ich hatte mich jetzt Ruarths Meinung angeschlossen, dass Morthred noch am Leben und wohlbehalten sein könnte. » Dieser Dunkelmagier, den ich in Porth getötet habe – es waren achtzigjährige Leute da, die geschworen haben, dass Morthred alt gewesen wäre, als sie selbst noch im Krabbelalter gewesen waren. Und dann ist da …« Ich brach ab und versteifte mich. Unwillkürlich sah ich zu Thor hin und stellte fest, dass er mich alarmiert ansah. Ruarth hockte auf dem Fenstersims, den Kopf erhoben, als würde er lauschen. Drei Wissende, und wir alle rochen und spürten das Gleiche.
    Lözgalt war der Erste der anderen, der ebenfalls spürte, dass etwas nicht stimmte. Seine Augen weiteten sich, und er riss den Kopf herum wie ein verängstigtes Seehundjunges. » Was ist? Was ist los?«
    » Dunkelmagie«, sagte Thor kurz und bündig. » Unser Freund ist sehr nahe. Er hat gerade einen Zauberspruch gewirkt.«
    Lözgalt begann zu zittern.
    Dasrick handelte ohne zu zögern. Er tauchte das Zimmer in einen Blitz, und vier Lichtsäulen wogten in den Ecken, wie silberne Seeschlangen. Macht strömte zwischen ihnen hin und her und formte Mauern aus Licht. Der arme Lözgalt konnte nichts davon sehen; und weil er nicht wusste, dass wir geschützt waren, zitterte er weiter. Wie sich herausstellte, war er der Klügste von uns. Wir waren alles andere als geschützt.
    Rubinrote Magie traf geradewegs auf silberblaue. Ruarth, Thor und ich konnten die Dunkelmagie als eine Kugel aus dumpfem Rot sehen. Ihre Wirkung war verhüllt, so wie in ersterbenden Kohlen die Macht zu brennen verborgen ist. Dasrick sah nur, dass die Silbmauer zitterte und dann zu zerbersten begann; Lözgalt und Flamme sahen gar nichts, abgesehen von unseren entsetzten Gesichtern. Allerdings war ich sicher, dass Flamme genug über Silbmagie wusste, um zu begreifen, was Dasrick getan hatte.
    Der Spalt wurde größer, verteilte sich in alle Richtungen wie die Risse einer Eisschicht, bis die Schutzmagie zerplatzte, als diese ungezügelte Macht über sie hereinbrach. Das war etwas, das sogar Lözgalt spüren konnte. Wind fegte durch das Zimmer, und Ruarth wurde regelrecht aus dem offenen Fenster geschleudert, während alles andere durcheinanderwirbelte. Die Luft wurde mir aus der Lunge getrieben, und ich keuchte und atmete unter Schmerzen.
    Als wir uns von der Wucht der Silbmagie erholt hatten, befand sich der rote Ball in der Mitte des

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