Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende
richtete sich an Flamme. » Ihr wisst, was Ihr tun müsst, um den Schutz der Wahrer zu erhalten.« Er nickte mir zu und schob Lözgalt aus dem Zimmer.
» Hmpf«, sagte Thor scharf. » Als wenn sein Schutz so beeindruckend wäre. Janko könnte Fischmehl aus Dasricks Zaubersprüchen machen.«
» Was hast du getan, dass du den Rat so aufgebracht hast?«, fragte ich ihn.
Er blickte verletzt drein. » Ich? Ich war vollkommen höflich.«
Flamme grinste. » Dasrick wollte, dass Thor und Noviss das Zimmer verlassen, und da er nicht wusste, dass Thor ein Wissender ist, hat er versucht, sie beide mit Silbmagie rauszubefördern. Aber Thor hat ihn unterbrochen und ihm gesagt, was er mit seinen Zaubersprüchen machen kann. Ich habe noch nie einen derartigen Ausdruck gehört, aber er war sehr anschaulich. Es klang wie der Vorschlag, dass er seine Zaubersprüche auf eine Weise benutzen kann, die ganz sicher für Darmträgheit sorgt. War es nicht so, Thor?«
» Etwas in der Art. Ich kann nicht behaupten, dass ich den Mann mag. Er hat die Haut einer Lederschildkröte und genauso viel Mitgefühl. Er mag die Wissenden nicht, Glut.«
Ich zuckte mit den Schultern. » Welcher Silb-Wahrer tut das schon? Thor, was machen wir jetzt?«
Nun war es an ihm, mit den Schultern zu zucken. » Mein Baby ist sozusagen meinem Einflussbereich entzogen worden. Ich werde einfach warten und sehen, was als Nächstes passiert, schätze ich. Ich vermute, Dasrick wird sich um Janko kümmern – und zusammen mit all den anderen Silb-Wahrern bringt er vielleicht sogar etwas zustande. Wie wäre es, wenn ich das Bettzeug hierher hole, und wir beide halten abwechselnd Wache bei Flamme und schlafen etwas?«
Er sah Flamme entschuldigend an. » Nicht, dass wir viel tun können, wenn Janko sich entscheidet, dir noch einmal Schaden zuzufügen.«
» Er muss alles über uns wissen, was es zu wissen gibt«, sagte ich düster, » wo wir direkt unter seiner Nase gelebt haben, seit wir in Gorthen-Nehrung angekommen sind.«
» Nun, hoffen wir, dass er noch nichts von der Amputation weiß«, bemerkte Thor, während er wegging, um das Bettzeug zu holen.
Ich setzte mich zu Flamme und nahm ihre Hand.
» Ich habe nicht das Recht, euch da mit reinzuziehen«, sagte sie. » Keinen von euch.«
Ich ging nicht darauf ein. » Wie geht es dir wirklich?«
» Ich fühle mich schwach, aber es geht mir besser.« Sie blickte auf den Stumpf. » Ich kann ihn fühlen, weißt du. Es ist, als wäre mein Arm immer noch da. Ich kann die Finger bewegen – alles. Ich muss immer wieder daraufsehen, um mich davon zu überzeugen, dass er wirklich weg ist.« Sie gab ein kleines, herzzerreißendes Lachen von sich. » Ich kann mit Silbmagie einen neuen machen, weißt du. Dann werdet nur ihr mit dem Weißbewusstsein wissen, dass er nicht echt ist.«
Wir mit dem Weißbewusstsein – und sie selbst. Man konnte nichts halten und nichts fühlen mit dem Ersatz, der sich durch Silbmagie herstellen ließ. Silbmagische Illusionen waren genau das – Illusionen. Es verwirrte mich stets, wie andere Leute sich so vollständig zum Narren halten lassen konnten, dass sie sogar etwas berührten und angeblich fühlten, das gar nicht vorhanden war.
Ich wechselte das Thema. » Flamme, was Ruarth angeht – achte darauf, dass eure Freundschaft verborgen bleibt. Besonders vor den Wahrern.« Etwas unklar fügte ich hinzu: » Sie könnte sonst gegen dich benutzt werden.«
Glücklicherweise kehrte Thor in diesem Moment zurück, ehe sie mich fragen konnte, was ich damit meinte. Er breitete das Bettzeug auf dem Boden aus und lächelte mich an. » Wer schläft zuerst?«
» Ich. Ich bin …« Aber ich hatte keine Worte, um zu beschreiben, wie ich mich fühlte.
Er streckte eine Hand aus und berührte meine Wange. » Es tut mir leid wegen Niamor. Möchtest du darüber reden?«
Ich schüttelte den Kopf. » Nein. Niemals.« Und dann wandte ich mich von dem Trost ab, den er mir bieten wollte.
16
In dieser Nacht passierte gar nichts mehr, abgesehen davon, dass ich genug Albträume hatte, um einen Geschichtenerzähler ein Leben lang mit Schreckgeschichten versorgen zu können. Als ich aufwachte, um die Wache zu übernehmen – aufgeweckt durch meine eigenen Träume –, fühlte ich mich ganz und gar nicht erholt. Glücklicherweise schien Flamme den ersten Teil der Nacht gut durchgeschlafen zu haben; sie wachte erst kurz vor Sonnenaufgang auf. Ich holte ihr ein Glas Wasser, und da sie nicht wieder einschlafen wollte,
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