Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
zuversichtlich. » Habt Vertrauen«, sagte Alain. » Sie verfolgt ein gerechtes Anliegen, und so wird Gott ihr helfen.«
    Ich spürte, wie Thor sich versteifte, als würden die Worte ihn verärgern, aber er sagte nichts. Ich dachte in einem Anflug von Sarkasmus, dass das, was Alain gesagt hatte, typisch für die Menoden war; wenn sie zu dem Schluss gekommen waren, dass sie im Recht waren, dann waren sie auch überzeugt davon, dass Gott auf ihrer Seite war. Keine noch so große Niederlage und Tragödie konnte ihr Denken dann noch verändern. Man musste die schiere Starrsinnigkeit ihres Glaubens irgendwie bewundern.
    Ich war so überzeugt davon, dass Thor Alains Zuversicht genauso unpassend fand wie ich, dass mich die Frage, die er ihm dann stellte, vollkommen verblüffte. » Würdet Ihr uns Euren Segen geben, Syr-Patriarch?« Seine Bitte war formal und ernst, aber ich konnte dennoch nicht glauben, dass er dachte, der Segen eines Menoden würde sich auch nur im Geringsten auf unseren Erfolg auswirken. Ich vermutete, dass er mehr wegen Alain als um unserer selbst willen danach gefragt hatte. Es würde den Patriarchen beruhigen zu wissen, dass wir und damit unser Unterfangen gesegnet waren. Alain war derjenige, der an diesem höllischen Ort zurückbleiben würde und nichts anderes tun konnte als warten …
    Thor zog mich neben sich auf den Boden, so dass Alain uns seine Hände auf den Kopf legen konnte. » Im Namen des Sanften, Gottes, des Schöpfers, erbitten wir einen Segen …«, begann er. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was er genau sagte; solche Gebete haben mich immer gelangweilt. Das tun sie auch heute noch. Ich erinnere mich daran, dass es lang war, und während Alain seine gewundene Bitte um göttliche Fügung und Errettung vorbrachte, dachte ich darüber nach, was für eine Heuchlerin ich doch war, dass ich dort kniete. Aber wenn Thor glaubte, dass es Alain helfen würde, dann war ich bereit, mitzuspielen. Es kam mir allerdings in den Sinn, dass Alain kein Narr war. Er musste gewusst haben, was ich empfand.
    Die folgenden Stunden waren die Hölle. Ich empfand all die Wut und Enttäuschung, die ein Hummer in einem Kochtopf empfinden musste. Thor wirkte natürlich wie immer vollkommen entspannt. Er plauderte und scherzte mit Alain, als würden wir in aller Ruhe in einer Schenke irgendwo auf den Versprengten sitzen. Wir hatten Glück, vermute ich. Es hätte mehrere Tage dauern können, bevor jemand mit neuem Essen kam, aber ich schätze, es waren nur ein paar Stunden vergangen, als sich die Falltür erneut öffnete und das Seil heruntergelassen wurde. Gewöhnlich hätten wir jetzt die Trinkhaut daran befestigt, damit sie hochgezogen und nachgefüllt werden konnte, aber bevor sich irgendjemand von uns rühren konnte, stürzte etwas Schweres nach dem Seil zu uns nach unten und kam mit einem ziemlich unangenehmen Plop auf. Glücklicherweise hatten wir drei uns an die Ränder des Raumes begeben.
    Alain tastete mit den Händen umher, um zu begreifen, was da heruntergefallen war. » Oh, barmherziger Gott«, sagte er.
    Es folgte ein gequältes Flüstern von Aylsa über uns. » Bei den Wirbelstürmen … Ich hatte nicht vor … Das war die Wache! Ich wusste nicht, dass er hineinfallen würde, als ich ihn gestoßen habe. Ich konnte es nicht sehen – das Licht in meinen Augen hat zu sehr geschmerzt.«
    » Bringt die Kerze an den Rand der Falltür«, trug Thor ihr ruhig auf.
    Eine einzelne Flamme hoch über unseren Köpfen war sicher nicht die Mittagssonne von Gorthen-Nehrung, aber wir alle mussten vor Schmerz blinzeln. Alain beugte sich über den Mann. » Er ist tot«, sagte er düster.
    Ich sah zum Ghemf hoch. » Macht Euch keine Gedanken. Er war ein bezwungener Silbmagier, kein Sklave.« Ich hatte die Silbfarben unter der roten Dunkelmagie gesehen; beides begann im Tod bereits zu verblassen. Ich wandte mich dem Toten zu und begann, ihn nach etwas zu durchsuchen, das wir benutzen konnten.
    Alain starrte mich funkelnd an. » Er war ein Mensch, und sein Tod verdient Euer Bedauern.«
    » Nein«, sagte ich schroff. » Er war tot besser dran.« Und fügte hinzu: » Er würde Euch genau das Gleiche sagen, wenn er könnte. Verflucht, er hatte nichts Brauchbares bei sich.«
    Alain sah mich entsetzt über meine Herzlosigkeit an. » Wie könnt Ihr jetzt an so etwas denken?«, fragte er und neigte den Kopf, um ein Gebet für den Verstorbenen zu murmeln, etwas, das ich immer für eine vollkommen überflüssige Angelegenheit

Weitere Kostenlose Bücher