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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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willigte nur zu gern ein. Es dauerte eine Weile, aber schließlich hatten wir uns beide an Händen und Füßen von den Fesseln befreit.
    Die Erleichterung war gewaltig. Ich begann, mich wieder wie ein Mensch zu fühlen, als ich endlich meine Arme und Beine beugen konnte und ein bisschen Kraft in sie zurückkehrte.
    » Waffen«, sagte ich und nahm zwei langstielige Zangen auf. Vermutlich dienten sie dazu, heiße Kohlen aus dem Feuer zu holen. Thor griff mit etwas weniger Begeisterung nach etwas, das wie eine Kreuzung zwischen einem Bratspieß und einem Schwert aussah, und er behielt auch den Hammer weiter in seiner Hand. Aylsa sah voller Abscheu auf das, was noch da war, dann ging sie zur Feuerstelle, wo es einige langstielige Schüreisen gab, und nahm mürrisch einen auf. Sie sagte nichts; die Freiheit schien ihrer Redseligkeit ein Ende bereitet zu haben.
    Ich suchte immer noch nach etwas Brauchbarerem als die Zangen, als sich die Tür schwungvoll öffnete – nicht diejenige, durch die wir eingetreten waren, sondern die am anderen Ende des Raumes –, und wir plötzlich festsaßen.
    Ich spürte, wie wir alle erstarrten, wie Kaulquappen, die nach einem plötzlichen Kälteeinbruch im Eis gefangen waren. Obwohl ich vermute, dass es nicht länger als einige Augenblicke dauerte, bevor in dem Raum Hektik ausbrach, spürte ich in diesem kurzen Moment der Stille so vieles auf einmal.
    Die erste Person, die den Raum betrat, war Flamme.
    Ich hatte ein Gefühl, als hätte man mir einen Schlag gegen die Kehle und in die Magengrube versetzt, alles zur gleichen Zeit. Flamme! Morthred hatte sie also doch! Aber warum? Und wie war es möglich gewesen? Sie war so gut wie tot. Nein, schlimmer noch. Scheiße.
    Sie war in Begleitung von Domino, der jetzt wieder gehen konnte, auch wenn er immer noch ein Bein nachzog. Er hatte eine Hand besitzergreifend auf ihrem Arm liegen und lachte über etwas, das sie gesagt hatte. Und sie – sie lächelte ihn an, mit diesen schönen blauen Augen, die so funkelten wie in der Sonne glitzernde meerwasserfeuchte Strandschnecken. Vier andere Dunkelmagier waren bei ihnen, von denen wenigstens einer ein echter war, aber es war Flamme, auf die ich meine ganze Aufmerksamkeit richtete.
    Sie war tadellos gekleidet, in ein Gewand, das ich nie zuvor an ihr gesehen hatte. Ich habe nie sehr darauf geachtet, was Frauen tragen, aber selbst ich erkannte jetzt, dass der Stoff perfekt zu ihren Augen passte. Sie sah hübsch aus. Königlich. Als würde sie an irgendeinen Hof gehören. Was mich auf den Gedanken brachte, dass es das erste Mal war, dass ich sie ein Kleid tragen sah. Es hatte lange Ärmel, und sie hatte sich einen Arm aus Silbmagie gemacht, der den verlorenen ersetzte.
    Dunkelmagie flüsterte rot über ihre Haut, vermischte sich mit ihrem silberblauen Silb.
    Ich war verwirrt.
    Was in Gottes Namen war passiert?
    Gedanken rasten durch meinen Kopf, folgten dicht aufeinander. (Glücklicherweise zählte zu meinen Fähigkeiten auch die, schnell begreifen zu können. Manchmal machte ich die schlimmsten Fehler gerade dann, wenn ich mehr Zeit hatte, über etwas nachzudenken.) Mein erster Gedanke war, dass sie unmöglich bezwungen worden sein konnte; wir hatten den Fluch mit ihrem Arm abgetrennt, und Dasrick, der das Endresultat eines Fluches aus Dunkelmagie sogar noch besser sehen konnte als ich, hatte bestätigt, dass nichts mehr vorhanden gewesen war. Andererseits wiederum hatte Morthred Zeit gehabt, sie erneut zu bezwingen. Dann aber wiederum hätte sie sich eher umgebracht, als so etwas geschehen zu lassen. Allerdings war es natürlich auch möglich, dass er sie daran gehindert hatte. Nur, wenn dem so war, was im Namen aller Inseln war das dann für eine Silbmagie, die ich immer noch an ihr sehen konnte? Keiner der anderen bezwungenen Silbbegabten zeigte so viel Silbfärbung …
    Dann begriff ich, und mein Herz sackte deutlich nach unten. Ein qualvolles » Nein!« entfuhr mir, fast zur gleichen Zeit, als wir alle uns rührten.
    Flamme wandte sich an Domino und sagte gedehnt: » Wie es scheint, sind deine Gefangenen entkommen, mein Freund. Wie konntest du nur so nachlässig sein?«
    Dominos Hand fuhr zu seinem Schwert, und die Dunkelmagier hinter ihm ließen einen Fluch durch den Raum schwirren, der harmlos an meiner Brust abprallte. Einer der anderen versuchte es auf ähnliche Weise bei Thor. Er schickte seinen Hammer durch die Luft, als Flamme sagte: » Dunkelmagie kann ihnen nichts antun, sie sind

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