Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende
Arbeit auf, in den Annalen von Tyn Weswinter. Die Begriffe scheinen synonym mit Kellen und kellisch benutzt worden zu sein. Ein Zufall? Ich weiß es nicht.
Es gibt andere Beobachtungen, die die Vermutung stützen könnten, dass die Menschen auf den Ruhmesinseln ursprünglich aus Picard stammen. Da ist zunächst die Tatsache, dass auf den Inseln des Ruhms immer wieder vertraute Wörter auftauchen. Unsere gegenwärtige kellische Sprache ist eine Mischung aus dem ursprünglichen Kellisch der Kontranischen Ebenen – das überwiegt –, und den picardischen Sprachen mit ihren Dialekten. Wenn deine Theorie stimmt, könnte es sich bei der Sprache der Ruhmesinseln um eine Verschmelzung der ursprünglichen picardischen Sprachen handeln. Dann hätten wir viele gemeinsame Begriffe, was ja wohl auch, wie du in deinem Brief geschrieben hast, der Fall ist. Zweitens gibt es in der Tat ein paar Ortsnamen, die vertraut wirken … Mekaté, zum Beispiel. Es gibt ein Makatay im Picardtal – dort wurde ich geboren! Tatsächlich neigen auswandernde Völker dazu, den Orten ihrer neuen Heimat Namen zu geben, die einen Widerhall jener Orte tragen, die sie hinter sich gelassen haben.
Und obwohl es mir sehr erstaunlich zu sein scheint, dass dieses Volk sich in nichts anderem als kleinen Fischerbooten – etwas anderes stand ihnen ja nicht zur Verfügung – in die Solhexen-Strömung gestürzt haben und über das Riesenmeer gereist sein soll, beginne ich genau das zu glauben. Ich werde eine Abhandlung darüber verfassen.
Aber wer zur Hölle waren diese Ghemfe? Und wo sind sie jetzt?
Schicke mir mehr von diesen Interviews. Sie faszinieren mich!
Viele Grüße
Tref iso Tramin
P.S.: Wer war eigentlich diese bezaubernde Schönheit, die nach dem Vortrag an deinem Arm hing? Wenn das die Aufmerksamkeit ist, die euch Feldforschern zuteilwird, werde ich meinen Beruf wechseln! Ich habe hinterher kurz mit ihr gesprochen, natürlich in Anwesenheit ihrer Eltern, und hatte den Eindruck, dass sie Glut heimlich um ihre unabhängige Seele beneidet. Sie ist doch nicht womöglich eine dieser unerhört freien Frauen, die an das Frauenwahlrecht glauben, oder?
* * *
20
Es vergingen etwa drei Tage, sofern ich den Verlauf der Zeit beurteilen konnte, bis Aylsa von meinem Stock genug weggekratzt hatte, dass ich versuchen konnte, ihn durch die Bänder zu schieben. Aber auch das war nicht leicht. Ich musste den Stock an der einen Seite wieder und wieder gegen die Wand stoßen, bis sich schließlich etwas zu bewegen begann und die anderen ihn rausziehen konnten. Es wäre schön, könnte ich sagen, dass ich eine gewaltige Erleichterung verspürte, als ich das Joch los war, aber tatsächlich litt ich erst einmal höchste Qualen. Alain versuchte, meine Schultern und Arme zu massieren, damit sie wieder in ihre normale Position zurückgingen, und dabei die wunden Stellen an meinem Körper zu umgehen; dennoch bereiteten mir Krämpfe und meine gequälten Muskeln stundenlang außerordentliche Schmerzen.
Die Bänder hingen jetzt immer noch an den Schellen an meinen Handgelenken, aber darüber wollte ich mich nicht beklagen. Das restliche Eisen war nichts, verglichen mit dem höllischen Joch.
Aylsas Klauen mussten inzwischen eingerissen sein und schmerzen, aber sie ließ nie etwas darüber verlauten. Tatsächlich war ich kaum frei, als sie ihre Aufmerksamkeit bereits auf Thors Stock richtete.
Armer Thor. Er musste noch weitere Tage in dieser Position aushalten, ohne zu wissen, ob wir ihn rechtzeitig freibekommen würden und eine Flucht in die Wege leiten könnten – und zwar, bevor Morthred nach uns schicken lassen würde, um zu erfahren, was mit Flamme los war. Ich erinnere mich, dass ich ständig daran gedacht habe, dass Flamme längst Morthred zu Füßen gelegen hätte, wäre noch ein Rest von Dunkelmagie in ihr gewesen. Was hatte Morthred getan, als sie nicht rechtzeitig aufgetaucht war, wie sie es eigentlich dem Zeitplan entsprechend hätte tun müssen? Ich hätte vermutet, dass er mich aus diesem Loch rausholen würde, um von mir zu erfahren, was da vor sich ging, aber es kam niemand. Abgesehen davon, dass jemand uns das Essen brachte. Dann dachte ich, dass vielleicht doch gar nicht so viel Zeit verstrichen war, wie wir vermuteten. Es gab keine Möglichkeit, dies zu erkennen.
Thor musste zu den gleichen Schlüssen gekommen sein, aber er blieb so gelassen wie ein Felstümpel in der Sonne. Nichts konnte ihn aufwühlen. Er musste immer noch schreckliche Schmerzen
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