Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende
leiden, und dennoch war er in der Lage, über seine Situation zu scherzen. Ich dachte immer wieder das Gleiche – er war ein sehr besonderer Mensch. Ich verdiente ihn nicht. Was mich zum glücklichsten Halbblut aller Inselreiche machte …
Wir zogen natürlich die Möglichkeit in Betracht, dass ich zuerst allein fliehen sollte, um dann mit Werkzeugen zurückzukehren, mit denen ich Thor befreien konnte, aber das Risiko, dass ich dabei gefangen genommen wurde, war einfach zu groß. Ob es die richtige oder falsche Entscheidung war – wir kamen zu dem Schluss, dass wir die größten Chancen haben würden, wenn Thor und ich gemeinsam flohen.
Ich arbeitete ebenfalls mit daran, ihn von seinem Joch zu befreien. Während Aylsa an dem einen Ende arbeitete, machte ich mich an dem anderen zu schaffen, indem ich mit dem Rand des Bandes, das ich noch am Handgelenk trug, an seinem Holz schabte. Da es dunkel war, war ich mir jedoch nie sicher, wie viel ich wirklich zustande brachte.
Wir besprachen ausgiebig, wie wir unsere Flucht aus dem Vergessen bewerkstelligen sollten, warfen einander Ideen zu wie Kinder beim Fangspiel die Schalen eines toten Pfeilschwanzkrebses. Die große Frage war, wie wir durch die Falltür gelangen konnten, die direkt über unseren Köpfen und mitten im Raum angebracht war? Alain bestand darauf, zurückzubleiben, was immer wir auch taten. Er war zu krank, sagte er, um noch irgendwohin zu fliehen. Tief in unseren Herzen wussten wir, dass er Recht hatte, und wäre er mitgekommen, hätte er uns sehr behindert. Wir beschlossen also, zurückzukehren und ihn zu holen, wenn wir erfolgreich waren; wenn wir es nicht waren, nun, dann würde er auch nicht schlimmer dran sein, wenn er hierbliebe.
Nachdem auch Thor frei war, ließen wir noch einen oder zwei Tage verstreichen, in denen er sich etwas erholen konnte, dann machten wir uns daran, den Plan, auf den wir uns schließlich geeinigt hatten, in die Tat umzusetzen. Wir warteten, bis erneut etwas zu essen und zu trinken heruntergelassen worden war, und danach kletterte ich auf Thors Schultern und tastete nach der Falltür. Wie erwartet, war sie jedoch zu hoch. Die anderen gaben mir einen der Stöcke, und ich drückte damit nach oben gegen die Tür. Der Stock berührte die Decke, und es gelang mir, die Falltür ein Stück aufzuschieben, indem ich meine Position etwas verlagerte. Diese Narren waren so von unserer Hilflosigkeit überzeugt gewesen, dass sie sich nicht einmal die Mühe gemacht hatten, sie zu verriegeln. Auch nach dem Öffnen der Tür veränderte sich allerdings nichts an der Dunkelheit.
Ich stieß das obere Ende des Stockes gegen eine Ecke der Falltür und stützte das andere mit meiner Schulter ab, so gut ich konnte. Jetzt war Aylsa an der Reihe. Sie zog die Krallen ein und kletterte zu Thor hoch und dann auf meine Schultern, wo sie sich einen Moment Zeit ließ, um sich abzustützen. Armer Thor; er bekam nur ein bisschen Hilfe von Alain und musste unser aller Gewicht tragen. Es war ein Glück, dass er ein so großer Mann war und Ghemfe einen so leichten Körperbau hatten. Aylsa kletterte mit Hilfe ihrer Klauen am Stock empor. Ein paar Augenblicke später erklang ihr Flüstern in der Dunkelheit – sie hatte es geschafft. Sie zog den Stock hoch, und ich sprang nach unten. Thor brach vor Erleichterung zusammen. Ich glaube, wir waren beide ziemlich überrascht, wie sehr uns unsere Gefangenschaft geschwächt hatte.
Eigentlich hätte ich jetzt Aylsa folgen sollen, indem ich mich auf Thors Schultern stehend von ihr hochziehen ließ. Als wir es jedoch versuchten, wackelte Thor so sehr, dass ich kein Gleichgewicht fand – wir waren beide durch die Tatsache behindert, dass unsere Füße immer noch zusammengebunden waren. In der Dunkelheit konnte Aylsa meine ausgestreckte Hand nicht finden, und am Ende gaben wir es auf. Nach einigem Hin und Her kamen wir überein, dass Aylsa warten sollte, bis die Wache das nächste Mal kam und das Essen brachte. Sie sollte sie niederschlagen und uns mit Hilfe des Seiles aus unserem Gefängnis befreien.
Aylsa schloss die Falltür über uns in ziemlich unglücklicher Stimmung, wie ich fand.
In diesem Moment fiel mir ein, dass Ghemfe lange Zeit auf jegliche Form des Angriffs auf Menschen verzichtet hatten, und ich äußerte meine Bedenken, ob sie wirklich in der Lage sein würde, denjenigen anzugreifen, der uns das Essen brachte. Thor suchte mich in der Dunkelheit und legte einen Arm um meine Schulter; er drückte sie
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