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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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hast.«
    Ich wurde unterbrochen. Ein weit entferntes Rumpeln erklang, und einen Moment später erzitterte der Boden in unserer Nähe. Dasrick hatte nicht viel Zeit verstreichen lassen, sondern den Beschuss gleich wieder aufgenommen, nachdem er Flamme gesehen hatte. Sein Vertrauen in meine Fähigkeit, ihm das Burgfräulein zu bringen, war offenbar begrenzt.
    » Verschwinden wir von hier«, schlug Thor gelassen vor.
    Wir schoben Alain durch das Fenster vor uns, und dann, als wir alle draußen waren, schlichen wir uns zum Dorfrand. » Wenn wir über die Dünen verschwinden, werden wir möglicherweise von Dasricks Bogenschützen erschossen«, rief ich zur Warnung. Der Lärm der Kanonen kam zwar aus einiger Entfernung, aber überall im Dorf schrien Leute, stürzte Mauerwerk ein, waren dumpfe Schläge zu hören – ich hatte das Gefühl, als wäre die ganze Welt verrückt geworden. » Sollen wir zur Herz der Wahrer schwimmen?«, fragte ich.
    » Das schaffe ich nie …«, begann Alain. Ich drehte mich zu ihm um, und dann war er plötzlich nicht mehr da, wirbelte stattdessen durch die Luft, als eine unsichtbare Kraft ihn wie eine Lumpenpuppe hin und her warf. Kurz darauf wurden Thor und ich durch eine heftige Druckwelle aus Luft und Staub zurückgestoßen, taumelten so hilflos wie Schmetterlinge in einem Wintersturm. Einen Moment blieb ich einfach nur auf dem Boden liegen, atemlos und vor Schreck erstarrt. Thor war derjenige, der als Erster zu Alain lief und an seiner Seite kniete, der mit einem von Überraschung gezeichneten Gesicht reglos am Boden lag.
    » Er ist tot«, sagte Thor beinahe tonlos. » Einfach so.« Verstört sah er mich an. » Was für eine Waffe ist das, Glut?« Er rechnete nicht mit einer Antwort; er wollte keine technischen Einzelheiten hören, sondern den Grund für das hier erfahren, und er wusste, dass ich ihm den nicht geben konnte.
    Ich kämpfte mich auf die Füße und versuchte, Alain nicht anzusehen. Mir wurde übel. Beide Beine waren weg, unterhalb des Beckens war nichts mehr.
    » Wir müssen hier weg«, sagte ich.
    » Ich möchte das Totengebet für Alain sprechen.«
    Ich konnte es kaum glauben. » Thor, die Welt um uns herum versinkt in Schutt und Asche, und du willst beten ?«
    » Es würde ihm eine Menge bedeuten«, sagte er schlicht.
    » Thor – er ist tot !«
    » Alain und ich haben uns einmal sehr nahe gestanden, Glut. Ich muss das für ihn tun.«
    Ich riss die Arme hoch. » Gott bewahre mich vor Idioten!« Ich wollte wütend sein, aber im Geiste sah ich unaufhörlich Aylsas Leiche in meinen Armen. Ich weiß inzwischen, dass Menschen nie vernünftig sein können, wenn es um den Tod geht. In Momenten wie diesen blicken wir unserer eigenen zerbrechlichen Sterblichkeit ins Gesicht …
    Ich schielte um die Ecke des nächsten Gebäudes und fand mich der Hölle gegenüber. Kredo wurde durch den Beschuss vollkommen zerstört. Unzählige Menschen starben: Sklaven (von denen viele noch so jung waren), Dunkelmagier, ehemalige Silbbegabte. Als ich einen Blick zurück zu den Sanddünen warf, sah ich Sklaven mit Gepäck in den Händen weglaufen, die kurz darauf in einem Hagel aus Armbrustgeschossen zu Boden gingen. Bei den Dünen schlängelte sich silberne Silbmagie in Gestalt von netzartigen Vorhängen zwischen silberblauen Schutzzaubersäulen hindurch. Ich erhaschte einen Blick auf Morthred, der Dunkelmagie auf einen der Schutzzauber schleuderte. Sein Karmesinrot und das Silber prallten in einem Ausbruch von Licht und Funken aufeinander; ich konnte allerdings nicht erkennen, ob der Zauberspruch dabei zerbarst oder nicht. Ich warf einen Blick zum Ozean: Die beiden Schiffe, deren Besatzungen vollkommen überzeugt davon waren, dass sie nicht das Opfer einer Vergeltungsmaßnahme werden würden, hatten sich dem Ufer jetzt sogar noch mehr genähert. Sie ließen ihre tödlichen Geschosse auf uns herabregnen, ohne sich darum zu kümmern, wen und was sie töteten.
    Ein Sklave brach vor meinen Füßen zusammen. Blut tropfte ihm vom Gesicht. Ich stand zitternd und wütend da. Es waren die Sklaven, die am meisten litten. Gefangen in den Zaubersprüchen der Dunkelmagier, fehlte ihnen jedes Gefühl dafür, dass sie sich um ihr eigenes Überleben kümmern sollten. Sie suchten nicht einmal Obdach, sondern arbeiteten einfach weiter, versuchten die Aufgabe zu erfüllen, die ihnen aufgetragen worden war. Ich kam mir nutzlos vor. Ich wollte kämpfen – aber ich wusste nicht, gegen wen.
    Dann war Thor wieder bei mir;

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