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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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übermüdet ist …
    Ich bekam nicht alles mit von dem, was dann geschah, denn ich war immer noch in einen Kampf verwickelt. Aber ich sah genug: das Anschwellen von Rotbraun, das sich in Karmesinrot verwandelte, die Art und Weise, wie Morthred von dieser Farbe eingehüllt wurde, dann den Strom aus üblem, stinkendem Licht, der von ihm ausging und wie windgepeitschte Flammen in einem Buschfeuer über das Wasser hinweg auf die beiden Schiffe zuschoss. Er tat, was kein gewöhnlicher Dunkelmagier oder Silbbegabter je zustande gebracht hätte: Er schickte seine Magie in weite Ferne. Mit steigendem Entsetzen sah ich zu, während mir plötzlich einfiel, dass es eine Woche dauerte, um von einem Ende der Dunstigen Inseln bis zum anderen zu segeln, und dass er einmal das gesamte Inselreich auf einen Schlag unter Wasser getaucht hatte …
    Einer der ehemaligen Silbmagier verletzte mich leicht am Arm, als ich allzu abgelenkt war, und ich musste meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen eigenen Kampf richten. Ich tötete den Gegner und konzentrierte mich dann auf einen anderen, redete mir dabei ein, dass diese im Gegensatz zu den Sklaven besser dran waren, wenn sie tot waren.
    Dieser letzte Mann war ein guter Schwertkämpfer, und nur der Vorteil meiner Calmenterklinge hielt mich am Leben. Er griff rasch und heftig an und löste sich wieder, sobald ich parierte, so dass der Kampf aus einer Reihe kurzer Begegnungen bestand. Jeder Angriff war anders, und früher oder später würde er eine Strategie finden, der ich nichts entgegenzusetzen hatte. Und ich wurde immer müder, immer erschöpfter.
    Aber das Glück war nicht auf seiner Seite; er stolperte über die Leiche eines Sklaven, den ich getötet hatte, und diesen Vorteil nutzte ich, um seine Deckung zu durchstoßen und ihm die Klinge ins Herz zu bohren.
    Dann sah ich wieder zu Morthred – und stellte fest, dass er weg war.
    Ich lief die Straße entlang. Es war beinahe dunkel, aber ich konnte ihn dennoch erkennen. Er hob sich als rötliche Silhouette vor den dunklen Gebäuden ab, eine humpelnde Gestalt, die ein lahmes Bein nachzog und eine blutverschmierte Spur aus den Überresten seines Fluches hinterließ, wie die Seeponys eine Schleimspur zurückließen. Ich rannte hinter ihm her.
    Während ich lief, warf ich einen weiteren Blick auf die Schiffe. Sie waren noch da, glücklicherweise, aber ich sah entsetzt, dass die Herz der Wahrer ihren Vordermasten verloren zu haben schien, während der des anderen Schiffes in Flammen stand. Morthreds Macht hatte tatsächlich genügt, um ihre Schilde zu durchdringen. Noch während ich zusah, schnitten die Seeleute das brennende Segeltuch ab und ließen es ins Meer fallen, bevor es Schaden anrichten konnte. Meine Risikobereitschaft hatte sich ausgezahlt, aber es war knapp gewesen. Ein Teil von mir hatte nicht wirklich geglaubt, dass Morthred in der Lage sein könnte, mit seinem Fluch die Schiffe auch nur zu erreichen. Ich zitterte als Reaktion auf diese Erkenntnis. Es war so knapp gewesen. Wenn Morthred nur ein bisschen mehr Selbstbeherrschung gehabt hätte …
    Wäre ich nicht so müde gewesen, ich hätte Morthred eingeholt. Aber ich hatte einige Verletzungen davongetragen, und sämtliche Muskeln schienen vor Erschöpfung zu schreien.
    Der Dunkelmeister verließ das Dorf in Richtung Osten und lief zu den Dünen am Strand. Ich dachte, ich könnte ihn festsetzen, da sich dort, wie ich mich erinnerte – ganz in der Nähe der Stelle, wo ich gefoltert worden war – eine schmale Bucht befand. Ich hatte Recht, aber Morthred wusste, was er tat. Als ich mich endlich auf die Düne hochgekämpft hatte, von der aus man die schmale Bucht überblicken konnte, war er bereits unerreichbar. Jemand hatte dort am Ufer mit einem beladenen Seepony gewartet; ein kleiner Mann. Domino? Als das Seepony mit den beiden Männern auf dem Rücken aufs Meer hinausschwamm, sah ich Morthreds Gesicht im Schimmer seiner eigenen Dunkelmagie. Die rechte Seite war längst nicht mehr so schön wie noch vor kurzem; einige seiner Gesichtszüge schienen ineinander zu laufen, als wären sie miteinander verschmolzen. Ich spürte eine Woge von Triumph in mir aufsteigen, trotz meiner Niederlage. In seinem Wahnsinn hatte Morthred tatsächlich den gleichen Fehler noch einmal gemacht, genauso, wie ich es erhofft hatte.
    Er hatte sich überanstrengt und war damit zur Flucht gezwungen worden. Natürlich war dieser Rückschlag nicht zu vergleichen mit dem von damals, als er die Dunstigen Inseln

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