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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Unbesonnenheit rausgeworfen? Oder könnte er tatsächlich der Sohn eines Lords sein? Glaubst du das? Er hat wirklich gute Manieren.«
    Es war mir nie in den Sinn gekommen, den Adligen besonders gute Manieren zuzuschreiben, aber ich sagte nur unbestimmt: » Alles ist möglich.«
    Danach wollte ich von ihr wissen, wo ich ihn um diese Nachtstunde finden könnte, und sie nannte mir die Namen einiger Bars. Dann fügte sie sehnsüchtig hinzu: » Bist du sicher, dass du mir bei meinem kleinen Problem nicht helfen kannst?«
    Als ich abwinkte, zog sie einen Schmollmund – eine Geste, die im Gesicht einer hübschen Zwanzigjährigen reizvoll ausgesehen hätte, aber bei einer sich vernachlässigenden Frau von über dreißig einfach nur lächerlich wirkte.
    Ich schüttelte den Kopf, entschuldigte mich und ging. Ich hatte in dieser Nacht noch eine ganze Menge vor.

3
    Ich traf Niamor sogar noch früher, als ich erwartet hatte. Er lungerte in den Schatten eines baufälligen Holzgebäudes am Hafen herum und fing mich nur hundert Schritt entfernt von der Fisch-und-Fusel-Bude ab, ein Stück weiter die Straße entlang. Vielleicht hatte er sogar nach mir gesucht. Die Vermutung lag nahe, dass ich in dieser Nacht unterwegs sein würde, da dies eben die Zeit war, in der die Geschäfte, mit denen ich zu tun hatte, geregelt wurden. Der Hafen war nicht so groß, dass man jemanden nicht gefunden hätte, wenn man erst die Art von Orten kannte, die diese Person aufzusuchen pflegte.
    Als Niamor sich aus den Schatten löste, lehnte ich an einem Pfosten und kratzte mir mit der Schwertklinge (die Frau, die sie geschmiedet hatte, wäre entsetzt gewesen) den Dreck aus der Sohle meines Stiefels. Ich war offensichtlich in den klebrigen Schleim der Schlickspur getreten, den ein Seepony hinterließ, woraufhin sich unter dem Spann meines Stiefels eine Blase aus Sand und Fischschuppen gebildet hatte.
    » Guten Abend, Glut«, sagte er. Er nahm meine Hand und führte sie in einer Art und Weise an die Lippen, die vor fast fünfzig Jahren in der hohen Gesellschaft aus der Mode gekommen war. » Lust auf Gesellschaft?«
    Ich ließ das Schwert über die Schulter in die Scheide zurückgleiten. » Sicher.« Ich sah die Straße entlang, erst in die eine, dann in die andere Richtung. Der kleinere Mond war bereits aufgegangen und verströmte ein weiches Licht. Es war niemand in Sicht, der uns belauschen konnte, und so fügte ich hinzu: » Besonders, wenn die Gesellschaft bereit ist, Informationen weiterzugeben.«
    » Informationen haben auf Gorthen-Nehrung einen Preis.« Er lächelte mich an und zog mich sanft in die besonders dunklen Schatten. Ich ging bereitwillig mit und erhob keinerlei Einwände, als er seine Arme um mich legte (so viel zu meiner beabsichtigten Vorsicht), aber ich hob ungläubig eine Augenbraue, als er hinzufügte: » Du bist das atemberaubendste Wesen, das seit ein oder zwei Jahren nach Gorthen-Nehrung gekommen ist.«
    » Versuch’s noch mal, Niamor. Oder hast du die cirkasische Schönheit bereits vergessen, die wir heute Nachmittag in der Trunkenen Scholle gesehen haben?«
    » Das ist was für Weichlinge. Ich mag das Feuer.«
    » Wer mit dem Feuer spielt, verbrennt sich.«
    Der Kuss war lang und intensiv und höchst befriedigend – sofern Küsse allein überhaupt jemals befriedigend sein können.
    » Mmmm«, murmelte er. » Manchmal mag ich es, mir die Finger zu verbrennen.«
    Ich knöpfte das Hemd wieder zu, das er gerade geöffnet hatte. » Ich habe es damit nicht ganz so eilig.«
    Er zog ein reuevolles Gesicht, erhob aber keine Einwände. » Nicht? Nun, ich kann warten. Ich sage zuversichtlich voraus, dass du und ich dazu bestimmt sind, eines Tages mehr als nur Informationen auszutauschen.«
    Er wollte noch etwas sagen, als ein Wirbel aus blauen Gewändern die Straße entlangkam. Es blieb mir gerade noch Zeit, um zu erkennen, dass dieser Mensch einen auffallenden Hut trug und so einherstapfte, als hätte er einen Kieselstein im Schuh, da rauschte er auch schon an mir vorbei und rempelte mich absichtlich an. » Schlampe«, sagte er. Er spuckte seine Abscheu beinahe heraus.
    Ich blinzelte überrascht und sah Niamor wieder an. » Wer war denn das?«
    Er lächelte mich an. » Zwei Missionare der Fellih-Gläubigen aus Mekaté sind auf der Insel. Der da war einer von ihnen.«
    Das erklärte den seltsamen Gang und den Hut. Männer, die dem Gott Fellih huldigten, trugen Zylinderhüte mit einer hohen, schmalen Spitze und einer kleinen Krempe, die

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