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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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nicht karmesinrot gewesen sein, aber ich spürte dennoch die Berührung mit der Dunkelmagie, roch ihren Gestank.
    All die Freude, die ich während der Geburt erlebt hatte, löste sich auf.
    Mallani rief meinen Namen, und jemand schob mich an ihr Bett. Sie hielt das Kind hoch, das jetzt sauber und gewickelt war. Sie zog die Decke zurück, die seinen Kopf eingehüllt hatte, und ein glattes, kleines Gesicht blinzelte mich an und machte mit den Lippen Kussbewegungen. Es sah ziemlich genau so aus, wie alle Säuglinge aussahen, abgesehen davon, dass Silblicht über seine Gesichtszüge spielte. » Hat er welche?«, fragte sie. » Sagt es mir, schnell!«
    » Überall strömt blaue Silbmagie aus.«
    Mallani quietschte vor Freude und drückte das Kind an sich. Dann sah sie mich wieder an. » Seid Ihr sicher?«
    » Natürlich bin ich sicher. Er ist ein starker Silbbegabter.«
    Lachen erklang, Freudengeschrei über den Säugling, ein Summen von Silbmagie, als die Frauen, die um das Bett herumstanden, sich entspannten. Ich schlängelte mich durch die Tür und ließ sie allein.
    Als ich wieder oben an Deck war, genoss ich es, die Seeluft zu atmen und die Reinheit des Windes zu spüren. Ich wusste, bei einem Blick zurück würde ich das Glühen von Feuer und Magie sehen – das Einzige, was von Kredo übrig blieb. Also sah ich mich nicht um. Ich wollte nach vorn blicken, in Richtung einer Zukunft, die sicher war und angefüllt mit etwas, das ich bisher nicht gekannt hatte. Freundschaft und Liebe. Freude. Glück. Freiheit.
    Keine Wahrer. Keine Dunkelmagie. Kein Dasrick.
    Es war alles da. Ich hätte glücklich sein müssen.
    Warum fühlte ich mich dann nur so unruhig, so bedrängt?
    Ich saß in Flammes Zimmer in der Trunkenen Scholle und sah zu, wie sie ihre wenigen Habseligkeiten in die Tasche aus weichem Leder packte. Es bereitete ihr Mühe, sie gleichzeitig offen zu halten, während sie ihre Sachen hineinsteckte, aber ich war klug genug, ihr nicht meine Hilfe anzubieten. Sie würde lernen müssen, so etwas allein zu tun.
    Sie war so schön wie immer. Nichts von dem, was geschehen war, hatte Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen, abgesehen davon, dass es ihrem Ausdruck vielleicht etwas mehr Tiefe verlieh, einen zusätzlichen Hauch von Reife, der für sich allein schon wunderschön war. In ihrem Innern allerdings waren Narben, viel zu viele. Ihre Kindheit war nicht schlimm genug gewesen, um das, was sie erlitten hatte, unbeschadet zu überstehen. Gelegentlich, nur hin und wieder, sah ich etwas in ihren Augen, das in mir den Wunsch weckte, sie festzuhalten und ihr zu sagen, dass es keine Rolle spielte, dass der Teil in ihr, der wirklich zählte, unberührt geblieben war. Ich hatte es bisher nicht getan, und es schien, als würde ich es auch in Zukunft nicht tun. Ich hoffte, dass Ruarth klug genug war, ihr die Ruhe zu geben, die sie benötigte.
    » Wo ist Ruarth eigentlich?«, fragte ich.
    » Oh, er fliegt irgendwo herum. Ich glaube, er hatte hier ein Liebchen, dem er Lebwohl sagen wollte.« Sie meinte natürlich eine Dunstige, aber ich brauchte einen Moment, um das zu verstehen. Sie lächelte ein hübsches Lächeln der Liebe, und mir wurde das Herz schwer angesichts der Tragödie – und ihres Mutes.
    » Das … es bereitet dir keine Probleme?«
    Sie sah mich überrascht an. » Was? Nein, natürlich nicht. Er ist ein Vogel. Und ich bin ein Mensch. Wie sollten wir im Moment mehr haben können als das, was wir haben? Aber wir haben beide auch unsere … anderen Bedürfnisse.«
    » Macht es dich nicht eifersüchtig?«
    Sie schüttelte den Kopf. » Genauso wenig, wie Ruarth auf Noviss eifersüchtig war. Den Festenerben Lözgalt, meine ich. Was Ruarth und ich füreinander empfinden, ist etwas so Besonderes, dass es durch solche Dinge nicht beeinflusst werden kann. Ruarth weiß, dass ich auf den Tag hin lebe, an dem er mich in seinen Armen halten kann. Bis dahin benutze ich seinen Namen als meinen.« Sie sagte all das mit einer deutlichen Leichtigkeit, aber da war noch immer etwas in ihren Augen, das von Schmerz zeugte. Ich glaube nicht, dass sie jemals frei davon war, zumindest nicht richtig.
    » Ich habe einen Platz an Bord eines Bootes erhalten, das nach Mekatéhaven unterwegs ist«, erklärte sie dann. » Es läuft mit der Strömung aus, etwa gegen Sonnenuntergang. Also … Ich vermute, das heißt jetzt Lebwohl.«
    Sie befestigte unbeholfen die Bänder oben auf ihrer Tasche und zog sie zu, dann beschwor sie etwas Silbmagie und erschuf

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