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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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erfordert.
    » Ja«, sagte ich. » Ich glaube, das werde ich tun. Sagt Reyder, dass ich gegangen bin, ja?« Aber ich war so müde, dass es mich nicht wirklich kümmerte, ob Thor es wusste oder nicht. » Oh, und ich nehme dieses dumme Kind hier mit«, fügte ich hinzu und deutete auf Mallani. » Sie wollte nicht abseits stehen, aber ich habe ihr gesagt, dass Ihr es nicht gutheißen würdet, wenn sich eine schwangere Silbbegabte all dieser Dunkelmagie aussetzt.«
    Ich nickte freundlich und wandte mich von ihm ab, ehe er antworten konnte. Mallani musste laufen, um mich einzuholen.
    » Ihr seid ganz schön raffiniert«, sagte sie. So hätte es ein Kind ausgedrückt, aber sie war kein Kind mehr. Sie war eine Frau, die ein Kind bekam.
    Ich fühlte mich alt genug, um ihre Großmutter sein zu können. » Das ist wahr.«
    » Ich glaube, er mag Euch nicht sehr.«
    » Ich glaube, er mag mich gar nicht«, sagte ich.

* * *
    Brief des Feldforschers (Sonderbeauftragten) S. iso Fabold, Nationalforschungsministerium, Bundeshandelsministerium, Kell, an den Leitenden M. iso Kipswon, Präsident der Nationalen Gesellschaft für das Wissenschaftliche, Anthropologische und Ethnographische Studium nicht-kellischer Völker.
    Heutiges Datum, 10. – 1. Dunkelmond – 1793
    Lieber Onkel,
    danke für deine Bemerkungen zu den Erinnerungen von Glut Halbblut, die ich dir letzte Woche geschickt habe.
    Angesichts einiger deiner Bemerkungen dachte ich, es würde dich vielleicht interessieren zu erfahren, dass wir – sehr viel später – dieses Kredo aufgesucht haben. Wir fanden das Dorf vollständig verlassen vor. Tatsächlich hatten wir Schwierigkeiten, in Gorthen-Hafen einen Führer zu finden, der uns dorthin brachte. Dieser Ort wurde uns verschiedentlich als durch und durch böse beschrieben, als heimgesuchter Friedhof, eine Heimstätte böser Geister und der Ort, an dem der Seeteufel seine Brut hervorbringt. Schließlich gelang es uns, einen kellischen, frömmlerisch angehauchten Priester für uns zu gewinnen, der in Gorthen-Hafen missionarisch tätig ist (dieses Viertel ist immer noch ein Ort, der Erlösung braucht) und bereit war, uns das Dorf zu zeigen. Er persönlich hielt Kredo für einen Ort, der spirituell tot war, weshalb man ihn auch nicht leichtfertig aufsuchen sollte.
    Das Dorf war völlig heruntergekommen, wobei man aber noch immer erkennen konnte, wie Glut es damals gesehen haben musste: Da waren Wege mit zertrümmerten blauen Muschelschalen und Gebäude aus weißen. Viele von ihnen schienen mit Kanonenfeuer bearbeitet worden zu sein, so wie sie es beschrieben hat. Tatsächlich fanden wir sogar einige Kanonenkugeln! Wir haben eins der größeren Gebäude ausgegraben und sind tatsächlich auf das Vergessen gestoßen, von dem sie erzählt hatte. Es war eine sehr interessante Bestätigung ihrer Geschichte.
    Natürlich bezieht sie sich in den Aufzeichnungen, die ich dir geschickt habe, auf Ereignisse, die fünfzig Jahre zuvor stattgefunden haben (hatte ich dir gesagt, dass sie jetzt über achtzig ist?), und wir müssen Zugeständnisse an ihr schlechtes Gedächtnis machen, wie auch an ihre Neigung, die Vergangenheit zu verklären. Nimm dann noch die von Natur aus vorhandene, abergläubische Einstellung dieses Inselvolks hinzu, und du gelangst zu einer Geschichte über Gut und Böse und Magie.
    Du wolltest wissen, wie es Glut jetzt geht. Nun, hervorragend. Sie ist groß und vollkommen aufrecht, trotz des Rheumas, das ihr hin und wieder zu schaffen macht (wenn ich die Art und Weise, wie sie sich von einem Stuhl erhebt, richtig deute). Ich denke, man könnte sie immer noch am treffendsten als atemberaubend bezeichnen.
    Es ist sehr leicht vorstellbar, dass sie tatsächlich all die Dinge getan hat, die sie beschrieb. Ich beging einmal den Fehler zu erwähnen, dass ich an Dunkelmagie und Silbmagie nicht so recht glaube. Es erheiterte sie, und seither genießt sie es, mich zu verspotten, und zwar mit einem entschieden schelmischen Leuchten in ihren Augen.
    Sie sagt dann Dinge wie: » Ihr glaubt das natürlich nicht, aber …« oder » Dann bildete ich mir ein, dass Morthred einen Fluch von sich geschleudert hatte …« Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich diese Bemerkungen aus den Befragungen herausgenommen habe!
    Ich weiß, Onkel, du wirst sagen, es war mein eigener Fehler, denn ich habe mit einer der goldenen Regeln wissenschaftlicher ethnographischer Studien gebrochen: Ich habe mich den hier herrschenden Überzeugungen gegenüber

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