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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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sich einen Scheinarm. Sie streckte ihn mir entgegen, um ihn mir zu zeigen. Für mich flackerte er silbern, und ich konnte geradewegs durch ihn hindurchsehen, aber er würde all die täuschen, die keine Wissenden waren. » Nicht schlecht, oder?«, fragte sie. » Obwohl … Ich bin mir nicht sicher, warum ich mir überhaupt noch die Mühe mache. Es kommt mir gar nicht mehr so wichtig vor wie am Anfang.« Dann sah sie mich wieder an. Sie blickte ernst drein und sagte erneut: » Ich vermute, das heißt jetzt Lebwohl.«
    Mir war vor Kummer beinahe übel. » Ja, ich vermute, das heißt es.«
    » Du bleibst bei Thor?«
    Ich nickte.
    » Das freut mich. Obwohl … Nun, es tut mir leid wegen der zweitausend Setus.«
    Ich zuckte mit den Schultern. » Ich habe immer noch ein bisschen von dem, was der Festenerbe mir gegeben hat.« Ich lehnte mich an die Wand und sah sie an, dachte daran, wie sehr ich sie vermissen würde. Sie war für mich Freundin, Schwester, Familie geworden – und ganz und gar die Frau, die ich nicht war und gerne gewesen wäre; bei ihr fühlte ich mich irgendwie ganz.
    Und in diesen letzten Momenten konnte ich die Wahrheit, die ich so lange in mir verborgen hatte, nicht mehr verstecken. Etwas in meiner Miene – der Anflug eines sarkastischen Lächelns in den Augenwinkeln? – musste mich verraten haben.
    » Du weißt es, nicht wahr?«, sagte sie ruhig, und es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Ich nickte.
    » Seit wann?«
    » Seit du mir von Ruarth erzählt hast. Und von Ruarths Mutter. Weißt du, der Hauptgrund, weshalb ich sicher war, dass du nicht das Burgfräulein bist, bestand darin, dass du wusstest, wie man die Silbbegabung anwendet. Ich dachte, das Burgfräulein hätte den Umgang mit der Silbmagie niemals erlernen können, selbst wenn sie mit dieser Gabe geboren worden wäre. Aber dann hast du mir von den Dunstigen erzählt, und dass Ruarths Mutter die Silbmagie besaß, und ich begriff, dass sie dich hätte unterweisen können, als du aufgewachsen bist. Dass sie es sogar für ihre Pflicht gehalten hätte. Und der Burgherr und sein Hof hätten nie etwas davon erfahren.
    Deshalb wollte ich nicht, dass Dasrick von Ruarth erfährt – er hätte zu dem gleichen Schluss kommen können wie ich. Inzwischen hat er Ruarth natürlich getroffen, gestern, als ich ihm die Nachricht auf dem Stück Stoff zukommen ließ, aber ich hoffe, dass er glaubt, die Verbindung besteht zwischen mir und Ruarth und nicht zwischen euch beiden. Als Rat der Wahrer sollte er ja wohl einige Kenntnisse über die Dunstigen haben. Du musst vorsichtig sein.«
    Sie blickte reuevoll drein. » Wie sehr ich dich auch bewundere, ich scheine dich immer noch zu unterschätzen, Glut. Du hast mich die ganze Zeit heimlich ausgelacht, du verfluchtes großes Miststück von Halbblut.«
    Ich grinste. » Unsinn. So niederträchtig bin ich nicht.«
    In Ermangelung einer anderen Waffe schleuderte sie mir ihre Geldbörse entgegen. Ich fing sie auf und warf sie zurück. » Natürlich, als ich erst begriffen hatte, dass du mit den Dunstigen sprechen kannst und schon von Kind an mit ihnen in Kontakt stehst, hat etliches, das mir vorher rätselhaft war, plötzlich einen Sinn ergeben. Manchmal konntest du so unschuldig sein, als würdest du das wirkliche Leben gar nicht kennen – wie man es bei einem Burgfräulein erwarten würde, das in großer Abgeschiedenheit aufgewachsen ist. Und dann wieder konntest du so gerissen und scharfsinnig sein wie ein in der Falle sitzender Tintenfisch - wie jemand, der von einem Abkömmling von den Dunstigen Inseln unterrichtet wurde, die ganz sicher etliche menschliche Narrheiten und Grausamkeiten durchschauen.
    Allerdings war mir immer noch ein Rätsel, wie du das mit der Tätowierung hinbekommen hast, die du ja eigentlich für den Übergang ins Erwachsenenalter brauchst. Am Ende bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die ursprüngliche Tätowierung eine Täuschung gewesen sein muss – dass sie eine Illusion war, die du mit Hilfe der Silbmagie aufrechterhalten hast. Irgendwie kamst du um eine richtige Tätowierung herum. Ich vermute, du hast dir gedacht, dass das Risiko relativ gering ist, ein Wissender könnte dir in der Burg Cirkase begegnen und deine Täuschung durchschauen. Ich weiß aber nicht, warum du überhaupt auf die Idee gekommen bist, die Tätowierung vorzutäuschen. Hattest du schon damals geplant, wegzulaufen? Als du achtzehn warst?«
    Sie nickte und befestigte ihre Börse am Gürtel. » Ich hatte mich

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