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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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was ich für wahr gehalten hatte, war eine Lüge …«
    Er schüttelte traurig den Kopf, und seine Kehle war so zugeschnürt, dass er nicht weitersprechen konnte. Es war Thor, der jetzt sprach: » Am Ende konnten sie ihn nur dadurch zum Schweigen bringen, dass sie ihn als Verräter vor Gericht brachten. Sie schwärzten ihn als Lügner und Aufhetzer an. Sie legten falsche Beweise vor. Falsche Zeugen – alles Silbmagier. Sein Bürgerrecht wurde widerrufen, und er verlor sein Geschäft. Er wurde unwiderruflich von den Wahrer-Inseln verbannt. Man machte ihn zu einem Nicht-Wahrer, weil er die Wahrheit gesagt hatte.«
    Thor Reyder beobachtete mich genau, als er das sagte, als wollte er meine Reaktion sehen. Ich hatte immer noch keine Ahnung, wieso er wollte, dass ich diese Geschichte hörte. Ich richtete mich jetzt an ihn. » Auf manch anderer Insel wäre er für weniger getötet worden.«
    » Ja«, pflichtete Minus mir bei. » Aber wir sollten besser sein. Wir sind Wahrer.« Er beugte sich über sein Getränk und sah mich nicht wieder an.
    Thor Reyder und ich verließen ihn kurz darauf und kehrten zur Trunkenen Scholle zurück. Meine Hand schwebte dicht über dem Schwertgriff, den ganzen Weg lang. Reyder, dieser krabbenhirnige Trottel, trug immer noch kein Schwert, aber wir waren auch so ein beachtliches Paar, zu eindrucksvoll für die armseligen Verbrecher im Hafenviertel, als dass uns jemand angerührt hätte. Die einzige Person, die sich uns näherte, war ein Bettler, ein Mann, der ganz offensichtlich sowohl seinen Körper als auch seine Sachen seit ein oder zwei Jahren nicht mehr gewaschen hatte. Er schwätzte in halb irrer Weise, und ich vermutete, dass er zu den Opfern jener Politik gehörte – die die meisten Inseln der Ruhmesinseln befolgten –, derzufolge die Wahnsinnigen und unheilbar Kranken auf die Nehrung gebracht wurden. Reyder ließ ein paar Münzen in seine ausgestreckte Handfläche gleiten, und der Mann entfernte sich kichernd.
    Irgendwann auf dem Weg zurück fragte ich Reyder, warum er gewollt hatte, dass ich Minus treffe.
    » Ich dachte, es würde Euch zum Nachdenken bringen«, sagte er nicht ganz durchsichtig.
    Ich war jetzt noch verwirrter als zuvor. » Wieso sollte er das? Er hat mir nichts gesagt, das ich nicht schon wusste, zumindest so in etwa.«
    Ich sah zu ihm hin, während ich sprach, und erhaschte einen Blick auf sein Gesicht. Trauer stand darin. » Beunruhigt Euch diese Art von Falschheit nicht?«
    » Wieso sollte es das? Mich können sie nicht reinlegen! Abgesehen davon eignen sich Silbbegabte meistens besser als Herrscher – jedenfalls besser als Leute wie dieser Schneider Glock. Im Gegensatz zu anderen Inseln haben die Dunkelmagier es nie geschafft, die Kontrolle über die Wahrer-Insel zu erringen, und das liegt nur daran, dass dort Silbmagier herrschen. Also, was soll’s, dass die Methoden hinterhältig sind – sie setzen ihre Fähigkeiten wohlbringend ein, wenn sie erst in der Machtposition sind. Es gibt Regeln bezüglich des Gebrauchs der Silbmagie, und diese Regeln werden gewöhnlich befolgt. Hätte Froktor auf eigene Faust gehandelt, wäre er ausfindig gemacht worden und hätte mit schweren Strafen rechnen müssen. Er muss mit der Zustimmung des Rates gehandelt haben.«
    Thor Reyder starrte mich ausdruckslos an. Ich fühlte seine Enttäuschung mehr als dass ich sie sah, aber es kümmerte mich nicht sehr. Ich hatte nicht um seine Zustimmung gebeten.
    Er wechselte das Thema und begann, über seine Heimat zu sprechen, über die Versprengten. Es stellte sich heraus, dass ich einmal durch die kleine Stadt gekommen war, die sein Geburtsort war, und wir unterhielten uns eine Weile locker darüber, tauschten Geschichten über die köstlich gebratenen Hummer aus, die auf dem Marktplatz feilgeboten wurden, und die Art und Weise, wie die Berge ins Meer hinunterkullerten …
    Wir verabschiedeten uns in dem dunklen Gang vor meinem Zimmer. Ich konnte ihn nicht sehen, aber ich war mir seiner Anwesenheit nur zu bewusst, seiner Männlichkeit. Ich rechnete halb damit, dass er mich berührte, dass er mir ein Zeichen gab, dass er nichts dagegen hatte, mit mir das Bett zu teilen, aber er sagte nichts, und er tat auch nichts. Ich wusste nicht, ob ich enttäuscht oder nur gekränkt war. Ein Teil von mir hatte etwas Angst vor ihm, vor der Schärfe seines Humors, vor dem dunklen, grüblerischen Etwas in seinen meerblauen Augen.
    Er war mir ein Rätsel, und Rätsel waren gefährlich.
    Nur etwa eine halbe

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